Kinderfreunde: Prävention ausbauen statt Strafmündigkeit herabsetzen
Die Kinderfreunde sind entsetzt über das Ausmaß und die Brutalität des monatelangen Missbrauchs einer 12-jährigen Schülerin durch eine Gruppe Jugendlicher. „Solche Verbrechen müssen um jeden Preis verhindert werden“, stellt Jürgen Czernohorszky, Bundesvorsitzender der Kinderfreunde, klar. Der Fokus müsse auf Prävention gelegt werden: „Wir müssen in ein dichtes Netz an präventiven Maßnahmen investieren: In die Kinder- und Jugendhilfe, in aufsuchende Parkbetreuung und Sozialarbeit, in ein flächendeckendes Programm zur Bubenarbeit in allen Bildungseinrichtungen“, erklärt Daniela Gruber-Pruner, Bundesgeschäftsführerin der Kinderfreunde.
Die Kinderfreunde sprechen sich gegen eine Herabsetzung der Strafmündigkeit aus. „Ein Herabsetzen der Strafmündigkeit widerspricht zum einen den Kinderrechten. Zum anderen zeigen Erkenntnisse aus der Entwicklungspsychologie und den Neurowissenschaften: Die kognitive Entwicklung von Jugendlichen zwischen 12 und 13 Jahren ist noch nicht abgeschlossen. Sie können die Auswirkungen ihrer Handlungen nicht unbedingt verstehen und dementsprechend auch Strafverfahren nicht nachvollziehen“, führt Gruber-Pruner dazu aus.
„Es ist an der Zeit, dass Österreich wieder eine Vorreiterrolle bei Kinderrechten einnimmt und den Jugendgerichtshof wieder installiert, der vor über 20 Jahren von der schwarz-blauen Bundesregierung und Bundesminister Dieter Böhmdorfer abgeschafft wurde", fordert Czernohorszky. „Weltweit wurde Österreich für diese Einrichtung gelobt, bevor sie aus politischen Gründen abgedreht wurde“, so Czernohorszky. Kinder und Jugendliche haben vor Gericht spezielle Bedürfnisse und um diese zu erfüllen, müssen alle Beteiligten besonders ausgebildet werden. Gruber-Pruner: „Was für Täter gilt, muss umso mehr für die Opfer gelten: Auch im Opferschutz haben Kinder spezielle Bedürfnisse, die wir als Gesellschaft mit ausreichend Ressourcen und besonders ausgebildeten Personal erfüllen müssen.“
Es gehe jetzt um Problemlösung, nicht um Eskalation. Um die Bundesregierung rasch und zielgerichtet mit Expertise zu Kinderrechten, Kinderschutz und Gewaltprävention zu unterstützen, fordern die Kinderfreunde einen Runden Tisch im Justizministerium mit Expert:innen der Kinder- und Jugendhilfe, der Justiz, Opferschutzeinrichtungen und der sozialen Jugendarbeit
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