Tag der Biodiversität: Österreichs Nationalparks präsentieren sich als effektive Hüterinnen der bedrohten Artenvielfalt
Die Nationalparks Austria nahmen den internationalen Tag der Biodiversität zum Anlass, um auf einem Nationalpark-Campus in der Wiener Innenstadt ihre außerordentliche Schutzwirkung für Tiere, Pflanzen und Naturräume darzustellen. Klimaschutzministerin Gewessler betonte dringenden Handlungsbedarf angesichts der Biodiversitätskrise.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Mehr als 44.000 Tier- und Pflanzenarten sind auf der neuesten Roten Liste der Weltnaturschutzorganisation IUCN als vom Aussterben bedroht kategorisiert. Das sind 28 Prozent der mehr als 157.000 von der IUCN erfassten Arten.
„Weltweit beobachten wir eine dramatische Biodiversitätskrise: Tier- und Pflanzenarten, Naturlandschaften, biologische und genetische Vielfalt gehen immer schneller und in immer größerem Ausmaß verloren. Es ist dringend notwendig, dieser besorgniserregenden Entwicklung entgegen zu treten“, sagte Leonore Gewessler, Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, bei einem Pressegespräch am Nationalpark-Campus, der am Dienstag an prominenter Stelle neben dem Wiener Burgtheater errichtet wurde.
Artenschutz beginnt vor der Haustüre
Die sechs österreichischen Nationalparks Hohe Tauern, Neusiedler See – Seewinkel, Donau-Auen, Kalkalpen, Thayatal und Gesäuse wirken angesichts des fortschreitenden Artenverlusts als effektive Gegenstrategie. Trotz ihrer beschränkten Ausdehnung von knapp drei Prozent der Landesfläche, entwickeln sie eine immense Schutzwirkung: Über 70 Prozent der wichtigsten heimischen Artengruppen sind in den Nationalparks vertreten.
In Österreich wird im Vergleich zu anderen europäischen Ländern zwar eine sehr hohe Artenvielfalt beobachtet, aber auch hierzulande ist diese stark rückläufig. Besonders davon betroffen sind Reptilien und Amphibien. Doch auch die Zahl von Insekten- und Pflanzenarten nimmt ab − eine Entwicklung, die auch im Zusammenhang mit der Herausforderung Klimakrise bedenklich ist.
Biodiversität stärkt Resilienz in der Klimakrise
„Eine intakte und vielfältige Natur kann sich besser an veränderte Umweltbedingungen anpassen, die aufgrund der Klimakrise zu erwarten sind. Gerade in einer Gesellschaft, die sich in Richtung Klimaneutralität und Nachhaltigkeit entwickelt, muss Biodiversität in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rücken. Unsere Nationalparks sind hier wichtige Partner, sie bergen Natur- und Pflanzenschätze und helfen in der Vermittlung wie wichtig der Erhalt der Artenvielfalt ist“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.
„Die Unterschutzstellung von Flächen ist sehr wirkungsvoll, wenn es darum geht, Gefährdungen unserer Naturräume entgegenzuwirken“ ergänzte Biodiversitätsforscher Thomas Wrbka. „Ein Nationalpark verhindert den weiteren Verlust von Lebensräumen für Tiere und Pflanzen. Er verhindert aber auch die Verschlechterung der Qualität von Lebensräumen, etwa ihre Aufspaltung durch Siedlungen oder Straßen. Die Vernetzung von Schutzgebieten ist für den Artenschutz daher essenziell. Es gibt hier aber noch viel zu tun.“
Christian Übl, Obmann der Nationalparks Austria und Direktor des Nationalparks Thayatal, ging näher auf die Hintergründe für die effektive Schutzwirkung der österreichischen Nationalparks ein. „Sie ergänzen einander aufgrund ihrer Lage sehr gut. Das Zusammenwirken von alpinen, pannonischen und nördlich-kontinentalen Nationalparks ist ein wichtiger Faktor.“ Die Parks kooperieren darüber hinaus auch bei einer Vielzahl von Projekten. „Derzeit erheben wir zum Beispiel gemeinsam den Bestand von Boden-Pilzen und Arthropoden in den Schutzgebieten. Arthropoden sind der individuenreichste im Boden lebende Tierstamm und ein wichtiger Teil der organischen Bodensubstanz – trotzdem ist über ihn noch sehr wenig bekannt. Böden aus naturnahen und vielfältigen Ökosystemen können enorme Mengen an CO2 speichern und so eine zentrale Rolle bei der Bewältigung der Klimakrise spielen“, so Übl weiter.
Die Nationalparks kommen in die Stadt
Der Nationalpark-Campus ermöglichte es den Besucher:innen, die Schutzgebiete hautnah zu erleben – und das mitten in der Großstadt. Wo in Österreich schweift der Luchs umher? Wo gibt es die größten Gletscher? Und wann ist die beste Zeit, um die Graugänse mit ihren kleinen Gösseln zu beobachten? Nationalpark- Ranger:innen beantworteten diese und andere Fragen und gaben in sechs Stationen einen Einblick in ihre Nationalparks, vom höchsten Gipfel der Alpen bis zu den weiten pannonischen Tiefebenen.
Ranger:innen spielen als wichtiges Verbindungsstück zwischen Natur und Mensch eine zentrale Rolle in den Nationalparks. Denn auch Information und Umweltbildung ist eine wichtige Aufgabe der Nationalparks. Umso erfreulicher war es, dass am Aktionstag Abschlusszertifikate an jene frischgebackenen Ranger:innen verliehen werden konnten. Sie haben ihren Ausbildungskurs erfolgreich absolviert, in dem umfassende Grundlagen der österreichischen Tier- und Pflanzenwelt ebenso vermittelt werden, wie pädagogische Fähigkeiten der Naturvermittlung.
Über Nationalparks Austria
Der Dachverband Nationalparks Austria vereint die sechs österreichischen Nationalparks und fördert seit 2011 die dynamische Weiterentwicklung der Schutzgebiete, die Umsetzung gemeinsamer Projekte und die öffentlichkeitswirksame Kommunikation geteilter Anliegen.
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