ÖGK-Huss: Sozialversicherung übernimmt Auftrag für Eltern-Kind-Pass-Tarifverhandlungen vom Bund
Gestern, Mittwoch, wurde von Minister Rauch präsentiert, welche Eckpunkte der neue digitale Eltern-Kind-Pass umfassen wird. Bezüglich der Verhandlungen über die Honorierung der Leistungen wurde an die Sozialversicherung verwiesen, die diese Einigung auch für den Bund herbeiführen sollte.
ÖGK-Obmann Andreas Huss zu den Ankündigungen aus den Ministerien: „Wenn uns der Bund, der für den Eltern-Kind-Pass primär zuständig ist, den Auftrag für Tarifverhandlungen übergibt, nehmen wir diesen selbstverständlich an. Nachdem der Bund aber zwei Drittel der Kosten tragen muss, wäre es sinnvoll, wenn er sich wenigstens an den Verhandlungen beteiligt, denn wir verhandeln hier ja maßgeblich auf Kosten eines Dritten.“
Darüber hinaus betont Andreas Huss: „Die Drohgebärden einiger Funktionäre der Ärztekammern müssen beendet werden. Klar ist, dass es eine Lösung für die Ärztehonorare geben muss. Wenig hilfreich sind aber die Drohungen und Verunsicherungen der Menschen durch Ärztekammern während laufenden Verhandlungen. Die Gesundheit von Müttern und Kindern ist kein `Druckmittel´, mit dem Verhandlungen beeinflusst werden dürfen. Wir in der Sozialversicherung verhandeln für die Familien und nicht gegen sie. Beide Seiten werden sich bemühen, für Kinder und Mütter gute Leistungen dem Stand der Wissenschaft entsprechend, aber auch nach dem Sparsamkeitsgebot zu honorieren.“
Von den fünf zusätzlichen Leistungen im Eltern-Kind-Pass, die von einer Fachgruppe entwickelt wurden, treffen drei Punkte die Ärzteschaft. Ein Hörscreening, ein zusätzlicher Ultraschall und ergänzende Laboruntersuchungen müssen natürlich durch Honorare abgedeckt werden. Die zusätzliche Hebammenberatung wird von der Sozialversicherung sehr begrüßt und wurde auch schon vorbereitet. Die psychosoziale Beratung von werdenden Familien wird teilweise schon im Projekt Frühe Hilfen abgedeckt, zusätzliche Beratungen gleichzeitig durch PsychologInnen wären mit Sicherheit ein großer Gewinn für die Familien.
In der Weiterentwicklung des Eltern-Kind-Passes ist noch nicht alles Sinnvolle ergänzt. So fehlt beispielsweise weiterhin die Zahnvorsorge in diesem Programm, obwohl Österreich die internationalen Ziele beim Kariesstatus nicht erreicht. Die letzte Zahnstatuserhebung in Österreich hat ergeben, dass 45 % der Sechsjährigen bereits Karieserfahrung haben. Hier ist zu beachten, dass der sozioökonomische Status der Familie eine bedeutende Rolle bei der Zugehörigkeit zur Karieserfahrungsgruppe spielt: Kinder mit Eltern aus sozial schwachen Schichten, mit geringem Bildungsgrad und/oder mit Migrationshintergrund leiden in viel zu hohem Ausmaß an zahnärztlich vernachlässigten Milchzähnen. Seit 2018 bietet deshalb die soziale Krankenversicherung zur Unterstützung der Zahngesundheit kostenlose Mundhygiene auf e-card für Kinder und Jugendliche zwischen dem vollendeten 10. und dem vollendeten 18. Lebensjahr einmal im Behandlungsjahr.
Andreas Huss abschließend: „Die Umstellung vom alten Papierpass auf einen elektronischen Pass mit neuen Funktionen bringt auch zusätzliche Sicherheit für die Familien. So können Eltern rechtzeitig vor nötigen Untersuchungen eine Erinnerung bekommen, um den Verlust von Geldleistungen noch besser zu verhindern. Nachdem die Sozialversicherung bei den Kinderimpfungen mitzahlt, ist es erfreulich, dass die HPV-Impfung nun bis zum 21. Lebensjahr kostenlos bleibt. Insgesamt sind weitere Verbesserungen der öffentlichen Impfprogramme jedoch weiter anzustreben und auch beim Eltern-Kind-Pass ist der Plafond noch nicht erreicht, wie man an der fehlenden Zahnvorsorge sieht.“
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