ÖÄK zum Apothekengesetz: Ärztliche Versorgung muss gesichert, nicht erodiert werden
Wie am Samstag bekannt wurde, ist ein Entwurf des Apothekengesetzes in Begutachtung geschickt worden. Demnach sollen Apotheken künftig Medikationsanalysen und einfache Gesundheitstests wie zum Beispiel Blutdruck- oder Blutzuckermessungen, aber auch Analysen von Harnproben und anderen körpereigenen Stoffen, sowie Venenmessungen durchführen, zudem soll die Einrichtung von ausgelagerten Abgabestellen und Filialapotheken erleichtert und die Öffnungszeiten ausgedehnt werden. Das hat Gesundheitsminister Johannes Rauch am Samstag bekannt gegeben. „Anstatt die wohnortnahe, ärztliche Versorgung tatsächlich zu stärken, soll also nun vieles an die Apotheken ausgelagert werden“, kritisiert Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer: „Das ist aber der falsche Weg, ein Pharmazeut ist kein Arzt, der seine Patienten nun einmal am besten kennt und daher bestens versorgen kann“, betont der ÖÄK-Präsident. „Alleine diese Gesundheitstests durch nicht-ärztliches Personal als Verbesserung für die wohnortnahe Versorgung zu bezeichnen, ist entlarvend“, unterstreicht Steinhart. Als positiv beurteilt er die geplante Ausweitung der Apotheken-Öffnungszeiten: „Das ist ein Schritt in die Richtung besserer Serviceleistungen.“
Stärken, statt schwächen
„Die Entlastung des niedergelassenen Bereichs erfolgt nicht über die Kompetenzerweiterung bei Apotheken, sondern über den Ausbau der öffentlichen Gesundheitsversorgung im niedergelassenen Bereich, der bis heute offenbar ein bloßes Lippenbekenntnis ist“, kritisiert Edgar Wutscher, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte. Zudem zeigt sich Wutscher davon irritiert, dass die Ärztinnen und Ärzte in die Reformüberlegungen nicht involviert wurden: „Beim gemeinsamen Ziel, die öffentliche Gesundheitsversorgung zu stärken, sollte eigentlich klar sein, dass die Ärztinnen und Ärzte bei entsprechenden Gesprächen und Überlegungen mit an Bord sind“, sagt Wutscher. Um die öffentliche Gesundheitsversorgung gerade im ländlichen Raum zu stärken, müsste auch ein Umdenken bei den ärztlichen Hausapotheken stattfinden. „Ärztliche Hausapotheken sind gerade im ländlichen Bereich die optimale Lösung für die wohnortnahe Versorgung, aber sie werden weiter aktiv reduziert“, kritisiert Wutscher. „Den Ärztinnen und Ärzten die Möglichkeit zu nehmen, gerade im ländlichen Raum ihre Patienten direkt, etwa bei einem Hausbesuch, mit den Medikamenten zu versorgen, aber gleichzeitig ausgelagerte Abgabestellen und Filialapotheken auszubauen, das ist definitiv der falsche Weg“, warnt Wutscher.
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