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24. Journalistinnenkongress (4): Verkauft oder verhungert?

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Unter dem Motto „Verlottern? Verteufeln? Verhungern? Qualitätsjournalismus unter Druck!“ fand am 9. November 2022 der 24. Journalistinnenkongress im „Haus der Industrie“ statt. In der dritten Diskussionsrunde ging es um das Thema „Qualitätsmedien und der Umgang mit Inseraten“. 

Wie können sich Qualitätsmedien finanzieren, um ihre Unabhängigkeit zu erhalten? Gibt es nur die Möglichkeit, entweder zu verhungern, wenn sie unabhängig berichten wollen, oder sich zu verkaufen, um zu überleben? Steht die Presse im Sold der Mächtigen?

Finanzielle Herausforderungen

Darüber diskutierten Eva Komarek, General Editor der Trend Topics der Styria Media Group, Nana Siebert, Stellvertretende Chefredakteurin des Standards und Michaela Ernst, Mitgründerin und Chefredakteurin des Wirtschaftsmagazins SHEconomy. Moderiert wurde die Diskussion von der Kommunikationsberaterin und Juryvorsitzenden der MedienLÖWINNEN Elisabeth Pechmann.

Nur ein Bruchteil der benötigten Kosten für Medien werden über den Verkauf des Produktes, beispielsweise über Abos oder den Kauf von Zeitungen eingespielt. Verändertes Konsumverhalten von Medien, die steigenden Papierpreise – finanziell stehen viele Medienhäuser vor großen Herausforderungen. Wie sehen die Medien der auf der Bühne sitzenden Diskutantinnen aus? Weder der Standard noch die Presse noch SHEconomy stehen finanziell schlecht da.

Über die Krise gerettet

Doch woran liegt das? Nana Siebert vom Standard führte dies auf ihre Strategie zurück. Sie verschmälerten die redaktionellen Inhalte, behielten aber das Personal bei. Somit entstünden qualitativ hochwertigere Beiträge. Dies generiere eine längere Verweildauer – ein Segen auch für Kund:innen, die ihre Werbung online schalten. Eva Komarek gestand, dass sich die aktuelle Krise ihres Medienhauses auch auf die Werbepartner auswirke. Auch bei SHEconomy lief in den letzten Jahren nicht alles rund: „Uns traf die Corona-Pandemie sehr“, sagte Michaela Ernst. Man ließ sich neue Formate einfallen wie die wöchentlichen Online-Vorträge zu Technologie- und Investment-Themen. Große Firmen müssen dafür bezahlen, in diesem Format vorzukommen. Nicht-Regierungsorganisationen oder beispielsweise Start-ups werden auch ohne Zahlung präsentiert. Diese Zoom-Events werden gut angenommen und retteten somit das Medium in Zeiten des Lockdowns und darüber hinaus.

Unabhängiger Journalismus ist möglich

Medien finanzieren sich mittlerweile nicht mehr nur durch klassische Inserate. Alle drei Frauen hoben die Bedeutung von sogenannten Advertorials heraus. Es hat sich aber auch viel verändert: „Beispielsweise werden Einladungen zu Pressereisen gekennzeichnet. Das war lange nicht Usus“, sagte Eva Komarek.

Ein klares „Ja!“, von allen drei Diskutantinnen kam zu der Frage: Ist es überhaupt noch möglich, in einer finanziell so angespannten Lage guten Journalismus ohne Grenzüberschreitungen zu betreiben? Nana Siebert ergänzte: „Denn Glaubwürdigkeit ist unser Grundkapital.“

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