TV-Ansprache von Bundespräsident Alexander Van der Bellen zum Europatag am 9. Mai 2024: „Wir entscheiden“ | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

TV-Ansprache von Bundespräsident Alexander Van der Bellen zum Europatag am 9. Mai 2024: „Wir entscheiden“

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Wien (OTS) – Liebe Österreicherinnen und Österreicher und alle, die hier leben!

Heute ist die Geburtsstunde der Europäischen Union, der Europatag.

An diesem Tag wurde eine Entscheidung getroffen: Statt gegeneinander Kriege zu führen, sollten Europas Staaten zusammenarbeiten und ein Leben in Frieden, Freiheit und Wohlstand führen.

Das war heute vor 74 Jahren.

Und in genau einem Monat treffen wir wieder eine Entscheidung: Wir wählen unsere Abgeordneten zum Europäischen Parlament.

Wir entscheiden, Sie entscheiden, welchen Auftrag wir dem neuen Europäischen Parlament mitgeben. Es geht dabei aber nicht darum, was in Brüssel passiert. Es geht darum, was wir wollen. Wir entscheiden, welche Ideen von Europa wir gut finden.

Wie sichern wir Frieden.
Wie verteidigen wir diesen Frieden.
Was tun wir gegen die Klimakrise.
Wie stärken wir unsere Wirtschaft und unseren Wohlstand.
Wie sichern wir eine nachhaltige Energieversorgung.
Wie verkleinern wir die Kluft zwischen Arm und Reich.
Wie gehen wir mit Flucht und Migration um.
Wie wichtig sind uns Menschenrechte.

Und wie wird das Europa aussehen, in das unsere Kinder hineingeboren werden?

Wollen wir im Weltmaßstab 27 Zwerge sein oder eine ernstzunehmende Macht? Ein schwaches oder ein selbstbewusstes Europa?

Wir entscheiden das.

Autokratien auf der ganzen Welt – siehe Russland – versuchen gezielt, unsere liberale Demokratie in Europa zu schwächen. Sie streben nach mehr Macht, mehr Land, mehr Einfluss. Ein schwaches Europa wäre verletzlich. Und es wäre ohnmächtig gegenüber diesem Einfluss.

Ein starkes, unabhängiges Europa aber kann sich gegen Einflüsse wie diese wehren: Mit einer gestärkten Demokratie, mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern, integren Politikerinnen und Politikern, einer intakten Medienlandschaft und einem funktionierenden Rechtssystem.

Und offen gesagt: Wir müssen uns auch darauf vorbereiten, unser Europa gegen militärische Angriffe zu verteidigen.

Meine Damen und Herren,
die großen Aufgaben unserer Zeit, etwa die Klimakrise, betreffen nie nur ein Land. Daher müssen wir diese großen Probleme auch im Großen anpacken. Gemeinschaftlich und vereint, als Europäische Union.

Wir entscheiden, ob diese Union in einzelne kleine Teile zersplittert oder ob wir Europäerinnen und Europäer gemeinsam etwas für uns alle weiterentwickeln wollen.

Verstehen Sie mich nicht falsch. Diese kleinen Teile, die sind alle wunderbar. Reich an Kulturen, Bräuchen, Sprachen. Und wir alle lieben unser wunderschönes Österreich.

Aber: Um das Kleine – unser Land – zu schützen muss das Große – das vereinte Europa – stark sein.

Meine Damen und Herren,
wir erleben jeden Tag, was wir in der Europäischen Union alles können:

Wie einfach wir reisen.
Wie vernetzt wir arbeiten.
Wie effizient wir Krisen bewältigen.
Wie frei wir sind: Also wie wir leben, wen wir lieben, woran wir glauben.

All das fällt aber nicht einfach so vom Himmel. Wir müssen schon auch was dafür tun.

Wenn also am 9. Juni die Europa-Wahl stattfindet, denken Sie daran:
Es ist nicht egal, ob Sie hingehen oder nicht.

Gestalten wir Europa so, wie wir es uns wünschen, und wie wir es unseren Kindern wünschen.

Wehrlos – oder wehrhaft?
Voll Sorge – oder voller Zuversicht?
Einsam – oder gemeinsam?

Wir alle entscheiden. Am 9. Juni.

Sie ahnen vermutlich schon, was jetzt kommt. Aber ich sage es trotzdem, weil es eben so wichtig ist:

Nehmen Sie an der EU-Wahl teil. Ihre Kinder und Enkelkinder werden es Ihnen danken.

Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend!

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