LEOPOLD MUSEUM ERHÄLT UMFASSENDE FRANZ HAGENAUER-SCHENKUNG
Die erlesenen, in jahrzehntelanger Sammeltätigkeit zusammengetragenen Kunstwerke ergänzen durch die Schenkung den Hagenauer-Bestand des Leopold Museum, welches damit über die nunmehr weltweit umfangreichste und bedeutendste Sammlung zu Franz Hagenauer (1906-1986) verfügt, dem „Designer unter den Bildhauern“. „Seine ab den späten 1930er-Jahren entstandenen, oft auf bloße Ovoide reduzierten Köpfe aus getriebenem Metall zählen zu den radikalsten modernistischen Vorstößen in der österreichischen Kunst der Zwischenkriegszeit“, erläutert Hans-Peter Wipplinger, Direktor des Leopold Museum. Bereits 2022 hatte das Leopold Museum dem Künstler eine umfassende, längst überfällige Retrospektive mit mehr als 170 Exponaten gewidmet. Der überwiegende Teil der Leihgaben stammte aus dem Besitz von Monika und Erich Breinsberg. Ausgewählte Köpfe und Torsi Franz Hagenauers sind nun in der permanenten Präsentation Vom Expressionismus zur Neuen Sachlichkeit auf Ebene 0 zu sehen.
„Der reiche Fundus an Skulpturen und Designobjekten, welche Erich Breinsberg im Laufe von über vier Jahrzehnten mit großer Leidenschaft gesammelt hat, wird im Leopold Museum nicht nur in ihrer Gesamtheit gesichert, sondern darüber hinaus der Öffentlichkeit wie der kunstwissenschaftlichen Forschung dauerhaft zugänglich gemacht. Diese überaus großzügige Schenkung stellt einen außerordentlichen Akt mäzenatischen Engagements der Familie Breinsberg dar und gilt als eine der bedeutendsten Schenkungen in der jüngeren Geschichte des Leopold Museum, die uns mit tiefer Dankbarkeit erfüllt,“ betont Hans-Peter Wipplinger.
„Franz Hagenauer war ein Mitgestalter einer faszinierenden Epoche der Moderne. Seine singulären Werke sollen auch in Zukunft noch vielen Menschen Freude bereiten. Ein gutes Gefühl, dem Museum Leopold diesen weiteren Weg anzuvertrauen,“ so Erich Breinsberg.
„Dem Leben Form geben“
Franz Hagenauer studierte an der Wiener Kunstgewerbeschule bei Franz Čižek und führenden Künstlern wie dem bedeutenden Architekten und Gestalter Josef Hoffmann und dem Bildhauer Anton Hanak, bei dem Hagenauer eine fundierte Ausbildung erhielt. Diese fand ihren Höhepunkt in seiner Teilnahme als 19-Jähriger an der Exposition Internationale des Arts Décoratifs et Industriels Modernes 1925 in Paris. Die Begegnung mit der zeitgenössischen Avantgarde inspirierte ihn maßgeblich. Seine Skulpturen aus getriebenem Metall wurden vom Art déco, der Art Africain, dem Neoklassizismus und dem Bauhaus beeinflusst. „Dem Leben Form [zu] geben“ war das erklärte Ziel von Franz Hagenauer.
Blick über den regionalen Tellerrand
Sein Schaffen schließt an den Innovationswillen und hohen Qualitätsanspruch des Wiener Kunsthandwerkes um 1900 an. Als junger Mann lernte der Metallkünstler bei Dagobert Peche, einem der Protagonisten der Wiener Werkstätte, dessen Entwürfe aktuell in der Backhausen-Ausstellung des Leopold Museum (bis 9. März 2025) zu sehen sind.
Hans-Peter Wipplinger verweist auf die internationale Dimension von Franz Hagenauers Schaffen der „stets von einem zweckbefreiten Gestaltungswillen angetrieben, schon in den 1920er-Jahren weit über den regionalen Tellerrand hinausblickte. In der frühen Pariser Moderne, im Neoklassizismus, im Bauhaus und im Art déco fand er mannigfaltige Möglichkeiten, künstlerische Gedanken zu formulieren, die letztlich auf eine absolute Purifizierung der Form abzielten.“
In sechs Jahrzehnten schuf Hagenauer ein faszinierendes Spektrum an Kunstwerken. Teilnahmen an der Triennale in Mailand 1930 und an der Biennale in Venedig 1934 sind frühe Stationen seines Erfolges. Nach dem Tod seines Bruders leitete er ab 1956 die von seinem Vater Carl Hagenauer gegründete Werkstätte in Wien-Neubau, lehrte ab 1962 an der Akademie für angewandte Kunst und exportierte seine Arbeiten durch das Revival des Art déco in den 1970er-Jahren in die USA. Das MAK (1971) und das Leopold Museum (2022) widmeten seinem an Experimenten reichen OEuvre umfangreiche museale Präsentationen.
Zwei bedeutende Franz Hagenauer-Sammlungen vereint
Neben Leopold Museum-Gründer Rudolf Leopold, der sich auch als Sammler von Werken Hagenauers hervortat, ist es insbesondere das Verdienst der Familie Breinsberg, in über vier Jahrzehnten die bedeutendste Sammlung seiner Skulpturen und Designobjekte zusammengetragen zu haben. Die Schenkung ist das Ergebnis der Überlegungen von Erich Breinsberg, diesen weltweit größten und wichtigsten Bestand an Werken Franz Hagenauers in das Leopold Museum zu integrieren und damit aus beiden Kollektionen auf einen Schlag die an Substanz herausragendste internationale Franz Hagenauer-Sammlung zu schaffen. Dank der Schenkung von Erich und Monika Breinsberg konnten diese beiden bedeutenden Hagenauer-Sammlungen nun im Leopold Museum vereint werden.
Die Publikation zur Schenkung
Ermöglicht durch die Unterstützung des Autohauses Liewers, ist nach der Retrospektive im Leopold Museum eine auf dem begleitenden Katalog zur Ausstellung basierende neue Publikation entstanden. Durch eine Neukonzeption in der Gestaltung sowie zahlreiche inhaltliche Ergänzungen zum damaligen Ausstellungskatalog vereint der Band die gesamte künstlerische Bandbreite von Hagenauers Schaffens und bietet die Grundlage dafür, sein signifikantes Lebenswerk auch im Rahmen internationaler Präsentationen zu würdigen. Der zweisprachige Katalog (Deutsch/Englisch) zum Werk von Franz Hagenauer wurde in Hinblick auf die Schenkung komplett überarbeitet und liegt nun in dieser erweiterten Auflage unter dem Titel Franz Hagenauer. Eine singuläre Position der Moderne. Die Sammlung Breinsberg vor, herausgegeben von Hans-Peter Wipplinger, mit Beiträgen von Erich Breinsberg, Maria-Luise Jesch, Marco Antonio Ricci, Ivan Ristić und einem Vorwort von Hans-Peter Wipplinger. Die 304 Seiten starke Publikation mit 169, teils ganzseitigen Farbabbildungen und 53 Schwarz-Weiß-Abbildungen, ist im Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König, Köln erschienen. Das Buch ist zum Verkaufspreis von Euro 24,90 im Leopold Museum Shop erhältlich
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