Schallmeiner/Grüne: Pflege braucht echte Lösungen und vernünftige Arbeitsbedingungen
„Wer glaubt, dass die Schwerarbeitspension für Pflegekräfte ein gangbarer Weg der Entlastung ist, ignoriert die Realität dieser Berufsgruppe“, heißt es von Ralph Schallmeiner, Pflegesprecher der Grünen. Klar ist, Pflege ist schwere Arbeit. Allerdings greift die Debatte rund um die Aufnahme der Pflegeberufe in die Schwerarbeiterregelung, welche die neue Regierung gestern präsentiert hat, zu kurz und lenkt vom eigentlichen Problem ab.
Das zentrale Problem: Die Voraussetzung von 45 Versicherungsjahren ist für viele schlicht nicht erreichbar – insbesondere für Frauen. Derzeit erfüllen nur 25 Prozent aller Pensionist:innen diese Bedingung, bei Frauen liegt der Anteil sogar bei mageren 4 Prozent. Daran wird sich auch in Zukunft wenig ändern, denn die Schwerarbeitspension kann frühestens mit 60 angetreten werden – zu einem Zeitpunkt, zu dem viele Pflegekräfte den Beruf aufgrund physischer und psychischer Belastungen längst nicht mehr ausüben können.
„Was es wirklich braucht, sind gezielte Entlastungsmaßnahmen die bereits während des Berufsleben greifen. Wir Grüne haben in der letzten Gesetzgebungsperiode unter Minister Rauch einen Vorstoß mit der Entlastungswoche ab 43 erzielt. Die nächsten Schritte wären beispielsweise die Verkürzung der Arbeitszeiten, höhere Personalschlüssel oder Dienstplansicherheit. Um die Menschen für die schwere Arbeit im Pflegesektor zu honorieren braucht es handfeste Lösungen und keine unerreichbaren Luftschlösser,“ erklärt Schallmeiner.
Auch der Vorschlag, Praktika in der Ausbildung als Versicherungszeiten anzurechnen, bringt kaum Entlastung: Der frühestmögliche Start in die praktische Ausbildung am Bett ist mit 17 Jahren möglich – damit bleiben nur 43 Jahre bis zum 60. Lebensjahr. Selbst wenn 50 Prozent der Ausbildungszeit angerechnet würden, erreichen Pflegekräfte bestenfalls mit 63,5 Jahren die geforderten 45 Versicherungsjahre – vorausgesetzt, es gibt keinerlei Unterbrechungen im Erwerbsverlauf. Profitieren würden von der neuen Regelung höchstens Quereinsteiger:innen, die zu Beginn ihrer beruflichen Karriere einen Lehrberuf gelernt haben.
„Fast schon paradox ist, dass viele Beschäftigte im Pflege- und Sozialbereich den Beruf gar nicht bis 60 ausüben können und stattdessen früher in eine Invaliditäts- oder Berufsunfähigkeitspension wechseln müssen“, so Schallmeiner. „Gerade diese Erkenntnis zeigt doch, dass es viel früher anzusetzen gilt. Das klare Ziel muss sein, vernünftige Arbeitsbedingungen zu schaffen um die Menschen gesund in Pension schicken zu können oder die Schwerarbeiterregelung so anzupassen, dass alle Pflegekräfte davon profitieren können.“
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender. Grüner Klub im Parlament