UNICEF Österreich: Die SDGs können nur durch die Verwirklichung der Kinderrechte erreicht werden
Als eines von mehreren Ländern führt Österreich heuer eine freiwillige nationale Überprüfung der Umsetzung der Agenda 2030 (Sustainable Development Goals, SDGs) im Rahmen des Hochrangigen Politischen Forums 2024 (HLPF) durch.
Maßnahmen und Fortschritte zur Umsetzung der Nachhaltigen Entwicklungsziele, wurden in einem Multi-Stakeholder Prozess erarbeitet, an dem auch UNICEF Österreich beteiligt war, und im heute präsentierten 2. Freiwilligen Nationalen Umsetzungsbericht der Agenda 2030 und der Nachhaltigen Entwicklungsziele (FNU) festgehalten. Der Bericht ist an der Frage ausgerichtet „Welche Transformationen in Richtung Nachhaltigkeit braucht es, um die Ziele der Agenda 2030 zu erreichen?“ und setzt die Schwerpunkte Soziales, Skills und Klima. Die Perspektive der Jugend, Geschlechtergleichstellung und die internationale Dimension wurden in allen 3 Kapiteln berücksichtigt. Der Umsetzungsbericht enthält weitere notwendige Schritte, um die Nachhaltigkeitsziele bis 2030 zu erreichen: den sozialen Zusammenhalt zu fördern, Vermittlung von für Nachhaltigkeit relevante Skills, sowie ein gutes Leben für alle innerhalb planetarer Grenzen. „Ein besonderer Fokus wird auf die Einbindung junger Menschen in die Umsetzung der Agenda 2030 gelegt, zumal Kinder und Jugendliche einerseits zu den vulnerabelsten Gruppen zählen und andererseits als Akteurinnen und Akteure des Wandels einen maßgeblichen Beitrag leisten können.“ Der Bericht baut dabei auf Daten und Indikatoren auf, die von der Bundesanstalt Statistik Austria bereitgestellt wurden. Ohne die Verwirklichung der Kinderrechte können die SDGs nicht erreicht werden. UNICEF betont daher die Wichtigkeit, an konkreten Fortschritten zur Erreichung der SDGs für Kinder und Jugendliche zu arbeiten.
Bezüglich jungen Menschen zeigt der Bericht u.a. Handlungsbedarf in folgenden Bereichen:
- Kinderarmut: zwar wurden schon Maßnahmen etwa gegen die Teuerung getroffen, zur Erreichung der SDGs muss jedoch ein besonderer Fokus auf die Bekämpfung von Kinderarmut, u.a. durch soziale Innovation, gelegt werden.
- Psychische Gesundheit: niederschwellige bedarfsgerechte Angebote sowie Prävention und Gesundheitskompetenz sind notwendig, um die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu stärken, da eine hohe Anzahl auch mitunter seit der COVID-19-Pandemie psychisch belastet ist.
- Abbau von Geschlechterstereotypen ist notwendig, um die Geschlechtergleichstellung voranzutreiben.
- Kinderbetreuung und Elementarpädagogik müssen weiter betreffend Öffnungszeiten und Qualität sowie Angebot im ländlichen Raum ausgebaut werden.
- Soziale & kulturelle Teilhabe junger Menschen an vielfältigen kulturellen Angebot ist auszubauen.
- Inklusion von jungen Menschen mit Behinderung, etwa am Arbeitsmarkt.
- Jungen Menschen müssen stärker Skills vermittelt werden, um auf eine sich wandelnde Zukunft lösungsorientiert vorbereitet zu sein.
- Unternehmerische Sorgfaltspflicht auch betreffend Auswirkungen in anderen Ländern muss gestärkt werden.
- Partizipation: Weiters ist die Einbeziehung von jungen Menschen in die Umsetzung der Nachhaltigen Entwicklungsziele zentral, etwa durch Empowerment und Partizipation betreffend der österreichischen Jugendstrategie.
- Klimaschutz: Weiters sind umfassende Maßnahmen zum Klimaschutz erforderlich, etwa durch den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und den massiven Ausbau erneuerbarer Energie.
- Weitere Entwicklungszusammenarbeit für die Umsetzung der SDGs im Sinne von „Leave no one behind“ etwa im Bereich Armutsbekämpfung, Geschlechtergleichstellung oder der Förderung von Kindern und Jugendlichen.
„Es gab in den letzten Jahren Fortschritte hinsichtlich der Erreichung der SDGs bis 2030, allerdings nicht genug. In Österreich haben wir Aufholbedarf, vor allem auch dahingehend, dass alle Lösungswege, die Kinderrechte im Fokus haben sollten. Kinder und Jugendliche müssen unbedingt bei der Erreichung der SDGs miteinbezogen werden. Sie sind eine der vulnerabelsten Gruppe, aber sie können gleichzeitig als Akteurinnen und Akteure große Beiträge leisten‘‘, sagt Corinna Geißler, Leiterin Advocacy & Kinderrechte bei UNICEF Österreich. „Gerade hinsichtlich zukunftsweisender Themen wie dem Klimaschutz, ist es unbedingt erforderlich, Kinder und ihre Rechte ins Zentrum aller Lösungen zu stellen. Auch im Bildungsbereich und in der Bekämpfung von Kinderarmut besteht in Österreich noch viel Handlungsbedarf.“
Empfehlungen von UNICEF
Die folgenden Grundsätze sollen dabei helfen, politische Inhalte zu formen, Prioritäten festzulegen und über die Debatte zur bestmöglichen Erreichung der Nachhaltigen Entwicklungsziele zu informieren. Sie dienen dazu eine bessere Zukunft festzulegen – und zwar für uns alle.
1. Die Rechte aller Kinder erfüllen – Kinderrechte und SDGs verknüpfen: Die Umsetzung der Kinderrechte muss zentraler Bestandteil von Plänen zur Erreichung der SDGs sein. Dazu zählt auch, Kinder in der Schule über ihre Rechte aufzuklären.
2. Monitoring – Datensammlung und -analyse sind entscheidend: Die Erfassung und Aufschlüsselung von kinderspezifischen Daten zur Erreichung der SDGs ist zentral, um Gruppen von Kindern zu identifizieren, die am stärksten von einem Risiko betroffen sind, benachteiligt zu werden.
3. Investitionen – Öffentliche Ausgaben auf Kinder und Jugendliche fokussieren: Investitionen in die Bildung, den Schutz, die Gesundheit und das Wohlergehen von Kindern müssen Priorität haben.
4. Aktivieren – Bewusstseinsbildung und bedeutungsvolle Partizipation von Kindern, Jugendlichen und jungen Menschen: Dies kann auf nationaler oder lokaler Ebene zum Beispiel durch einen Jugendrat in einer Gemeinde erfolgen.[CG2]
5. Partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Menschen stärken: Kinder und Jugendliche bringen Kreativität, Energie und Fähigkeiten ein, die für die Erreichung der Sustainable Development Goals notwendig sind.
6. Einbindung des privaten Sektors: Unternehmen spielen eine große Rolle bei der Erreichung und Umsetzung der SDGs. Deshalb sollten sie auch bei der Erarbeitung von derartigen Plänen einbezogen werden und ihre direkten und indirekten Auswirkungen auf Kinder Beachtung finden.
Für Kinder sind 45 der SDG Indikatoren relevant. Die Datenerfassung hat sich in den letzten Jahren positiv entwickelt, es liegen daher für diesen Bericht umfangreichere Daten vor. Dennoch bestehen weiterhin Datenlücken, etwa im Bereich FGM. Es ist für die Erreichung der SDGs enorm wichtig Daten aufgeschlüsselt und strukturiert zu erfassen, um auch relevante Entwicklungen über die Zeit verfolgen zu können und entsprechende gezielte Maßnahmen treffen zu können. Kinder müssen in die Implementierung und die Umsetzung von Maßnahmen mit einbezogen werden, denn schließlich wird hier die Welt gestaltet, in der sie künftig leben werden.
UNICEF Österreich setzt daher Projekte, wie Kinderfreundliche Gemeinden, Kinderrechteschulen und den Kreativwettbewerb „Denk dir die Welt“ um, damit Kinder in die Entwicklung von Maßnahmen für eine bessere Welt von morgen miteinbezogen werden und eine Plattform erhalten, ihre Meinung und Ansichten auszudrücken.
UNICEF Österreich macht in seiner Arbeit auf die Relevanz der Kinderrechte für eine erfolgreiche Umsetzung der Nachhaltigen Entwicklungsziele aufmerksam. UNICEF Österreich ist Mitglied von SDG Watch Austria, einer zivilgesellschaftlichen Plattform, die sich für eine ambitionierte Umsetzung der Agenda 2030 und ihrer 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) in Österreich einsetzt.
Die UNICEF-Daten zum Fortschritt von Österreich finden Sie hier.
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