Neue Studie: 20 Prozent mehr heimische Lebensmittel schaffen 46.000 Arbeitsplätze!
Wien (OTS) – (Österreichische Hagelversicherung, 20. Mai 2020):
Neue Berechnungen der JKU-Linz und der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung (GAW) im Auftrag der Österreichischen Hagelversicherung haben ergeben, dass wir Österreicher beim täglichen Einkauf leicht Arbeitsplätze schaffen können: Wenn nur 20 Prozent mehr heimische Lebensmittel statt weltgereister Produkte im Einkaufswagen landen, bedeutet das in Summe ein PLUS von 46.000 neuen Arbeitsplätzen und 4,6 Mrd. Euro BIP.
Der Großteil des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens stand in den letzten Wochen still. Nicht jedoch in der Landwirtschaft: Unsere Bäuerinnen und Bauern versorgten Tag für Tag ihre Tiere und bestellten ihre Äcker. So sorgten sie schon jetzt für die nächste Ernte vor, damit die Regale im Lebensmittelhandel gefüllt sind und der Tisch der Österreicher mit hochwertigen, heimischen Lebensmitteln gedeckt ist. Das ist gerade in Zeiten der Krise keine Selbstverständlichkeit. Dabei hat der Konsum heimischer Lebensmittel auch einen großen Wert. Das zeigen die neuen Berechnungen der Johannes-Kepler-Universität Linz und der GAW im Auftrag der Österreichischen Hagelversicherung: „Es geht beim Kauf heimischer Lebensmittel um mehr Arbeitsplätze in Österreich. Es geht aber auch um den Wirtschaftsstandort Österreich. 46.000 Arbeitsplätze werden geschaffen, wenn 20 Prozent mehr heimische Lebensmittel statt weltgereister Produkte gekauft werden und das BIP erhöht sich um 4,6 Milliarden Euro. Zusätzlich sind heimische Lebensmittel durch kürzere Transportwege auch besser für Umwelt und Klima“, unterstreicht der Vorstandsvorsitzende der Österreichischen Hagelversicherung, Dr. Kurt Weinberger, die dreifache Dividende von heimischen Lebensmitteln.
Die Konsumenten haben die Macht
„Im Durchschnitt gibt jeder Haushalt in Österreich monatlich rund 600 Euro, oder knapp 20 Prozent der monatlichen privaten Konsumausgaben von etwas mehr als 3.175 Euro, für Nahrungsmittel, Getränke sowie Café- und Gasthausbesuche aus. Das zeigt, dass die Nachfrage nach Lebensmitteln und Getränken – sei es direkt im Lebensmitteleinzelhandel oder auch in „verarbeiteter“ Form in Gasthäusern – eine bedeutende Rolle in den Konsumausgaben der Österreicherinnen und Österreicher spielt“, so der <a>Studienautor Mag. Stefan Jenewein</a> von der GAW. „Im Supermarkt greifen dabei viele Käufer aus Gewohnheit zu bestimmten Produkten“, ergänzt Univ. Prof. DDr. Friedrich Schneider von der Johannes-Kepler-Universität Linz und fügt hinzu: „Selten wird auf die Herkunft geachtet. Dabei importierte Österreich 2019 allein aus dem Bereich Ernährung Produkte im Wert von mehr als 10,2 Milliarden Euro! Dies sind um 13,4 % mehr als noch 2015. Ein Ersatz importierter Waren durch inländische Produkte macht sich daher mehr als bezahlt. Wer zu regionalen Produkten greift, hat somit die Macht, über neue Arbeitsplätze in Österreich, mehr heimische Wertschöpfung und so auch über den Wirtschaftsstandort Österreich zu entscheiden!“
Die Regionalität hat einen enormen Wert – das machte die Krise deutlich
Die regionale Versorgung durch unsere Bäuerinnen und Bauern ist etwas Essentielles, die Produktion von qualitativ hochwertigen Lebensmitteln etwas Elementares. Dabei erfolgt die Produktion heimischer Lebensmittel unter immer härter werdenden Umständen:
Schäden durch Frost und ausbleibenden Niederschlag bereits im heurigen Jahr, zudem schwindende Agrarflächen durch fahrlässige Verbauung. Das Coronavirus führte uns aber die Abhängigkeit von internationalen Warenströmen deutlich vor Augen und dass die Globalisierung auch ihre Schwachstellen hat. Nicht alles ist immer und endlos verfügbar und es ist keine Selbstverständlichkeit, Lebensmittel überall und jederzeit zu bekommen. „Ernährungssicherheit kann man nicht importieren. Wir müssen selbst die Voraussetzungen dafür schaffen, um die Bevölkerung im Krisenfall ausreichend ernähren zu können. Wir müssen in der Lage sein, die Regale in den Supermärkten mit mehr Lebensmitteln zu füllen, die in Österreich und nicht in Chile oder Südafrika geerntet wurden und damit zu Weltreisenden werden. Die Landwirtschaft ist systemrelevant, aber auch unsere Lebensgrundlage, der Boden, muss als kritische Infrastruktur deklariert werden. Das heißt, die Sicherung der Versorgung im Land mit heimischen Lebensmitteln und damit die Sicherung unserer Böden sollen in der Bundesverfassung verankert werden. Denn wir sollten mittlerweile verstehen: Von Beton kann man nicht abbeißen“, so Weinberger.
Wertschätzung führt zu Wertschöpfung im Land
Kurzum: Ja, die Globalisierung ist in vielen Bereichen – wie in der Wissenschaft oder der Politik – notwendig. Die Globalisierung ist aber in anderen Bereichen zerstörerisch. Dort brauchen wir wieder mehr Regionalisierung. Das gilt beispielsweise für die Versorgung der Bevölkerung mit regionalen Lebensmitteln, das hat uns die Krise deutlich gezeigt. Schützen wir daher unsere Lebensgrundlage Boden vor Verbauung, denn nur damit können wir à la longue eine ausreichende Selbstversorgung sichern. Und wie die neue Studie zeigt, hat das auch einen enormen volkswirtschaftlichen und umweltpolitischen Nutzen. Ganz abgesehen von der sicherheitspolitischen Perspektive, denn wir werden durch Abhängigkeiten als Nationalstaat sehr verletzbar“, appellieren Schneider und Weinberger an den Konsumpatriotismus der Österreicherinnen und Österreicher.
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