Jahreswechsel: Bischöfe rufen zu Zuversicht und Hoffnung auf | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

Jahreswechsel: Bischöfe rufen zu Zuversicht und Hoffnung auf

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Zum Jahreswechsel haben die österreichischen Bischöfe zu Zuversicht und Hoffnung aufgerufen. Angesichts der zahlreichen Krisen und Kriege könne man sich gewiss fragen, ob es gerechtfertigt sei, von Hoffnung zu sprechen, sagte etwa der Salzburger Erzbischof Franz Lackner am Silvesternachmittag bei der traditionellen Jahresschlussandacht im Salzburger Dom: „Ich sage: Ja! Hoffnung ist jene göttliche Tugend, eingebettet zwischen Glauben und Liebe, von der wir in diesen Tagen als Christen nicht schweigen dürfen. Hoffnung ist uns eingeschrieben, das zerbrechliche und doch so tragfähige Fundament unseres Wirkens und unserer Verantwortung.“

Als prägende Ereignisse 2024 aus kirchlicher Sicht hob Lackner insbesondere den Abschluss der Weltsynode in Rom hervor. Die Wochen in Rom hätten ihn gelehrt, dass Kirche „keine monotone Kirche“ sei, sondern lebendig und vielfältig. Wenn man auf der einen Seite versucht sei, eine solche Kirche „als zersplittert und polarisiert wahrzunehmen“, so sei dies nur die halbe Wahrheit: Schließlich könne eine „positive Indifferenz“ dann eine kostbare Ressource darstellen, wenn sie nicht zu Verhärtungen in die eine oder andere Richtung oder zu fehlgeleiteten Absolutheitsansprüchen führe. Eine „synodale Kirche“ sei zuallererst eine hörende Kirche, die sich keinem „Mehrheitsvotum“ unterwerfe, sondern sich bemühe, der Botschaft Jesu treu zu bleiben, mahnte Lackner.

Eine solcherart vielfältige Kirche sei auch eine wichtige Ressource für eine von „Spaltungen und Zerrüttungen“ gebeutelte säkulare Gesellschaft, zeigte sich der Salzburger Erzbischof überzeugt: „Wir sind eine hörende Kirche, gerade auch dort, wo wir keine fertigen Antworten für alle parat haben. Darin sehe ich den Quellgrund der Hoffnung, die uns trägt und uns zusagt, dass er, der jeden und jede einzelne von uns, hier im Dom und draußen in der Welt, gewollt hat, uns liebt und immer bereit ist, unsere Schritte mitzugehen und zu führen“.

Wien: Jahresschlussandacht ohne Schönborn

In Wien musste Kardinal Christoph Schönborn die traditionelle Jahresschlussandacht im Stephansdom ausfallen lassen. Er sei schwer verkühlt und lasse sich entschuldigen, teilte Domprediger Ewald Huscava mit, der den Gottesdienst anstelle Schönborns feierte.

Marketz: Ängsten mit Nüchternheit begegnen

Der Kärntner Bischof Josef Marketz hat in seiner Jahresschlussandacht im Klagenfurter Dom dazu aufgerufen, angesichts der durch zahlreiche Krisen ausgelösten Ängste einen Schritt zurückzutreten und ihnen die Botschaft von Weihnachten entgegenzuhalten. Es tue gut, „ein paar Schritte zurückzutreten und die beunruhigenden Geschehnisse und die Bedrohungen der Welt, die uns Angst machen, in einem größeren, globalen Zusammenhang zu sehen“, so Marketz. Zugleich lehre ein genauerer Blick, dass es trotz der Konflikte und auch Nöte der Menschen im eigenen Land „uns hier noch vergleichsweise gut geht“. Dafür gelte es dankbar zu sein – wie für das hohe Maß an Solidarität und Hilfsbereitschaft, das er in der Gesellschaft wie in der Kirche im vergangenen Jahr spüren durfte, so Marketz.

Auch Marketz lenkte den Blick auf den kirchlichen Synodalen Prozess und die Folgen, die dieser Weg bis in Kärntner Ortskirche zeitige. „Auch für unsere Diözese war das Jahr 2024 wieder ein bewegtes Jahr, in dem wir gespürt haben, dass wir Teil der katholischen Kirche als ganze sind“. Auch wenn hier und da Uneinigkeit über den künftigen Weg der Kirche aufbreche, so liege die „besondere Qualität der synodalen Bemühungen“ doch darin, „hergebrachte Denkmuster zu überschreiten, um zu einem neuen und gemeinsamen Blick auf die Wirklichkeit unserer Kirche und mittendrin unserer Diözese zu gelangen“, appellierte Marketz.

Elbs: Erinnerung an „Von guten Mächten“

„Gemischte Gefühle“ im Rückblick auf das vergangene Jahr räumte auch der Vorarlberger Bischof Benno Elbs in seiner Jahresschlussandacht am Dienstagabend im Feldkircher Dom ein. Auf der einen Seite grassierten Hunger, Krieg und Umweltzerstörung – auf der anderen Seite passiere viel Gutes, erlebe er Solidarität und Menschlichkeit. Hoffnung ziehe er persönlich vor allem aus einem berühmten Gedicht, das der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) in der NS-Haft kurz vor seiner Hinrichtung vor genau 80 Jahren – am 19. Dezember 1944 – schrieb und das heute zu einem bekannten Kirchenlied geworden ist: „Von guten Mächten wunderbar geborgen“. Gerade angesichts der Not, in der Bonhoeffer dies schrieb, würde der Text bis heute „Hoffnung und Kraft“ schenken, so Elbs.

In einer Strophe heiße es etwa: „Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet, so lass uns hören jenen vollen Klang“. Die Stille sei – so Elbs abschließend – „eine der größten Ressourcen, die wir als Kirche den Menschen in unserer unruhigen und nervösen Zeit anbieten können“. Sie schenke Weite und Tiefe. Elbs: „Gerne möchte ich euch einen Vorsatz mit ins neue Jahr geben: zumindest einmal am Tag ein paar Minuten Stille zu halten – sei es zu Hause oder in einer Kirche oder Kapelle; sei es als Morgengebet oder Tagesrückblick am Abend. Von Herzen wünsche ich euch, dass ihr den 'vollen Klang' hören könnt, von dem Bonhoeffer spricht.“

Glettler: „Fünf-Finger-Predigt“ der Hoffnung

Auch der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler hat den 80. Jahrestag des Bonhoefffer-Liedes „Von guten Mächten“ zum Anlass genommen, über Hoffnung und Zuversicht im Angesicht von Leiden und Krisen nachzudenken. Das Lied stehe dafür, dass letztlich „aus Gottes Hand alles gut“ werde. Tatsächlich liege es am Menschen, sich stets aufs Neue für das Gute zu entscheiden und dies auch ganz praktisch mit seinen Händen umzusetzen. „An der Schwelle des Jahres ist es angebracht, die Hände nicht zu verkrampfen, auch keine Fäuste zu ballen gegen vermeintlich Schuldige“, so Glettler.

In einer „Fünf-Finger-Predigt“ ging der Innsbrucker Bischof dann die einzelnen Finger und ihre Bedeutung für einen hoffnungsvollen Start ins neue Jahr durch. Der Daumen („Daumen hoch!“) sei etwa ein Zeichen dafür, das Gute zu stärken „aller Jammerei zum Trotz“. Der richtungsweisende Zeigefinger wiederum weise in einer Zeit grassierender Orientierungslosigkeit den Weg. Der Mittelfinger bleibe bekanntlich „mehrdeutig“, so Glettler unter Verweis etwa auf die Möglichkeit, den „Stinkefinger“ zu zeigen. Der Ringfinger symbolisiere „lebendige Beziehungen“, Verlässlichkeit und Treue.

Glettler: „Und last, but not least der Kleine Finger: Hoffnung beginnt nicht mit großen Worten. Sie wächst langsam, reift heran. Wir sollten deshalb das Kleine wahrnehmen, das Unscheinbare im Alltag. Hoffnungslos wird das Leben, wenn wir nur auf die Mega-Events warten und das normale, unaufgeregte Leben in seiner Würde nicht erkennen. Die vielen kleinen Zeichen und Gesten der Menschlichkeit können alles verändern. Auch Jesus hat in der Krippe klein angefangen.“

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