Heimische Wälder – wichtige Partner in der Bewältigung der Klimakrise
Die heimischen Wälder sind nicht nur mit fast 50 % der Landesfläche ein großer Lebensraum, sie binden mit 800 Millionen Tonnen Kohlenstoff das 40-fache der jährlichen Treibhausgasemissionen von Österreich. Wie durch Holz noch mehr CO2 in Gebäuden gebunden werden kann, welchen Beitrag Wälder für die Biodiversität leisten können und was die heimischen Wälder brauchen, um in Zeiten vom Klimawandel nicht selbst zur Kohlenstoffquelle zu werden, darüber berät die EGU Biodiversitäts-Taskforce. Bei der Generalversammlung der europäischen Geowissenschaftlichen Union (EGU), die vom 14. bis 19. April im Austria Center Vienna stattfindet, werden diese und weitere Lebensgrundlagen für die Menschheit diskutiert. Der öffentliche Vortrag und Dialog mit der Wiener Bevölkerung steht ganz im Zeichen des Weltraums.
„Die großen Herausforderungen der Zeit wie Klimawandel, Biodiversität und Energiekrise brauchen eine ganzheitliche Perspektive und ein interdisziplinäres Zusammenarbeiten. Wälder haben in diesen Zeiten eine besondere Bedeutung, denn sie helfen, die Folgen des Klimawandels abzuschwächen, indem sie das Lokal- bzw. Regionalklima beeinflussen können. Sie absorbieren Kohlenstoff aus der Atmosphäre und sind wichtig für die Biodiversität. Gleichzeitig sind sie selbst vom Klimawandel betroffen und können auch sehr schnell zu einer Kohlenstoffquelle werden und den Klimawandel – beispielsweise durch Waldbrände – anheizen. Daher ist ein kluges Waldmanagement gefragt, das vorausschauend den Klimawandel berücksichtigt und daher schon früh eingreift – beispielsweise durch naturnahe Waldwirtschaft oder Offenheit in Hinblick auf neue Baumartenzusammensetzungen“, so DI Dr. Viktor Bruckman, EGU-Sektionsvorsitzender für Energie, Ressourcen und Umwelt (ERE) sowie Mitarbeiter bei der Geowissenschaftlichen Kommission (GEOK) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).
Klimapartner: Wälder binden 40-fache Menge jährlicher Treibhausgasemissionen
„Derzeit sind in Österreich rund 800 Millionen Tonnen Kohlenstoff im Holz der Bäume und im Waldboden gespeichert. Das entspricht der 40-fachen Menge der jährlichen Treibhausgasemissionen Österreichs. Das macht Wälder zu einem besonders wichtigen Partner in der Bewältigung der Klimakrise“, so Bruckman. Holz ist auch ein wichtiger Rohstoff und Energielieferant. Daher ist eine Mehrfachnutzung von Holz und damit eine möglichst langfristige Bindung von CO2 wichtig. „Das Holz kann so für den Holzbau verwendet werden und damit das CO2 in den Gebäuden binden. Werden Gebäude nicht mehr gebraucht, kann es dann im letzten Schritt zu einer thermischen Nutzung kommen“, erklärt der Experte. Führt man sich vor Augen, dass die Zementindustrie 30 % des Kohlenstoffs weltweit emittiert, kann hier durch die Nutzung von Holz als Baumaterial sehr viel an CO2-Emmissionen eingespart und viel für den Klimaschutz getan werden.
Wälder als wichtiger Hebel für Biodiversität
Wichtig sind Wälder auch für den Erhalt der Biodiversität. Kein Wunder also, dass knapp die Hälfte der europäischen 2.000-Natura-Schutzgebiete Wälder sind. Insgesamt sind 21% der europäischen Wälder bzw. eine Fläche von über 380.000 km2 und 13 % der österreichischen Wälder bzw. rund 17.700 km2 dadurch besonders geschützt. Hinzu kommt, dass 47, 9 % der österreichischen Fläche aus Wäldern besteht und durch die aufgelösten kleinen Almwirtschaften die Waldfläche in Österreich derzeit auch noch zunimmt. „Wichtig ist hier jedoch nicht nur, dass es generell Wald gibt, sondern auch, dass dieser ökologisch wertvoll ist. Gleichaltrige Fichtenmonokulturen außerhalb der Bereiche ihres natürlichen Vorkommens bieten beispielsweise weniger Arten einen Lebensraum und sind generell ein sehr labiles Ökosystem. Starkwindereignisse oder ein Schädlingsbefall geben diesen Wäldern den Rest. Naturnahe bewirtschafte Wälder, die standortangepasste Baumbestände haben und verschiedene heimische Bäume in unterschiedlichen Lebensphasen umfassen und auch einen guten Totholzanteil vorweisen, sind wichtig für die Biodiversität und für die verschiedenen weiteren Funktionen, die Wälder erfüllen“, betont Bruckman. Dazu zählen auch Schutz vor Dürren und Überschwemmungen, Wasserverfügbarkeit und Wasserqualität, atmosphärische Feuchtigkeitszirkulation und Verringerung von Erosion sowie Minderung der Lawinengefahr.
Vom Wald in der Stadt bis hin zur „Neuentdeckung“ der Eiche im Wienerwald
Gerade weil sich mit dem Klimawandel auch die Rahmenbedingungen ändern, braucht es umso mehr eine naturnahe, vorausschauende Waldbewirtschaftung. „Im Fall von Städten zeichnet sich ein klarer internationaler Trend ab, dass Wälder in die Städte kommen müssen, denn ein hoher Anteil an Grünflächen in der Stadt bringt viele positive Effekte mit sich – von der Klimaregulierung, dem Wohlbefinden und auch – vielleicht überraschend – der Biodiversität“, betont Bruckman. Auch wenn in Österreich vielleicht nicht, wie in Japan, Waldflächen in die Stadt „transplantiert“ werden, bieten Dachterrassen, Parks und neue Grünflächen ein gutes Potenzial. Wichtig ist auch, auf Baumarten zu setzen, die mit stärkerer Hitze und trockenen Böden besser zurechtkommen. „Bisher ist beispielsweise die Buche im Wienerwald sehr dominant, in trockenen Sommern kommt sie jedoch stark in Bedrängnis. So gilt es hier die Eiche, die in diesem Gebiet im 18./19. Jahrhundert bereits sehr weit verbreitet war, und sich gerade für diese neuen Klimabedingungen gut eignet, wieder forciert im Wienerwald zu fördern“, erklärt der Experte. Ganz zentral ist für ihn, die Waldeigentümer mit ins Boot zu holen und deren Bedürfnisse und Erwartungen zu berücksichtigen. Viele Maßnahmen, die für die Umwelt gut sind, bedeuten auch für sie eine bessere Risikostreuung und letztlich langfristig besseren wirtschaftlichen Erfolg.
Geowissenschaftler laden Wiener Bevölkerung zur Diskussion
Ein breiter Dialog ist auch der zentrale Grund, warum die europäischen Geowissenschaftler im Rahmen der Jahresversammlung die Wiener Bevölkerung auch heuer wieder zu einem öffentlichen Vortrag am 16. April um 18.00 Uhr in den Festsaal der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) einladen. Mit dem Thema „Auf zu neuen Welten – Suche nach erdähnlichen Planeten und wie wir sie charakterisieren können“ wollen sie Einblicke in die geowissenschaftlichen Entwicklungen aus Erd-, Planeten- und Weltraumwissenschaften geben. Details zum Programm und zur Anmeldung: https://www.oeaw.ac.at/geok/detail/event/auf-zu-neuen-welten-1
Über die IAKW-AG und die EGU
Die IAKW-AG (Internationales Amtssitz- und Konferenzzentrum Wien, Aktiengesellschaft) ist verantwortlich für die Erhaltung des Vienna International Centre (VIC) und den Betrieb des Austria Center Vienna. Das Austria Center Vienna ist mit 21 Sälen, 134 Meetingräumen sowie rund 26.000 m2 Ausstellungsfläche Österreichs größtes Kongresszentrum und gehört zu den Top-Playern im internationalen Kongresswesen. Seit 2004 ist es Veranstaltungsort des alljährlichen europäischen Kongresses der Geowissenschaftlichen Union (EGU) mit seinen mittlerweile rund 20.000 Teilnehmern. Eine Woche lang werden so in Wien Zukunftstechnologien, Klima- und Naturschutz, Ressourcenfragen, Naturgefahren und viele weitere Lebensgrundlagen der Menschheit diskutiert.
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