Zero Project macht zukunftsweisende Initiativen für gelebte Inklusion sichtbar | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

Zero Project macht zukunftsweisende Initiativen für gelebte Inklusion sichtbar

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Bei der heutigen Auftaktveranstaltung im Parlament zur diesjährigen Zero Project Conference präsentierten Nationalratsabgeordnete gemeinsam mit den Innovator:innen Lösungen und innovative Technologien für inklusive Bildung und IT.

Die Essl Foundation unterstützt mit dem Zero Project seit mehr als zehn Jahren die Umsetzung der Ziele der UN-Behindertenrechtskonvention und setzt dafür jedes Jahr ein weltweites Research- und Kommunikationsprogramm um. Ausgewählte innovative Lösungen werden im Rahmen der Zero Project Conference in den kommenden Tagen in der Wiener UNO-City ausgezeichnet. Abgeordnete aller im Parlament vertretenen Parteien haben je ein Projekt ausgesucht und sich bereit erklärt, für dessen Umsetzung in Österreich einen Beitrag zu leisten.

"Umgekehrte Integration" in der Schule

Das von ihr unterstützte Projekt sei ein Beweis dafür, dass inklusive Bildung funktioniere, sagte NEOS-Abgeordnete Fiona Fiedler. Das Schulzentrum Ungargasse (SZU), eine Höhere Technische Lehranstalt in Wien, nimmt vorrangig Schüler:innen mit Behinderungen auf und bietet ihnen die notwendige Unterstützung für die Teilnahme am Unterricht wie kostenlose Hilfsmittel und Assistenzlehrer:innen. 2023 hatte die Schule 1.200 Schüler:innen, davon 30 % mit Behinderungen. Wenn Schüler:innen beim gemeinsamen Lernen und Miteinander erkennen, dass jeder verschieden und gleichzeitig perfekt ist, beginnen die Barrieren im Kopf und in der Umwelt zu verschwinden, so Fiedler. Als Mentorin des Projekts werde sie zu einem Runden Tisch laden, um darüber zu diskutieren, wie dieses Konzept österreichweit Schule machen könne.

Im Schulzentrum Ungargasse (SZU) lernen Schüler:innen mit und ohne Behinderung alle nach demselben Lehrplan und erhalten ein gleichwertiges Zeugnis, berichtete Schulleiterin Martina Mikovits bei der Vorstellung des Projekts. Durch die Gemeinschaft entwickle sich bei allen eine besondere Haltung, welche die Schüler:innen für ihr ganzes Leben präge und damit positive Auswirkungen auf unsere Gesellschaft habe, so Mikovits.

"Case Manager" koordinieren Frühförderungsprogramme

Frühkindliche Förderung steht im Zentrum des Projekts, das von der FPÖ ausgewählt wurde, deren Vertreterin bei der Veranstaltung nicht persönlich anwesend sein konnte. Bei dem Projekt handelt es sich um eine Kooperative für Inklusion (CECD) in Portugal mit einem Konzept, das auf Case Manager basiert. Diese koordinieren die Frühförderung (ECI) von drei Ministerien – Bildung, Gesundheit sowie Arbeit und Soziales – und verbessern damit den Zugang von Familien zu ECI erheblich. 2021 erreichten 154 Case Manager fast 80.000 Menschen.

Eltern, die von der Behinderung ihres Kindes erfahren, haben viele Fragen und genau an diesem Punkt setze das Projekt aus Portugal an, erklärte Expertin Karin Praniess-Kastner. Für diese Eltern brauche es Beratung auf Augenhöhe zu praktischen Lösungen. Wichtig für betroffene Familien seien Zeit, finanzielle Unterstützung sowie Wissen über Therapie- und Bildungsangebote. Das portugiesische Projekt stelle die Wünsche der Eltern in den Mittelpunkt, aufgrund derer ein Plan für das Kind erstellt und umgesetzt werde. Die Case Manager stehen den Familien bei diesem Prozess als Begleiter:innen zur Verfügung.

Inklusives Ausbildungsprogramm für Medizin-Studierende

Das von Kira Grünberg (ÖVP) ausgewählte Projekt zielt auf ein verbessertes Zusammenwirken von Ärzt:innen und Menschen mit Behinderung ab. An der Johannes Kepler Universität (JKU) in Linz wurde ein Lehrplan für Entwicklungsmedizin erstellt, um künftige Ärzt:innen für die Bedürfnisse und Rechte von Menschen mit Behinderungen auszubilden. Module wie "Entwicklungsmedizin" und "Bestimmung von Entwicklungsprofilen" vermitteln das nötige Wissen, um Menschen mit Behinderungen angemessen medizinisch zu unterstützen. Von 2014 bis 2022 wurden alle 600 Medizin-Studierende der Fakultät in diesem neuen Lehrplan unterrichtet. Sie wolle sich dafür einsetzen, dass auch zu weiteren Medizinunis Brücken gebaut und die Türen für dieses Projekt geöffnet werden, sagte Grünberg.

Professor Johannes Fellinger aus Linz betonte, dass immer die Betroffenen die Expert:innen seien. Daher sei es wichtig, Medizin-Studierenden immer wieder zu vermitteln, dass der Wunsch der Patientin oder des Patienten im Mittelpunkt stehe und man als Mediziner:in nicht glauben solle, schon zu wissen, was die jeweilige Person brauche. Dazu gehöre die Haltung sich als Mediziner:in "barrierefrei" für Patient:innen mit Behinderung zur Verfügung zu stellen.

Inklusives Spiel-Set für alle Kinder

Sibylle Hamann (Grüne) stellte das australische Sozialunternehmen "Reach & Match" vor, das ein inklusives, spielbasiertes Lernprogramm für alle Kinder bietet. Spielen sei das wesentliche Mittel der frühkindlichen Kommunikation, um Beziehungen herzustellen und zu lernen, sagte die Abgeordnete. Mit Materialien, die alle Sinne anregen, könne dies unterstützt werden. Das Lernset besteht aus Sensormatten und Braille-/Druck-Alphabet-Platten mit Geräuschfunktionen, die sich unterschiedlich anordnen lassen. Laut der Gründerin eigne es sich nicht nur zur Entwicklung motorischer Fähigkeiten für Kinder mit Sehbehinderung, sondern könne auch inklusives Wissen für Kinder ohne Behinderung fördern. Inklusion muss nicht komplex sein, sagte sie. Seit 2014 wurde das Programm, inklusive Handbuch und Schulungen, von 35.000 Kindern in acht Ländern genutzt. Den Möglichkeiten der Nutzung in inklusiven Bildungssettings in Österreich will sich Abgeordnete Hamann fortan widmen.

Computer-App gibt jedem Kind eine Stimme

Das Projekt "Jedem Kind eine Stimme geben" richtet sich an Kinder mit Schwierigkeiten zu kommunizieren und wurde von UNICEF in Südosteuropa initiiert. Das Projekt nutzt eine Webanwendung zur assistierenden und alternativen Kommunikation für Kinder mit Sprach- und Sprechstörungen und integriert eine globale Datenbank mit über 20.000 Symbolen. Mit der Technologie soll sichergestellt werden, dass "jedes Kind eine Stimme hat", erklärte der UNICEF-Innovationsmanager. Darüber hinaus unterstützt das Projekt Fachkräfte und Eltern bei der Förderung der Kinder. Von dem Programm, das in Bulgarien, Kroatien, Montenegro, Nordmazedonien und Serbien eingeführt wurde, haben seit 2019 mehr als 3.000 Kinder profitiert. SPÖ-Mandatarin Verena Nussbaum betonte anhand dessen, dass es wesentlich sei, Inklusion niederschwellig zu leben. Jedes Kind müsse die gleichen Chancen haben. Dabei gelte es, trotz aller Möglichkeiten, die künstliche Intelligenz und technologische Innovationen bieten, auch die Pädagog:innen-Ausbildung grundlegend inklusiv zu gestalten, meinte Nussbaum.

Unter Beteiligung der Expert:innen wird in der Form von "round tables" mit den Abgeordneten besprochen, wie es mit all den heute vorgestellten Innovationen weiter gehen soll. Das biete ein wichtiges Forum, um Projekte zu Erfolgen werden zu lassen, sagte Parlamentsdirektor Harald Dossi. Er dankte abschließend den Proponent:innen, Expert:innen, Abgeordneten und insbesondere der Essl Foundation für die Bemühungen rund um das wichtige Thema Inklusion.

Abgerundet wurde die Auftaktveranstaltung zur Zero Project Conference von einer inklusiven Musikperformance des White Hands Chorus Nippon, einem Jugendchor, bei dem Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam, unter anderem in Gebärdensprache, musizierten. Inspiration für ihr Schaffen sei der in seinem Gehörvermögen schwer beeinträchtigte Ludwig van Beethoven, erklärte der japanischer Botschafter Ryuta Mizuuchi. (Schluss) bea/fan

HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung sowie eine Nachschau auf vergangene Veranstaltungen finden Sie im Webportal des Parlaments.


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