Sportwetten in Österreich endlich als Glücksspiel anerkennen und damit Maßnahmen zum Schutz der Gesellschaft umsetzen
Österreich ist das einzige Land der EU, indem Sportwetten rechtlich nicht als Glücksspiel behandelt wird. Dies hat negative Auswirkungen auf Spielerschutzmaßnahmen, Besteuerung und Werbevorgaben.
Wir, eine österreichweite Plattform bestehend aus Organisationen aus den Bereichen Suchtprävention und -koordination, Selbsthilfegruppen sowie ambulanter und stationärer Suchthilfeeinrichtungen, haben einen offenen Brief verfasst. Unter dem Titel „Sportwetten = Glücksspiel“ richtet sich der Brief an politische Entscheidungsträger und Entscheidungsträgerinnen und fordert sie auf, umgehend Maßnahmen zu ergreifen. Der offene Brief ist online abrufbar unter: www.fachstelle-gluecksspielsucht.at/
Sportwetten sind aufgrund ihrer zufallsbasierten Natur und des Einsatzes von Geld unumstritten als Glücksspiel zu betrachten. Umfangreiche Forschungsergebnisse[1] belegen eindeutig das hohe Suchtpotenzial von Sportwetten und die damit verbundenen schwerwiegenden negativen Auswirkungen wie finanziellen Ruin, psychische Belastung und soziale Zerwürfnisse. Die stark steigenden Wetteinsätze spiegeln den unkontrollierten Trend wider und führen nachweislich zu einer dramatischen Zunahme von Spielsuchtproblemen, wie aktuelle Behandlungsdaten belegen. Zudem üben große Fußballereignisse wie die Europameisterschaft oder die Weltmeisterschaft einen bedeutenden Einfluss auf das Wettverhalten aus und tragen zur erhöhten Gefahr von nachhaltigen Problemen und Spielsucht bei. Die intensive Werbung im Zusammenhang mit diesen Ereignissen und die damit verbundene hohe Emotionalität erhöhen das Risiko für problematisches Wettverhalten, insbesondere bei jungen Männern.[2]
[1] Quelle: s. offener Brief
[2] International Journal of Mental Health and Addiction (2023) 21:3076–3102 https://doi.org/10.1007/s11469-022-00775-4
Unsere Forderungen:
1. Sportwetten sollen als Glücksspiel anerkannt und gesetzlich geregelt werden, um angemessene Regeln und den Schutz der Verbraucher sicherzustellen. Dazu gehört auch eine Besteuerung, die der Einstufung als Glücksspiel entspricht.
2. Beschränkungsmaßnahmen: Einführung verlässlicher Altersüberprüfungssysteme und branchenübergreifender Schutzsysteme mit festen Verlust- und Zeitlimits sowie die Schaffung eines österreichweiten und/oder EU-weiten Sperrregisters.
3. Regulierung der Werbung: Strikte Beschränkungen für Werbung, um problematisches Spielverhalten einzudämmen und besonders junge Menschen zu schützen. Dies umfasst klare Zielgruppenbeschränkungen, Sendezeiten und transparente Warnhinweise über die Risiken von Glücksspiel.
4. Zweckwidmung der Steuereinnahmen: Die Einnahmen aus der Besteuerung von Sportwetten sollen für Maßnahmen zur Prävention und Behandlung von Glücksspiel- und Wettsucht, sowie für die Förderung des Sports verwendet werden.
5. Einbeziehung von Glücksspielexperten und Glückspielexpertinnen in Ausschüsse und Beiräte zur Zusammenarbeit und Koordination bei der Suchtbehandlung und Aktualisierung von Glücksspielthemen in Plänen und Strategien zur Suchtpolitik.
Die zunehmende Verbreitung von problematischem Spielverhalten und Spielsucht im Zusammenhang mit Sportwetten erfordert eine sofortige und entschlossene Reaktion der Politik. Nur durch die Umsetzung umfassender und strenger Regulierungsmaßnahmen sowie die Gewährleistung eines rigorosen Spielerschutzes können die negativen Auswirkungen von Glücksspielen eingedämmt und das Wohlergehen unserer Gesellschaft gesichert werden.
Daher fordern wir die politischen Entscheidungsträger und Entscheidungsträgerinnen auf, die Inhalte dieses offenen Briefes unverzüglich zu berücksichtigen und sich mit aller Dringlichkeit für die Umsetzung der geforderten Maßnahmen einzusetzen.
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender. Fachstelle Glücksspielsucht Stmk c/o b.a.s.