ORF-Programmänderungen in memoriam Adolf Holl
Wien (OTS) – Der Autor, Theologe und ehemalige katholische Priester Adolf Holl verstarb am 23. Jänner im Alter von 89 Jahren. In memoriam Adolf Holl ändert der ORF sein Programm und zeigt am Sonntag, dem 26. Jänner, um 12.30 Uhr in ORF 2 einen Nachruf im ORF-Religionsmagazin „Orientierung“, um 15.55 Uhr folgt die „Was ich glaube“-Ausgabe „Wie ist das mit dem Zweifel?“. Am Dienstag, dem 28. Jänner, steht um 22.35 Uhr Anita Natmeßnigs „kreuz und quer“-Dokumentation „Adolf Holl – Wünsche können nicht irren“ auf dem Programm von ORF 2.
In Ö1 ist in memoriam Adolf Holl am Samstag, dem 25. Jänner, in „Diagonal“ (17.05 Uhr) „Zur Person: Adolf Holl – ‚Wer zweifelt, der denkt‘“ zu hören, am Sonntag, dem 26. Jänner, bringt „Lebenskunst“ (7.05 Uhr) Auszüge aus dem letzten Radiointerview von Adolf Holl, das er Johannes Kaup für die Sendung „Logos – Was glauben Sie?“ im Juli 2018 gegeben hat.
Orientierung: „Ein Kirchenrebell ist tot: Nachruf auf den Theologen Adolf Holl“ (26. Jänner, 12.30 Uhr)
Adolf Holl wurde am 13. Mai 1930 in Wien geboren, wo er nach seiner Matura auch Theologie und Philosophie studierte. Von 1954 bis 1973 war er Kaplan und Religionslehrer in der Wiener Pfarre Neulerchenfeld, ab 1963 Dozent an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien. Wegen „schwerer Irrtümer gegen die kirchliche Lehre“ und einem etwa drei Jahre danach folgenden TV-Geständnis, den Zölibat gebrochen zu haben, wurde ihm zuerst die Lehrbefugnis entzogen, dann auch die Erlaubnis, weiter als Priester tätig sein zu dürfen: Holl erfand sich nach der Suspendierung sozusagen neu: als Journalist, Autor zahlreicher Bücher, Diskussionsleiter der ORF-Sendung „Club 2“ – und auch im Studio der „Orientierung“ war Holl oft gesehener Interviewpartner. Er sparte nicht mit Kritik an den Kirchen und der Gesellschaft – aber meist mit Augenzwinkern. Für seine journalistische Tätigkeit erhielt Adolf Holl zahlreiche Preise und Auszeichnungen, darunter den Kardinal-Innitzer-Preis, das Ehrendoktorat der Universität Klagenfurt, den Österreichischer Staatspreis für Kulturpublizistik, den Axel-Corti-Preis und den Preis der Stadt Wien für Publizistik.
Was ich glaube: „In memoriam Adolf Holl – Wie ist das mit dem Zweifel?“ (26. Jänner, 15.55 Uhr)
„‚Glauben Sie an das ewige Leben?‘, fragen mich die Leute. Und ich sag dann drauf: ‚Fragen’s mich was Leichteres!‘“, so Adolf Holl. Glaube und Zweifel – für ihn zwei Seiten einer Medaille – haben im Leben des suspendierten Priesters, Autors und kritischen Geistes immer eine wichtige Rolle gespielt. Seine Lust am Nachdenken über den Zweifel ließ ihn sogar am Zweifel selbst noch zweifeln: „Als nachdenklich denkender Mensch wirst Du nicht umhinkönnen, auch am Zweifel nochmal zu zweifeln.“
kreuz und quer: „Adolf Holl – Wünsche können nicht irren“ (28. Jänner, 22.35 Uhr)
Der Schriftsteller, Theologe und suspendierte Priester Adolf Holl umkreist in seinen mehr als 30 Büchern unermüdlich das Heilige. Er zeigt sich literarisch als Suchender und Wissender, erweist sich mit Sprachwitz als Agent provocateur und mit Ironie als Schelm zugleich. Die Bezeichnung „heiliger Schelm“ – sie stammt von Günther Nenning – charakterisiert das Spannungsfeld, in dem sich Adolf Holl bewegt. Zum einen ist er ein preisgekrönter Schriftsteller, zum anderen tritt er in Medien und katholischen Bildungshäusern auf. Dem Querdenker und Zweifler ist zugleich die Faszination am Spirituellen und Rituellen geblieben – und seine Liebe zur (alten) katholischen Liturgie. Fast 20 Jahre lang war er als Kaplan in Wien tätig und hat auch an der Universität gelehrt – bis ihm schließlich die Lehrbefugnis entzogen und er vom Priesteramt suspendiert wurde. Das Porträt zeigt u. a. – auch mit Archivmaterial – den Konflikt um Holls Buch „Jesus in schlechter Gesellschaft“ (1971), das das Verbot seiner Amtsausübung einleitete. „Religion ist verbotene Erotik“, sagte Holl in Erinnerung an Frauengeschichten in seiner zölibatären Lebensphase, „und erst wenn du das Verbot übertrittst, hast was gelernt“ – um lächelnd hinzuzufügen: „Ab 40 bin ich dann ruhiger geworden.“ Sichtbar wird der kreative Schaffensprozess eines disziplinierten Autors mit seinen zahlreichen täglichen Ritualen, aber auch die Verbundenheit des suspendierten Priesters mit seiner langjährigen Lebensgefährtin. „Die Zeit ist der Feind der Liebe. Die Zeit ist auch der Feind Gottes“, schrieb Holl. Durch das ruhige Sterben seiner Mutter, die gesagt habe, „,I glaub, I stirb‘ – und nach zehn Minuten war alles vorbei“, habe er keine Angst mehr vor dem Tod.
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