Giftige Blumen-Grüße
Die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 hat gemeinsam mit der Arbeiterkammer Oberösterreich kurz vor dem Muttertag Blumensträuße auf Pestizid-Rückstände untersuchen lassen. In einem unabhängigen Labor wurden dabei 16 Proben von neun Anbietern auf über 600 verschiedene Pestizide getestet. Die Ergebnisse: Alarmierend!
In unserem Test fanden wir keinen einzigen Blumenstrauß, der nicht mit Pestiziden belastet war. 32 verschiedene Pestizide auf einem Blumenstrauß – wer möchte so etwas der Mutter schenken“, hält GLOBAL 2000-Pestizidexpertin Dr. Waltraud Novak fest. „Die gefundenen Wirkstoffe bergen zum Teil ernsthafte Gesundheitsrisiken. Krebserregend, fortpflanzungsschädigend oder den Hormonhaushalt störend sind nur einige der möglichen Auswirkungen.“
Besonders besorgniserregend: Bei zwei Drittel der getesteten Blumensträuße fanden sich gleich 14 oder mehr Pestizid-Wirkstoffe. Diese Pestizidcocktails sind besonders problematisch, da sich die Giftigkeit einzelner Substanzen in den Mischungen noch deutlich erhöhen kann. Diese Wechselwirkungen zwischen Pestiziden sind noch nicht ausreichend untersucht und auch nicht Teil des Zulassungsverfahrens.
„Eigentlich“ verboten
Fehlende Einfuhr-Bestimmungen öffnen dabei selbst jenen Pestiziden Tür und Tor, die in der Europäischen Union gar nicht mehr verwendet werden dürfen. Auf drei Viertel der untersuchten Proben fanden sich Wirkstoffe, die in der EU nicht zugelassen sind. Darunter etwa gesundheitlich besonders bedenkliche Substanzen wie Carbendazim, Chlorpyrifos und Iprodion. Ersteres ist bereits seit einem Jahrzehnt nicht mehr zugelassen, da Carbendazim als mutagen und fortpflanzungsschädigend eingestuft ist. Es kann genetische Defekte verursachen, die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und sogar das Kind im Mutterleib schädigen. „Schnittblumen kommen zum Muttertag meist aus Ländern wie Kenia, Tansania oder Ecuador“, führt Novak aus. „Dort gelten die europäischen Bestimmungen nicht und die Arbeiter:innen auf den Blumenfarmen müssen oft ohne Schutzkleidung mit den giftigen Substanzen hantieren“.
Die Herkunftsangaben auf den untersuchten Sträußen ließen allerdings zu wünschen übrig: Entweder gab es gar keine Herkunftsbezeichnung, oder es war als Ursprung der Blumen Niederlande angegeben. Dies ist erlaubt, da die Blumen über den großen Hafen Rotterdam in die EU importiert werden. „Ein positives Ergebnis können wir allerdings erwähnen“, erzählt Novak: „Auf einem Tulpenstrauß aus Österreich wurde nur ein Pestizid-Wirkstoff nachgewiesen“.
Gesetzlich nicht geregelt
Als Grundproblem sieht Novak, dass es in Europa kein Gesetz gibt, welches Pestizidrückstände auf Zierpflanzen regelt. GLOBAL 2000 fordert daher von Landwirtschafts- und Gesundheitsminister, sich auf EU-Ebene für eine rasche Einführung von gesetzlichen Grenzwerten bei Zierpflanzen und Schnittblumen einzusetzen. Auch muss das von der EU angedachte Exportverbot für nicht-zugelassene Pestizide rasch in die Umsetzung kommen. „Es müssen endlich die notwendigen Schritte gesetzt werden, um Arbeiter:innen und Konsument:innen gleichermaßen zu schützen“, appelliert Novak.
Am besten selber pflücken oder Bio kaufen
„Ein selbst gepflückter, bunter Wiesenstrauß kommt von Herzen und schadet weder den Arbeiter:innen noch der Umwelt“, ist Novak überzeugt. „Weiters empfehlen wir Konsument:innen, im Geschäft nach Blumen aus biologischem Anbau zu fragen, denn bei Bio dürfen keine chemisch-synthetischen Pestizide eingesetzt werden. Auch Pflanzen aus heimischem Anbau sind eher zu empfehlen als solche von weit her. In Österreich gibt es auch schon einige sogenannte „Slowflower“ Betriebe, die heimische Blumensträuße garantiert ohne Pestizide herstellen. Nicht zuletzt sind aber auch die großen Händler in der Verantwortung, Blumen anzubieten, deren Produktion und Handel nicht die Umwelt vergiften und die menschliche Gesundheit gefährden,“ so Novak abschließend.
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