Zinggl/Liste Pilz zum RH-Bericht Albertina: „Die Sammlung Essl brauchen wir wie einen Kropf“
Wien (OTS) – „Die Rechnungshofprüfung der Albertina bestätigt: Die Leihgabe der Sammlung Essl ist für die Republik kein Gewinn, sondern ein Moloch, der Jahr für Jahr Kulturgelder verschlingt“, meint der Kultursprecher und Klubobmann der Liste Pilz, Wolfgang Zinggl.
Allein für Aufbewahrung und Präsentationen wurden jährlich zwei Mio. Euro an zusätzlichen Steuermitteln beantragt. „Mehraufwendungen von zwei Mio. Euro pro Jahr würden auf die Vertragszeit von 27 Jahren gerechnet 54 Millionen Euro ausmachen. Ich erinnere nur daran, dass der Republik die gesamte Sammlung Essl 2014 zum Preis von 86 Millionen Euro zum Kauf angeboten wurde. Der Deal wurde damals als zu teuer abgelehnt. Außerdem war kaum jemand von der Bedeutung der Sammlung für die Albertina überzeugt, abgesehen von den an der Leihgabe Beteiligten“, hält Zinggl fest, und weiter: „Die Albertina sollte sich schließlich um ihre grafische Sammlung, die Fotografiesammlung und die Architektursammlung kümmern und nicht zu ‚Schröders-liebste-Werke-Sammlung‘ mutieren.“
Außerdem verfügen die Bundesmuseen ohnehin über einen ausreichenden Bestand österreichischer Kunst nach 1945. Alleine das Belvedere und die Artothek des Bundes besitzen etwa 40.000 dieser Werke. Und jetzt wird für fast 60 Millionen eine ähnliche Sammlung im Umfang von etwa 4.000 Werken geliehen? „Der ‚Deal des Jahres‘, wie ihn der damalige Kulturminister Thomas Drozda bezeichnet hat, ist wohl eher der Flop des Jahrzehnts“, sagt Zinggl.
Aber die Dauerleihe Essl ist nur ein prominentes Beispiel. So schloss die Albertina zwischen 2013 und 2016 16 Dauerleihverträge ab. Nur zwei dieser Verträge wiesen den nach internationalem Standard vorgegebenen Mindestinhalt auf. Andere Bundesmuseen, wie das MUMOK geben mittlerweile Dauerleihgaben zurück, so sie nicht zu Schenkungen führen. Zu hoch sind die Erhaltungskosten für Lagerung, Konservierung und Versicherung. „Alleine für die Versicherung von Leihgaben zahlt die Albertina eine Viertelmillion Euro jährlich.“
„Schleierhaft ist, warum für die deutlich wertvollere Sammlung Batliner im Vergleich zur Sammlung Essl lediglich ein Bruchteil an öffentlicher Förderung für Konservierung und Lagerung aufgewendet werden muss. Die Nachverhandlungen von Blümel konnten an den Kosten auch nichts ändern“, so Zinggl weiter.
„Seitdem sich der Baulöwe Haselsteiner in die Sammlung Essl eingekauft hat, ist ein kontinuierlicher Ausverkauf zu beobachten. Zuletzt wurden 150 Werke an den deutschen Schraubenfabrikanten Reinhold Würth veräußert. Um weitere Bestpreise zu erzielen, ist es natürlich dienlich, wenn von der Albertina quasi Verkaufsausstellungen durchgeführt und alle anfallenden Kosten übernommen werden“, erklärt Zinggl.
Zur Wichtigkeit einheitlicher Compliance-Richtlinien für alle Museen meint Zinggl: „Wenn der Rechnungshof aufdeckt, dass es in der Architektursammlung der Albertina 2.600 nicht inventarisierte Objekte gibt, sind Korruptionsschutzmaßnahmen wichtig. Ein ‚Verlust‘ nicht inventarisierter Objekte würde nicht einmal bemerkt werden.“
Auch das Geschäftsführergehalt wird kritisiert. Der Rechnungshof stellte fest, dass dem Geschäftsführer ein leistungsbezogener Zuschlag gewährt wird, ohne dass dieser an die Erreichung operativer Ziele geknüpft wird. Insgesamt beläuft sich der Verdienst des Geschäftsführers auf 282.900 im Jahr.
Verwundert zeigt sich Zinggl, dass der Rechnungshofbericht nichts von einer privaten Pensionsvorsorge für den Albertina-Geschäftsführer Klaus Albrecht Schröder erwähnt. „Gerüchten zufolge wird für Schröder recht fürstlich für seine Zeit nach der Albertina vorgesorgt“, sagt Zinggl und kündigt in diesem Zusammenhang eine parlamentarische Anfrage an.
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