Neue Rabatt-Analyse: WWF und Vier Pfoten kritisieren Billigfleisch im Supermarkt | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

Neue Rabatt-Analyse: WWF und Vier Pfoten kritisieren Billigfleisch im Supermarkt

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Wien (OTS) – Wien, am 05. Juni 2020. Eine neue Marktanalyse von Rabattaktionen in heimischen Supermärkten zeigt, wie häufig und stark Fleisch zu Schleuderpreisen verkauft wird. Im vierwöchigen Untersuchungszeitraum von April bis Mai waren insgesamt 254 Fleischprodukte rabattiert, berichten die Umweltschutzorganisation WWF Österreich und die Tierschutzorganisation VIER PFOTEN. Die in fünf Supermarkt-Ketten österreichweit angebotenen Flugblatt-Rabatte lagen durchschnittlich bei 22 Prozent und erreichten teils sogar bis zu rund 50 oder gar 60 Prozent. „Der Preiskampf im Handel zerstört die Wertigkeit von Fleisch und erhöht den Druck auf Umwelt und Landwirtschaft. Wir brauchen endlich klimafaire Preise“, fordert Hannah-Heidi Schindler, WWF-Expertin für nachhaltige Ernährung. „Ein ganzes Huhn um drei Euro, ein Kilo Schweinefleisch um etwas mehr als vier Euro oder ein Kilo Cevapcici um weniger als fünf Euro – ein umwelt- und tierfreundlicher Betrieb ist bei solchen Kampfpreisen schwierig bis unmöglich“, sagt Schindler, die den Handel zum Verzicht auf klimaschädliche Rabatte auffordert. „Insgesamt zahlt unsere Gesellschaft einen hohen Preis für Billigfleisch. Kampfpreise begünstigen die Massenproduktion, die wiederum die Klimakrise und die Naturzerstörung befeuert. Gerade dort wird auch häufiger zum Gen-Technik-Soja aus Südamerika gegriffen, das den Regenwald zerstört. Das kann niemand wollen.“

„I am from Austria“ – oder doch nicht?

VIER PFOTEN weist dabei auf ein Kernproblem hin: Während Frischfleisch in Österreich nach Herkunft gekennzeichnet werden muss, gibt es bei verarbeiteten Produkten wie Grillwürsten oder mariniertem Fleisch keine verpflichtende, flächendeckende Herkunftsangabe. „Aber gerade dafür wird während der Grillsaison verstärkt mit Rabatten gelockt“, sagt VIER PFOTEN Kampagnenleiterin Veronika Weissenböck. Die mangelnde Transparenz werde bei genauerem Hinschauen deutlich:
„Auf Würsten wird zwar der verarbeitende Betrieb genannt, oft jedoch nicht, woher das Fleisch tatsächlich stammt.“

Doch selbst eine klare Herkunftskennzeichnung würde noch nichts über Tierwohl aussagen. „Von den untersuchten Geflügelprodukten stammte ein beträchtlicher Teil aus dem Ausland. Dies ist besonders problematisch, da im Ausland bei Mastgeflügel in der Regel noch weit mehr Tiere pro Quadratmeter als in Österreich gehalten werden“, erklärt Weissenböck. Österreichische Putenproduzenten etwa stehen durch die ausländische Billigpute unter enormem Preisdruck. Das bedeutet allerdings noch nicht, dass in Österreich bei der Tierhaltung alles in Ordnung ist. Gerade deshalb ist für VIER PFOTEN und den WWF Österreich eine Kennzeichnung nicht nur nach Herkunft, sondern auch nach der Haltungsform der Tiere ein absolutes Muss, um wahre Transparenz für die Konsumenten zu schaffen. „Es muss uns bewusst sein, dass Billigfleisch immer mit Tierleid einhergeht. Gerade zur Grillsaison ist es daher sinnvoll zu überlegen, ob man nicht lieber ein paar Euro mehr ausgibt – im Wissen, dass man die Produzenten unterstützt, denen das Wohl der Tiere am Herzen liegt“, so Weissenböck.

Billigfleisch zeigt Fehlentwicklungen

Die Rabatt-Analyse verdeutlicht auch die absurde Schieflage bei der Wertigkeit von Produkten. „Bei einem Kilopreis einer Hühnerkeule von 2,99 Euro ist allein das Ketchup in Relation dazu dreimal so teuer wie das Fleisch, das auf dem Grill landet“, sagt WWF-Expertin Schindler. „Die Corona-Krise hat nochmals gezeigt, wie wichtig biologisch erzeugte Lebensmittel aus der Region sind. Daher sollten wir gerade auch im Sinne der Selbstversorgung all jene Betriebe stärken, die umwelt- und tierfreundlich arbeiten“, sagt Schindler. Gemeinsam mit anderen Maßnahmen würde ein Verzicht auf Billigfleisch-Rabatte dazu beitragen, den Druck auf die Landwirtschaft zu verringern und angemessene Erzeugerpreise zu fördern.

Heimischer Fleischkonsum liegt im weltweiten Spitzenfeld

Mit einem Fleischkonsum von durchschnittlich 64 Kilo pro Person im Jahr liegt Österreich im weltweiten Spitzenfeld und weit über allen wissenschaftlichen Empfehlungen. „Bei der Ernährung hat die Reduktion des Fleischkonsums die größten positiven Effekte für Klima und Gesundheit. Einerseits geht es um weniger und dafür qualitativ besseres Fleisch. Andererseits gibt es immer mehr pflanzliche Alternativen“, sagt WWF-Expertin Schindler. „Politik und Handel sind daher gefordert, eine klima- und umweltfreundliche Ernährung stärker zu unterstützen“, fordert Schindler.

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