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Künstliche Intelligenz: Chancen und Grenzen im Gesundheitswesen

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Beim heutigen Parlamentarischen Forum zum Thema "Zukunftsgestaltung im Gesundheitswesen – Künstliche Intelligenz im Fokus" kamen Mediziner:innen und Expert:innen im Hohen Haus zusammen. Heinz Ludwig (Leiter des Wilhelminenkrebsforschungsinstituts), Johannes Huber (Außerordentlicher Professor an der Medizinischen Universität Wien), Christiane Druml (Vorsitzende der Bioethikkommission beim Bundeskanzleramt) sowie Rüdiger Stix (Honorarprofessor an der Sigmund Freud Privatuniversität) hielten Keynotes zu diesem komplexen Themenbereich (siehe Parlamentskorrespondenz Nr. 57/2024). In der anschließenden Podiumsdiskussion tauschten die Keynote-Speaker:innen ihre unterschiedlichen Sichtweisen zum Einsatz und zur Entwicklung von künstlicher Intelligenz aus.

KI und internationaler Wettbewerb

Die Expert:innen griffen dabei Themen wie den internationalen Wettbewerb in der Entwicklung von KI, deren Einsatz bei Diagnose und Therapieentscheidungen, moralisch-ethische Aspekte oder auch die Problematik von sogenannten "Deep Fakes" auf. Die Moderation der Podiumsdiskussion übernahm Günther Mayr, Leiter der ORF-Wissenschaft.

Heinz Ludwig, Leiter des Wilhelminenkrebsforschungsinstituts, meinte etwa im Hinblick auf die Durchführung von medizinischen Studien, dass eine gewisse Vorsicht beim Einsatz von KI für schnellere Ergebnisse angebracht sei, zumal erst zu beweisen sei, dass KI besser als bisherige Vorhersagemodelle funktioniere. Was den internationalen Wettbewerb betrifft, sei aus seiner Sicht die asiatische Gesellschaft bereits dabei, die technischen Revolutionen vorzunehmen. Aus Sicht von Rüdiger Stix, Honorarprofessor an der Sigmund Freud Privatuniversität, sei im Vergleich zu "High-Tech-Ländern" mit einer Arbeitszeit von 40 Wochenstunden bei der Entwicklung einer KI im Bereich der Chirurgie "kein Abfahrtslauf zu gewinnen". Es dürfe zwar keine Ausbeutung hinsichtlich der Arbeitszeiten geben, brauche aber die Möglichkeit, auch 70 Stunden in der Woche zu investieren. Aus seiner Sicht würde jedenfalls jeder Patient bzw. jede Patientin mit einem Schlaganfall zu seiner bzw. ihrer Rettung auf Spitalsärzt:innen "mit der besten KI" hoffen.

Johannes Huber, außerordentlicher Professor der Medizinischen Universität Wien, meinte, das Erlernen einer chirurgischen Intervention mit KI brauche Zeit. Auch er sieht in unterschiedlichen gesellschaftlich bedingten Arbeitsintensitäten einen der Gründe, warum aus "High-Tech-" oder asiatischen Ländern jene Chirurg:innen kommen würden, die ihm zufolge das Thema KI vor allem vorantreiben.

Das Thema der Arbeitszeitregelungen sei allein schon ein Faktor in der Kontinuität zwischen Arzt bzw. Ärztin und Patient:innen, räumte auch Christiane Druml, Vorsitzende der Bioethikkommission beim Bundeskanzleramt, ein. Beim Thema KI gehe es vor allem aber auch um die weitere Ausbildung der Ärzt:innen bzw. darum, umfassende Erfahrung zu sammeln. KI könne zwar einen Mangel an Erfahrung und Expertise kompensieren, wenn man deren Einsatz gut wähle. Dennoch sehe sie den Arzt bzw. die Ärztin als letzte Instanz.

Aus Sicht von Ludwig könnten mithilfe großer Datenbanken und Algorithmen die Diagnose und Therapieentscheidungen in Zukunft durchaus optimiert werden. Er gab aber auch zu bedenken, dass jede von Menschen geschaffene Innovation – von Atomkraft bis Dynamit – je nach Einsatz einen großen Nutzen darstellen, umgekehrt aber auch missbraucht werden könne. Huber gab sich diesbezüglich allerdings "vorsichtig optimistisch" – allen Katastrophen zum Trotz sehe er beim Menschen auch eine Evolution des Geistes und die Chance, dass sich dieser in eine humanere Richtung weiterbewege, auch hinsichtlich der Entwicklung von KI. Ludwig wiederum bezweifelte, dass es noch einen "Selektionsdruck" für das moralisch Bessere gebe.

Deep Fakes im Zusammenhang mit KI

Auch sogenannte "Deep Fakes" kamen als Thema im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz zur Sprache, die etwa Druml im Hinblick auf Meinungsbeeinflussung auch als Problem für die Demokratie sieht. Stix wiederum stellte den Unterschied dazu in Frage, wenn "vor 150 Jahren die Zeitung gelogen" habe. Insofern sei die Diskussion über eine diesbezügliche Regulierung aus seiner Sicht keine neue.

Was grundsätzlich die Nutzung von KI im Gesundheitswesen betrifft, gab Ludwig zu bedenken, dass etwa Armbanduhren mit Blutdruck- und Herzschlagmessung bereits im Alltag verwendet würden. Das sei ein erster Schritt im Kleinen und würde noch weiter perfektioniert werden. Er meinte dazu aber auch, dass sich im Großen etwa persönliche Gesundheitspläne für jede:n Einzelnen erstellen lassen könnten. Es gelte aber auch, nicht darauf zu warten, dass via KI alle Daten einfach "ins Haus geliefert" würden, sondern brauche immer auch Eigeninitiative, wenn es um die eigene Gesundheit gehe. (Schluss) mbu

HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung finden Sie im Webportal des Parlaments .


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