Mindestens 30 tote Ziesel in Niederösterreich | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

Mindestens 30 tote Ziesel in Niederösterreich

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Vösendorf (OTS) – Hilferuf einer privaten Tierschützerin: In der Ortschaft Schlosshof (Bezirk Gänserndorf, Niederösterreich) ereignet sich aktuell ein Tierdrama. Die dort durchführende Bundesstraße ist aufgrund von Bauarbeiten gesperrt, sodass der Verkehr großräumig umgeleitet wird. Ortskundige Autofahrer, die sich diese Umleitung nicht antun wollen, nutzen eine kleine, sonst unbefahrene Nebenstraße, wo sich ein sehr vitales Ziesel-Vorkommen befindet. „Die Tiere dort sind an den Straßenverkehr nicht gewöhnt, haben nicht gelernt zu flüchten und wurden von dem durchziehenden Verkehr völlig überrascht“, sagt WTV-Präsidentin Madeleine Petrovic. Die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h in dieser eigentlich verkehrsarmen Zone tat ihr Übriges dazu: Dem Vernehmen nach wurden mindestens 30 Ziesel durch den Durchzugsverkehr getötet. Eine Tierfreundin wurde auf die Situation aufmerksam und wandte sich hilfesuchend an den Wiener Tierschutzverein (WTV).

Das Europäische Ziesel steht als „gefährdet“ auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten der IUCN. In der Roten Liste Österreichs ist die Art als „stark gefährdet“ eingestuft. Die Art steht europarechtlich unter Schutz und wird in den Anhängen II („Art von gemeinschaftlichem Interesse, für deren Erhaltung besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen“) und IV („Streng zu schützende Art von gemeinschaftlichem Interesse“) der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) der EU geführt.

Nur durch beharrliche Intervention bei diversen Polizeistellen, der BH Gänserndorf, dem Innenministerium und der Landespolizeidirektion Niederösterreich war es möglich, eine Zusicherung der Behörden zu bekommen, sich umgehend dieser dramatischen Situation anzunehmen. „Sämtliche Beamtinnen und Beamten zeigten sich sehr freundlich und kooperativ. Wir hoffen, dass umgehend Maßnahmen zum Schutz der Tiere getroffen werden und werden die Situation in Schlosshof sehr genau weiter beobachten“, sagt Petrovic.

Fehler im System

Die WTV-Präsidentin ortet den Fehler derartiger Artenschutz-Dramen, die leider immer wieder passieren, keineswegs bei den Behörden selbst, sondern im System. Denn den Behörden mangelt es oft an Information über die rechtliche Lage und sie trauen sich vielfach nicht einzuschreiten. „Es ist höchst an der Zeit, sämtliche Polizeistellen in Österreich zu informieren, dass der Schutz streng geschützter Tiervorkommen nach der FFH-Richtlinie im Verfassungsrang steht. Sogar die fahrlässige Gefährdung dieser Tierarten ist strafrechtlich verboten“, so Petrovic. Die WTV-Präsidentin betont noch einmal: „Es geht hier nicht um ein Anpatzen der Behörden, sondern es muss endlich bei den Exekutivorganen ankommen, dass Tiere ein streng geschütztes Rechtsgut sind und ihr Schutz genauso zu behandeln ist wie der Schutz von Leib und Leben oder der Schutz von Eigentum. Die Bundesregierung muss hier endlich entsprechend schulen“. Es bedürfe Polizeibeamtinnen und –beamten, die wissen, dass sie bei Gefahr im Verzug sofort einschreiten dürfen.

„Das BMI möge umgehend mit dem WTV Kontakt aufnehmen. Wir geben sofort die besonders unfallträchtigen Hot Spots in Sachen Ziesel bekannt. So werden uns auch vom Bisamberg immer wieder Zieseltötungen gemeldet. Es schreit zum Himmel, dass es noch keinen Masterplan der Regierung zur Kennzeichnung von Habitaten geschützter Tiere, zur Schulung des öffentlichen Dienstes und zum Schulterschluss mit Tierschutzvereinen und Artenschutz-Initiativen gibt“, so Petrovic abschließend.

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