Skandalvideos von Hundeabrichtung in OÖ aufgetaucht | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

Skandalvideos von Hundeabrichtung in OÖ aufgetaucht

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Vergangenen Samstag fuhr ein Tierfreund am ÖGV-Hundeabrichteplatz in Alkoven (OÖ) vorbei, als ihm – sensibilisiert durch die aktuelle Berichterstattung – die dortigen Vorgänge auffällig vorkamen. Er stieg aus dem Auto und traute seinen Augen nicht. Geistesgegenwärtig zückte er sein Handy und filmte die schrecklichen Szenen – aus Angst so gut es ging hinter Bäumen versteckt – und sagt: "Sowas Furchtbares muss doch verboten sein! Die überforderte Frau reißt brutal an der Leine, kann ihren hochgepushten Schäferhund nicht halten und schreit ihn ständig hysterisch an. Und der Mann drischt mit einer Peitsche immer wieder auf ihn ein. Die machen die Hunde ja wahnsinnig! Das ist doch die ärgste Tierquälerei! Zudem haben die diese armen Hunde ja auch gar nicht unter Kontrolle! Mich wundert nicht, wenn so zugerichtete Hunde in einer Alltagssituation völlig unkontrollierbar und gefährlich werden können!" Er war knapp davor die Polizei zu rufen, entschied sich aber dann, die Videos an die Tierschutzorganisation PFOTENHILFE weiterzuleiten, die heute Ausschnitte auf https://youtu.be/Rz5ypcULpmM veröffentlicht.

PFOTENHILFE-Geschäftsführerin Johanna Stadler: "Ich bin schockiert über so viel Brutalität! Eigentlich ist so eine Tierquälerei verboten."

Auszug aus dem Bundestierschutzgesetz "Verbot der Tierquälerei":
§ 5. (1)Es ist verboten, einem Tier ungerechtfertigt Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen oder es in schwere Angst zu versetzen.
(2)Gegen Abs. 1 verstößt insbesondere, wer
2. die Aggressivität und Kampfbereitschaft von Tieren durch einseitige Zuchtauswahl oder durch andere Maßnahmen erhöht

"Da aber unser angeblich so gutes Tierschutzgesetz durch Lobbyismus mit Ausnahmen und Verordnungen weitgehend zahnlos gemacht wurde, scheint es sich auf Kosten der Tiere jeder so zu richten, wie er es gerade braucht. Das sei ja nur ein 'Sport' und ein 'Beutespiel', lauten die verharmlosenden Ausreden der Täter, so auch der ÖKV, dessen Mitglied auch der ÖGV-Alkoven ist, am Montag wieder in ORF-Thema. Wenn das schon an einer stark befahrenen Straße so brutal abläuft, dann möchte ich mir gar nicht vorstellen, wie es abseits der Öffentlichkeit zugeht!", ist Stadler entsetzt. "Und dann mangelt es noch massiv an Kontrollen, wenn keine ausdrückliche Anzeige erfolgt. Man kann ja auch keine Geschwindigkeitsbeschränkungen erlassen und diese dann einfach nicht kontrollieren!" 

Die PFOTENHILFE wird die Täter daher auf jeden Fall anzeigen, denn auch die auf dem Tierschutzgesetz basierende Hunde-Ausbildungsverordnung schreibt zumindest tierschutzkonforme Methoden vor:
§ 2. Abs. 1 Die Ausbildung des Hundes muss tierschutzkonform erfolgen. Dabei ist insbesondere zu berücksichtigen, dass keine Maßnahmen zur Anwendung kommen, die gemäß § 5 TSchG vom Verbot der Tierquälerei erfasst sind.

Petition an Tierschutzminister Rauch

Zudem startet die PFOTENHILFE noch heute eine Petition an Tierschutzminister Johannes Rauch, in der eine weitere Konkretisierung der Gesetzeslage gefordert wird, "damit es keine Schlupflöcher mehr für die Täter gibt, egal wie auch immer diese das abscheuliche Beißtraining mit dem Ziel, lebende Waffen zu produzieren, jetzt und in Zukunft verharmlosend nennen mögen!" Die Petition kann in Kürze auf www.pfotenhilfe.at unterzeichnet werden.

Stadler lassen diese Szenen seit dem Wochenende keine Ruhe: "Wenn ich solche Bilder sehe, läuft es mir eiskalt über den Rücken runter. Was geht in solchen Menschen vor? Was haben die für Gewaltphantasien, dass sie Tieren sowas antun und sie damit zu Kampfmaschinen machen, die sie nicht unter Kontrolle haben? Wie kann man ein Tier so übel missbrauchen und manipulieren, dass es zu einer lebenden Waffe wird! Da kann ich dann die Leute verstehen, die jetzt verstärkt Angst vor Hunden haben, denn da bekomme ich auch ein sehr mulmiges Gefühl, wenn ich solchen Leuten mit derart zugerichteten Hunden auf der Straße begegne! Würde jemand auf die Idee kommen, sowas Krankes mit seiner Katze aufzuführen? Oder mit einem Pferd, einer Ziege, einem Schwein? Sport? (Beute-)Spiel? Ernsthaft? Warum kann man mit dem Hund nicht einfach Ballspielen? Wer sowas Grausames gegenüber Tieren als Sport oder gar Spiel bezeichnet, muss seine Vorstellungen von Tierhaltung dringend überdenken!

Ein Hund braucht Liebe, Geborgenheit und Bewegung. Punkt. Unser völlig unzureichendes Tierschutzgesetz deckt sich aber nicht einmal mit diesen Bedürfnissen. Wenn ich mir die darauf basierende 2. Tierhaltungsverordnung, Anlage 1 zur Hundehaltung ansehe, wird mir schlecht! Selbst wenn ich einen Hund 24 Stunden auf 4 x 4 Meter sperre und einmal am Tag Futter und Wasser reinstelle und einmal am Tag ein paar Minuten mit ihm rausgehe, habe ich die Vorgaben erfüllt. Das muss sich wirklich dringend ändern, Herr Tierschutzminister!

Wenn ein Hund in meinem kleinen Rudel in unserer Familie liebevoll aufgenommen wird, würde ich doch niemals auf die Idee kommen, ihn zur Kampfmaschine auszubilden! Und das dann auch noch als das Ausleben und die Förderung seiner natürlichen Verhaltensweisen bezeichnen! Ein Hund will Spielen, Laufen, Schnüffeln, geliebt und gestreichelt werden, gutes Essen und viel Ruhe – er braucht bis zu 16 Stunden Schlaf. Alles andere ist überflüssig bis hin zu nicht artgemäß oder gar grausam und daher abzulehnen. Dieser Wildwuchs an Hundeschulen ist ja auch nicht reglementiert. Jeder versucht, Hunden seinen Willen aufzuzwingen. In meinem kleinen Rudel erziehen sich die Hunde gegenseitig und mehr braucht es nicht. Wenn einer mal schlimm ist, genügt ein Wort von mir und er kommt zu mir kuscheln und entschuldigt sich. Das ist angeborenes Verhalten, das ist die Mensch-Tier-Beziehung, von der immer geredet wird, aber sicher nicht Zwang und Härte! Wozu denn auch? Damit jemand sein krankes Ego mit Machtspielchen befriedigen kann? Das ist bei wehrlosen Kindern abzulehnen und daher genauso bei den wehrlosen Tieren.

Ich fürchte ja, dass viele Menschen in unserer schnelllebigen, oberflächlichen Zeit durch Berufsstress, Freizeitstress und Handysucht gar nicht für eine Heimtierhaltung – und da besonders für Hundehaltung – geeignet sind. Allein schon von der Aufmerksamkeit und vielen Bewegung, die Hunde brauchen. Da würde ich viel eher Katzen oder sogar Stofftiere empfehlen. Jedenfalls muss jeder, der auf die Idee kommt, ein Tier bei sich aufzunehmen, sich unbedingt VORHER gründlich und ausführlich über die Bedürfnisse dieses Tieres informieren und dann überlegen, ob er das überhaupt DAUERHAFT 365 Tage 24 Stunden im Jahr leisten kann und vor allem will – finanziell, zeitlich quantitativ, qualitativ und psychisch!"

Videozusammenschnitt vom 14.10.2023 aus Alkoven auf Youtube https://youtu.be/Rz5ypcULpmM und einzelne Sequenzen zum Download auf WeTransfer https://we.tl/t-o5dUio7bmZ

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