NÖ Bauernbund: Gemeinsame EU-Agrarpolitik darf Versorgungssicherheit nicht aufs Spiel setzen
St.Pölten (OTS) – Am 24. Juni 1906 wurde der NÖ Bauernbund als politische Vertretung der bäuerlichen Familienbetriebe gegründet. Als ein Verband, der alle Bäuerinnen und Bauern Niederösterreichs mit ihren Anliegen, Herausforderungen und Zukunftsvisionen in sich vereint und ihnen eine starke politische Stimme gibt. Ein Verband, der seit Anbeginn das Ziel hat, die Österreichische Bevölkerung jederzeit mit Lebensmittel zu versorgen. Eine Stimme, die es heute mehr denn je braucht. Denn in diesen Tagen steht die heimische Landwirtschaft vor einer Weichenstellung für die nächsten Jahrzehnte. Die aktuellen Verhandlungen für die „Gemeinsame EU-Agrarpolitik“ (GAP) beinhalten Vorschläge, die die Versorgungssicherheit in Österreich und Europa gefährden könnten.
NÖ Bauernbundobmann LH-Stv. Stephan Pernkopf und Bauernbunddirektor Paul Nemecek zur brisanten Situation: „Ein wesentliches Ziel unserer gemeinsamen Agrarpolitik war, ist und bleibt die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln. Maßnahmen, welche ebendiese gefährden, werden von uns deutlich abgelehnt und sind im Sinne der Nachhaltigkeit auch zu unterlassen. Die GAP darf außerdem nicht praxisuntauglich werden. Es braucht daher dringend mehr Hausverstand und Nachhaltigkeit auf den letzten Metern der Verhandlungen, denn es darf keine faulen Kompromisse auf Kosten der Bäuerinnen und Bauern geben!“
Realitätsfremde Ausgestaltung der GAP könnte regionale Wertschöpfung und heimische Arbeitsplätze gefährden
Die nicht vorhandene Praxistauglichkeit der GAP, die drohende Stilllegung von Nutzflächen und der fehlende Fokus auf die Versorgungssicherheit sieht der NÖ Bauernbund als große Bedrohung für die Stabilität in Krisenzeiten.
Laut aktuellen Brüsseler Vorschlägen soll ein entscheidender Anteil von Acker- und Wiesenflächen für die landwirtschaftliche Nutzung stillgelegt werden, wodurch diese Fläche für die Produktion von Lebensmitteln nicht mehr zur Verfügung stehen. Außerdem braucht es Anpassungen bei der Fruchtfolgebestimmung, um den österreichischen Rübenanbau und somit die Versorgung mit heimischem Zucker nicht zu gefährden.
Nemecek pocht auch auf den Grundgedanken der GAP: „Uns muss bewusst sein, dass die GAP ein Werkzeug zur Sicherung der Eigenversorgung in Europa und kein öko-romantisches Instrument ist. Vielmehr sollte man beispielsweise die aktuelle Eiweißlücke durch vermehrte europäische Produktion schließen und nicht die klimaschädlichen Importe von Soja aus Übersee fördern. Diese Maßnahmen würden auch helfen, die Herausforderungen des Klimawandels zu bewältigen.“
„In Österreich nehmen bereits jetzt 80 Prozent der Bäuerinnen und Bauern am Umweltprogramm ÖPUL teil, in Niederösterreich sind es sogar 90 Prozent. Das zeigt, unsere Landwirte denken in Generationen und handeln mit Verantwortung für Mensch, Tier und Natur. Wenn jetzt landwirtschaftliche Flächen im großen Stil stillgelegt werden, folgt eine Vernichtung heimischer Arbeitsplätze inmitten von Krisenzeiten und zusätzlich steigt dadurch der Importbedarf für Lebensmittel. Die kommen womöglich aus Ländern, wo dafür sogar der Regenwald niedergebrannt wird oder die Lebensmittel eingeflogen werden müssen. Damit ist niemanden geholfen und diese Situation wäre sowohl für Konsumenten, als auch Produzenten unzumutbar“, zeigen Pernkopf und Nemecek die fehlende Praxistauglichkeit im EU-Plan auf.
Selbstversorgungsmaßnahmen sollten zentrales Ziel der GAP sein
„Unsere bäuerlichen Betriebe wollen regional und saisonal produzieren und damit auch klimaschädliche Importe vermeiden. Die Corona-Krise und das Suez-Kanal-Fiasko haben gezeigt, wie wichtig die regionale Versorgung für die Bevölkerung ist. Daraus haben wir die Lehren gezogen und setzen uns für mehr Selbstversorgung mit heimischen Lebensmitteln ein. Das sind Erkenntnisse, die leider auf europäischer Ebene noch nicht voll durchgedrungen sind. Es braucht dringend ein Umdenken in Richtung Hausverstand und Nachhaltigkeit in Europa. Unsere bäuerlichen Familienbetriebe und eine produzierende und damit die Selbstversorgung garantierende Landwirtschaft müssen auch in Zukunft im Fokus stehen“, so Pernkopf und Nemecek, die damit das Generationendenken des NÖ Bauernbundes in das Zentrum ihrer politischen Arbeit stellen.
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