TIROLER TAGESZEITUNG: Leitartikel vom 25. April 2019 von Florian Madl - Die Nivellierung zum Mittelmaß | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

TIROLER TAGESZEITUNG: Leitartikel vom 25. April 2019 von Florian Madl – Die Nivellierung zum Mittelmaß

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Innsbruck (OTS) – Der FC Wacker Innsbruck kämpft gegen den Abstieg, von unten drängt die WSG Wattens nach. Tirols Fußball:
nicht Fisch, nicht Fleisch, aber Erwartungen hoch wie die Berge. Zeit, diesem Fahrstuhl der Gefühle zu entrinnen.
Der FC Wacker Innsbruck steht mit seiner Kampfmannschaft am sportlichen Abgrund. Und wer wie zuletzt beim 0:4 gegen Altach die Totengräberstimmung im Tivoli miterlebte, die nur durch einige Hartgesottene auf der Nordtribüne und die Auswärts-Fans akustisch untermalt wurde, wähnt sich schon in der Zweitklassigkeit. Motto: Den Letzten beißen die Hunde, in Innsbruck bellen sie nicht einmal mehr. Seit 17 Jahren, seit dem Crash des FC Tirol, schipperte der Traditionsverein niemals in ruhigen Gewässern. Stets ging es um fehlendes Geld, persönliche Befindlichkeiten und regen Personalwechsel. Stets wurde neu begonnen, eine Vision ausgegeben, auf deren Umsetzung man in der Folge weniger Wert legte als auf das ansprechende Design des jeweiligen Positionspapiers.
Die Realität: Landesunternehmen werden zum Geldtransfer genötigt, als echtes PR-Vehikel wurde der Fußball trotz sechsstelliger Jahresbeträge noch nie anerkannt. Die anhaltende Berg-und-Tal-Fahrt ließ auch das Vertrauen der Politik in den FC Wacker schwinden, den man nur noch als Bittsteller wahrnimmt und nicht mehr als potenziellen Imageträger eines Wintersportlands.
Seit einigen Jahren mischt auch noch die WSG Wattens mit, die heuer den Aufstieg in die höchste Liga schaffen will. Und wenn nun zu Recht ein zweiter Tiroler Klub um öffentliche Sponsor­summen anklopft, dann steht die Nivellierung zum Mittelmaß bevor. Angesichts des Budgets von gut sechs Millionen Euro hier (Innsbruck) und gut vier Millionen dort (Wattens) wäre beiden ein schleichender Abstieg in die Bedeutungslosigkeit beschieden. Denn ein Geldgeber der Dimension Red Bull hat sein Interesse noch nicht bekundet, die heimische Tourismuswirtschaft bedarf keiner Werbeträger.
Jedes Jahr werden aufs Neue Geldwünsche und Durchhalteparolen nach außen getragen, die Profifußball in Innsbruck doch nur unzureichend garantieren. Und der nachvollziehbare, aber nicht finanzierbare Wunsch eines Trainingszentrums wirkt, als würde ein Ertrinkender die Schönheit der Titanic beschwören. Dem FC Wacker droht heuer der Untergang, ihm zu entgehen, ist das Gebot der Stunde. Sollte das nicht gelingen, so bleibt zumindest die Hoffnung auf einen radikalen Neustart. Was ein Abstieg frei nach TV-Ungustl Bernd Stromberg bedeuten könnte? „Sieht aus wie ein Sargdeckel, könnte aber auch ein Sprungbrett sein!“

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