Branchenumfrage zeigt: Kärntens Tourismus braucht mehr Mitarbeitende | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

Branchenumfrage zeigt: Kärntens Tourismus braucht mehr Mitarbeitende

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Klagenfurt (OTS) – „In der Coronazeit ist etwas passiert mit den Menschen.“ Spartenobmann Josef Petritsch ist überzeugt, dass der aktuelle Mitarbeitermangel im Tourismus nichts mit Geld, Arbeitszeiten oder dem früher oft bemängelten Umgang mit den Beschäftigten zu tun hat. Im Gegenteil: „Wir bieten inzwischen wohl die flexibelsten Arbeitszeitmodelle aller Branchen, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können Freizeit- und Wellnesseinrichtungen mitnutzen, es gibt freie Verköstigung, Tankgutscheine, Mitarbeiterevents – da kann kaum eine andere Sparte mithalten.“

Und dennoch: Laut einer aktuellen, repräsentativen Umfrage der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft klagen mehr als 80 Prozent der Kärntner Tourismusbetriebe über zu wenige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Insgesamt dürften im Kärntner Tourismus zu Sommerbeginn 1800 bis 2500 Arbeitskräfte fehlen“, erklärte heute Spartengeschäftsführer Wolfgang Kuttnig bei der Präsentation der Ergebnisse. Am Angebot dürfte es kaum liegen: 87 Prozent der Betriebe zahlen über dem Kollektivvertrag, 76 Prozent locken mit zusätzlichen Vergünstigungen von Prämien und kostenloser Unterkunft über Kinderbetreuung bis zum Wäscheservice. Die Folgen dieses Mangels sind bereits spürbar und zeigen sich in Angebotseinschränkungen, geänderten Konzepten, kürzeren Öffnungszeiten, mehr Schließtagen und überlastetem Stammpersonal.

Diesem Stammpersonal ist Spartenobmann Petritsch äußerst dankbar:
„Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern leisten im Augenblick großartige Arbeit. Sie zeigen sich solidarisch und partnerschaftlich und stellen das Gästeerlebnis sowie den hohen Qualitätsanspruch trotz fehlender Kolleginnen und Kollegen in den Mittelpunkt.“

Ein Hoffnungsschimmer für die Branche wären Mitarbeitende aus Drittstaaten, doch das — lächerlich anmutende — Kontingent von 208 Personen ist ausgeschöpft. „Wir kämpfen seit Monaten darum, diese Kontingente gänzlich aufzuheben. Denn in Österreich und in der EU findet man ohnehin niemanden, und auch in den Drittstaaten wie Bosnien sitzen sie nicht auf den Koffern und warten, dass sie nach Österreich kommen dürfen“, schildert Hotelierssprecher Sigismund E. Moerisch die triste Situation. Für die Ignoranz der heimischen Politik hat er kein Verständnis mehr: „Ein Anachronismus, Menschen daran zu hindern, hier zu arbeiten und in die Sozialsysteme einzuzahlen.“

Gastronomie-Obmann Stefan Sternad kennt die Auswirkungen: Trotz zusätzlicher Schließtage und früherer Sperrstunde würden nicht nur die bestehenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überlastet, auch Unternehmerinnen und Unternehmer würden wochenlang durchgehend im Betrieb stehen. „Aus meiner Sicht ist die Inflation derzeit weniger wohlstandsgefährdend als die Arbeitsmarktsituation“, so Sternad. Er verweist darauf, dass jeder Tourismusbetrieb auch betriebswirtschaftlich funktionieren muss. So seien etwa Investitionen anzupassen und man müsse die Auspreisung öfter evaluieren.

Chancen sehen die Tourismusexperten vor allem in der Jugend: „Es liegt in unserer Hand, junge Leute auszubilden, ihnen eine Perspektive und attraktive Rahmenbedingungen zu geben.“ Auch die Mitarbeiterkommunikation und –bindung empfinden Petritsch, Moerisch und Sternad als zukunftsweisend und empfehlen ihren Kolleginnen und Kollegen darauf ein größeres Augenmerk zu legen. Auch wenn der aktuelle Fachkräftemangel im Tourismus herausfordernd ist, bleiben die drei Obmänner optimistisch: „Unsere Branche ist ein Kulturgut. Wir werden uns anpassen – und mit einigen Einschränkungen werden wir auch leben lernen müssen.“

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