54. Wiener Gemeinderat (3)
Wien (OTS/RK) – Das Thema der Aktuellen Stunde hatte die SPÖ eingebracht, es lautete: „Schule Digital, Campus-Neubauprogramm -Wien investiert kräftig in die Bildung und Chancen seiner Kinder und Jugend“.
GR Heinz Vettermann (SPÖ) sagte, er freue „sich besonders, gleich vorneweg eine gute Nachricht berichten zu können“: Wien und der Bund hätten sich auf die Finanzierung der mobilen multikulturellen Teams und SozialarbeiterInnen für die Wiener Schulen geeinigt, das Angebot sei damit auch für das kommende Schuljahr gesichert. Das wachsende Wien investiere in den Schulbau: Pro Jahr würden mehr als 1.000 Kinder neu in die Schule kommen, deshalb steige auch der Bedarf an Klassenzimmern. Wien reagiere mit dem Bau von Campus-Schulen – neun Standorte seien aktuell in Bau und Planung – und mit einem Sanierungs- und Erweiterungsprogramm bestehender Standorte. Teil des Schul-Neubaupakets seien auch ein neuer Standort für die Berufsschulen in Aspern und ein neues Gebäude für die Ausbildungsstätte für Elementar-PädagogInnen, die „bafep21“. Die frei werdenden Gebäude werden weiter genutzt, die Zahl der Klassenräume wachse weiter. Mit den neuen Gebäuden schaffe die Stadt buchstäblich Räume für die beste Pädagogik für alle. Im kommenden Schuljahr werde WLAN in den Schulen ausgerollt, kündigte Vettermann an – zuerst an den Neuen Mittelschulen, Berufsschulen und Polytechnischen Schulen, danach auch an allen Pflichtschulen. Mit dem drahtlosen Zugang zum Internet würden sich neue Lehr- und Lernmöglichkeiten ergeben. Mit dem WLAN lernten die Schülerinnen und Schüler wichtige Fertigkeiten in der digitalen Welt – wie man Information aus dem Netz holen kann, aber auch wie Teamwork und vernetztes Arbeiten funktioniert, sagte Vettermann.
GRin Mag.a Bettina Emmerling, MSc (NEOS) pflichtete ihrem Vorredner bei: Der Schulbau sei ein wichtiges Thema in der wachsenden Stadt. Campus-Schulen seien ein guter Ansatz, allerdings funktioniere die Verschränkung unter den Kindergärten und Schulen nicht immer. Wien setze auf die Neue Mittelschule, allerdings sei der Ruf der NMS verhältnismäßig schlecht – vor allem bildungsnahe Eltern würden ihr Kind lieber auf das Gymnasium schicken. Um die Qualität zu steigern sei eine gute finanzielle und personelle Ausstattung der NMS wichtig, betonte Emmerling. Der Schulneubau müsse klimaneutral passieren, forderte sie – zum Beispiel mit Solarkraftwerken auf Schuldächern.
GRin Mag.a. Caroline Hungerländer (ÖVP) meinte, digitales Lernen habe mit dem herkömmlichen Lernen nichts zu tun. Diese neue Form des Lernens könne nur unterstützend eingesetzt werden. Es sei noch nicht abzuschätzen, wie sich die jungen Menschen im Zusammenhang mit dem Umgang mit sozialen Medien verhalten würden. Als Beispiel nannte sie Mobbingversuche an Kindern in der Smartphone-Applikation „WhatsApp“.
GR David Ellensohn (Grüne) kritisierte die alte Bundesregierung dahingehend, die Teams der SozialarbeiterInnen an Schulen abgeschafft zu haben. Die aktuelle Übergangsregierung lobte er hingegen, weil diese diese Teams nun wieder eingesetzt habe. Die alte ÖVP-FPÖ-Regierung habe nicht nur „die Klimapolitik“, sondern mit diesen Maßnahmen auch die Bildungspolitik „ruiniert“. Er warnte im Hinblick auf die Wahl im kommenden Herbst vor einer neuerlichen Streichung der Teams im Falle einer Wiederwahl von jener Regierung.
StR Maximilian Krauss (FPÖ) begrüßte die Einführung von WLAN an Wiens Pflichtschulen, meinte aber, die Stadtregierung befasse sich nicht „mit den wahren Problemen an Wiens Schulen“. So würde im Zusammenhang mit einer funktionierenden Integration nicht über die Sicherheit auf dem Schulweg diskutiert. Die alte Bundesregierung habe sich sehr wohl dem Thema Integration angenommen und Lösungen zur Verbesserung erarbeitet. Verträge mit Schulpsychologinnen und -psychologen zu verlängern sei für ihn zu wenig. Man müsse sich viel intensiver den „echten“ Problemen widmen.
GR Christoph Wiederkehr, MA (NEOS) merkte an, Wien habe hinsichtlich der Aufstockung der Infrastruktur an den Wiener Schulen einen „großen Aufholbedarf“. In vielen Bereichen sei auch ein Aufstocken des Personals vonnöten. Die Digitalisierung halte er für sehr wichtig, es müsse gleichzeitig der Wissensstand des Lehrpersonals auf den letzten Stand gebracht werden. Man müsse dem Wachsen der Stadt und der damit einhergehenden Änderung der Gesellschaft Rechnung tragen – dabei sei immer die Verteilung der Bildungschancen zu berücksichtigen.
GRin Sabine Schwarz (ÖVP) sagte in Bezug auf die Kritik ihres Vorredners Ellensohn von den Grünen, es habe hinsichtlich der Haltung zur Sozialarbeiterfrage im Schulbereich sehr wohl Gespräche zwischen alter Bundesregierung und Wiener Stadtregierung gegeben. Es sei ihr allerdings „zu wenig“, wenn die Stadt die Einführung von WLAN an Wiens Pflichtschulen nun als „großen bildungspolitischen Erfolg“ verkaufe, aber nicht konkret sagen könne, wie sich das auf den Alltag der SchülerInnen auswirken werde und wie die Kinder im Schulalltag damit umzugehen hätten.
GRin Ursula Berner, MA (Grüne) hielt zusätzlichen Deutschunterricht in Schulen für grundsätzlich gut, man solle allerdings bei der Auswahl der SchülerInnen auf deren Bildungsstand viel mehr eingehen. Ein „Zusammenpferchen“ von jungen Menschen unterschiedlicher Wissensstände sei unzumutbar. Die individuelle Betreuung wäre für eine funktionierende Integration viel zielführender – da solle man nicht an der falschen Stelle sparen. Auch an die Schaffung von sogenannten Rückzugsräumen für SchülerInnen müsse überlegt werden.
GR Dr. Wolfgang Aigner (FPÖ) meinte, einen Rückzugsraum bräuchte eher das Lehrpersonal, weil sich Schülerinnen und Schüler den Lehrenden gegenüber aggressiv verhielten. Des Weiteren kritisierte Aigner das Fehlen von administrativem Personal an Schulen. Die Integration funktioniere nach neun Jahren Schule nicht, weil die Absolventinnen und Absolventen „sehr oft nicht einmal die einfachsten Quadratrechnungen lösen“ könnten. Darüber hinaus nütze das „schönste Schulgebäude nichts“, wenn es nach wie vor unsichere Schulwege und Gewalt an Schulen gebe. Da sehe er einen akuten Handlungsbedarf. Die neuen Medien sollten seiner Meinung nach mit Maß und Ziel eingesetzt werden.
GRin Marina Hanke, MA (SPÖ) sagte, im Zusammenhang mit der Digitalisierung seien sehr viele Projekte entwickelt worden, besonders im außerschulischen Jugendbereich könne aber noch mehr unternommen werden. Diese Projekte richteten sich vor allem an die jungen Menschen in Wien – welche die Zukunft ihrer Stadt mitgestalten sollen. Sie sagte, sie sei stolz auf die Schaffung eines „ganz neuen Bildungsraumes“, der mit der WLAN-Ausstattung und der Digitalisierung an den Schulen komme.
(Forts.) ato/hl
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