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mumok: Nachruf auf Claes Oldenburg

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Wien (OTS) – Mit seinen frühen Objekten aus Pappkarton und weichen Materialien wie Schaumstoff oder Vinyl, die sich den Gegenständen und Begehrlichkeiten der Alltags- und Konsumwelt widmeten, rebellierte Claes Oldenburg – der selbst als Maler begonnen hatte – gegen die ihrerseits zur Ware verkommene Malerei des Abstrakten Expressionismus. Der 1929 in Stockholm geborene Künstler zählte damit zu den Pionieren und Hauptvertretern der Pop Art, die gegen die Aura und das Pathos einer akademisch erstarrten Malerei antraten, um zu einer inzwischen selbst artifiziell gewordenen kapitalistischen Wirklichkeit und deren Errungenschaften wie auch Abgründen zurückzukehren. Ob als Begründer seines Stores, in dem er selbst etwa Tortenstücke aus Kunststoff zum Kauf anbot oder als Produzent seiner Installation The Street, die das ästhetische Potenzial der Straße mit ihren Graffitis ver- und aufwerteten, immer ging es ihm um die Vermittlung von Leben und Kunst, Existenz und Reflexion.

Die von den Glücksversprechen der Warenwelt verschwiegene Morbidität und Hinfälligkeit aller Dinge war eine jener Wahrheiten, denen sich Oldenburg insbesondere in seinen frühen Arbeiten widmete. Auch die Grenze zwischen High- und Low Art, zwischen Kunst und Kitsch fand in ihm einen ihrer frühen Dekonstrukteure. In dem berühmten Mouse Museum (1965–1977), einem der Hauptwerke des Künstlers, das Dank der Österreichischen Ludwig-Stiftung in die mumok Sammlung gelangte, lässt sich all dies nachvollziehen: Selbst gemachte Objekte sowie gefundene Nippes aus allen möglichen kulturellen und subkulturellen Bereichen sind dort wie in einem Filmstreifen innerhalb eines geometrischen Raumkonstrukts aufgefädelt, das in seinen äußeren Umrissen ein Hybrid aus Mickey Mouse und Filmkamera ist. Es ist ein Museum der Alltagswelt, die von den Massenmedien mitgeprägt wird, und das der traditionellen Form des Museums den Spiegel seiner Unzeitgemäßheit vorhält, indem es die Betrachter*innen unmittelbar mit deren eigener Lebenswelt konfrontiert. Dass Kunst selbst eine Warenform ist, und dass Museen etwas mit Kaufhäusern zu tun haben – wie sich heute leicht an den Museumsshops und den Marketingstrategien erkennen lässt – wurde von Oldenburg früh per Kunst vermittelt.

Mit weiteren frühen Hauptwerken in der mumok Sammlung zählt Oldenburg zu den zentralen Künstlern des Museums, das 2012 auch die bisher umfangreichste Retrospektive seines bahnbrechenden Frühwerks unter dem Titel The Sixties gezeigt hat. Die von Achim Hochdörfer gemeinsam mit dem Künstler gestaltete und vom Museum Ludwig Köln, dem Guggenheim in Bilbao, dem Museum of Modern Art in New York und dem Walker Art Center in Minneapolis übernommene Ausstellung führte erstmals zentrale Ikonen der Pop Art wie auch bis dahin unbekannte Werke zusammen. Auch Entwürfe für die monumentalen Objekte, die der Künstler gemeinsam mit seiner Ehefrau Coosje van Bruggen für öffentliche Räume und Plätze realisierte und die wesentlich zu seiner internationalen Bekanntheit beitrugen, waren in der Ausstellung zu sehen. Damit fand die Bedeutung von Oldenburgs Kunst und deren Genese eine grundlegend neue Darstellung, die seinen internationalen Rang nachhaltig unterstreicht. Sein Tod hinterlässt eine schmerzliche Lücke, sein Werk jedoch lebt und belebt unser Denken und Handeln.

Karola Kraus, Rainer Fuchs und das Team des mumok

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