Der Verband der Volksliedwerke trauert um seinen Ehrenpräsidenten Walter Deutsch

Am 13. Jänner 2025 verstarb Prof. em. Mag. Walter Deutsch 101-jährig in Wien. Er war ein Mann mit Mut, Zuversicht und Vision. Seine hohe Sensibilität für und sein unerschütterlicher Glaube an die Zeitlosigkeit von Volksmusik waren Motor seines Wirkens für das Österreichische Volksliedwerk.

Für Walter Deutsch war die Forschung und Vermittlung von Volksmusik keine professionelle Pflicht, sondern Bekenntnis und tiefe Berufung. Die Vielfalt von Kultur war ihm eine besondere Freude, und er betrachtete Volksmusik als Selbstverständlichkeit dieser Diversität. Er setzte sich leidenschaftlich für ihren Platz an der Sonne ein: „Wir sollten uns ständig bemühen, den erreichten Standard zu halten, um im kulturellen Pluralismus der gegenwärtigen Gesellschaft musikalischer Volkskultur ihren angemessenen Stellenwert zu sichern.“ Diese Worte bestätigen sein unermüdliches Wirken auf dem Gebiet der Volksmusikforschung und -vermittlung. Clemens Hellsberg weiß als ehemaliger Vorstand der Wiener Philharmoniker um die lebenslange Leidenschaft Musik nur zu gut Bescheid: „Musik in all ihren Facetten lässt niemand los, sie begegnet uns immer wieder neu“. Das seinerzeitige Postulat von Walter Deutsch betrachtet er als Erbe und Auftrag als Präsident.

Walter Deutsch gründete das Institut für Volksmusikforschung an der Musikakademie Wien, gestaltete volksmusikalische Sendungen und betrieb Feldforschungen in ganz Österreich. Bis ins hohe Alter forschte und publizierte er für das Österreichische Volksliedwerk u.a. seine Reihe Corpus Musicae Popularis Austriacae, eine umfassende Dokumentation österreichischer Volksmusik, die derzeit 23 Bände umfasst. Noch 2023 erhielt er für sein Schaffen das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. „Er war stets ein äußerst warmherziger, kollegialer und hilfsbereiter Ratgeber mit einer gehörigen Portion Schalk im Nacken und wertschätzendem Interesse an seinen Mitmenschen“, erzählt Clemens Hellsberg, der ihn bereits als Kind, als sein Vater Geschäftsführer des Volksliedwerks war, kennenlernte. „Ich bin zutiefst dankbar, dass ich Walter Deutsch begegnen durfte, und es ist eine bleibende Auszeichnung von höchstem Rang, dass er meine Präsidentschaft mit Wohlwollen und persönlicher Zuneigung unterstützte.“