Rat auf Draht: Über 42.000 Beratungen im Jahr 2024
Rund 42.000 Beratungsgespräche führte Rat auf Draht, Österreichs einzige Notrufnummer für Kinder und Jugendliche, im Jahr 2024. Die durchschnittliche Dauer dieser Gespräche hat auch diesmal um 5,2 Prozent zugenommen. Zum Vergleich: 2023 wurde ein Plus von 5,5 Prozent verzeichnet. „Besonders in jenen Bereichen wo die Belastung und der Leistungsdruck sehr hoch sind, wie etwa bei gesundheitlichen Anliegen, Krisen oder Suizidalität, braucht es Zeit, um tiefer ins Gespräch gehen zu können und Lösungen zu erarbeiten“, sagt Birgit Satke, Leiterin des Beratungsteams bei Rat auf Draht.
Hoher Gesprächsbedarf bei Traumata, Sucht, Sextortion und Mobbing
Dies spiegelt sich in den Themen wider, die Kinder und Jugendliche im abgelaufenen Jahr besonders beschäftigen und wo die meisten Zuwächse zu verzeichnen waren. So stiegen die Gespräche der Kategorie Trauma im Vergleich zu 2023 um 30 Prozent. „Darunter fallen traumatische Erlebnisse wie Gewalt, sexueller Missbrauch, der Tod naher Angehöriger, ein Verkehrsunfall oder eine Naturkatastrophe“, erklärt Satke. Letztere war 2024 durch die Hochwasserkatastrophe gegeben, die auch an Österreichs Jugend keineswegs spurlos vorüber ging. Anfragen zum Thema Sucht nahmen um 25 Prozent zu, vor allem Rauchen und Nikotin waren hier stärker Thema als noch im Vorjahr. Besonders dramatisch ist die Entwicklung wieder bei Sextortion, der Erpressung mit Nacktaufnahmen über Social Media. Nach einem Anstieg um 29 Prozent von 2022 auf 2023, nahmen die Beratungen heuer um 22 Prozent zu. Auch Gespräche zu Mobbing und psychischer Gewalt in der Schule steigen im Vergleich zu 2023 um 17 Prozent, selbst verletzendes Verhalten um sechs Prozent. Erfreulich ist eine leichte Abnahme bei Suizidalität (zwei Prozent).
Die meisten Anfragen kamen, wie auch schon in den Vorjahren zum Thema „Auskunft zur psychosozialen Versorgung“, was den hohen Bedarf an Hilfsangeboten wie Rat auf Draht unterstreicht, gefolgt von familiären Problemen (Probleme mit Eltern oder Geschwistern, Alkohol in der Familie, Konflikte zwischen Eltern, Scheidung/Trennung, etc.) und Anfragen zum Thema Freundschaft/Peer Group. Tendenziell sei die Stimmung unter den Kindern und Jugendlichen aber ein bisschen besser geworden, so Satke: „Die psychischen Belastungen sind nach wie vor deutlich spürbar, im gesundheitlichen Bereich, wie beim Thema Schule“.
Schulverweigerung beschäftigt Eltern
Auch die Eltern hatten 2024 mehr Bedarf an professioneller Beratung: So stiegen die Gespräche von elternseite.at, dem Beratungsangebot für Eltern und Bezugspersonen von Rat auf Draht im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent. Am meisten holten sich Eltern Rat und Beistand zu Erziehungsthemen, Fragen rund um die Pubertät und schulischen Herausforderungen. Besonders auffällig ist der enorme Anstieg beim Thema Schulverweigerung (Zunahme von 90 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). „Aus den Gesprächen wissen wir, dass viele Eltern sich teilweise überfordert und allein gelassen fühlen. Vor allem der Mental Load ist als große Belastung zu spüren. “, so Satke.
Prävention – der wahre hidden Champion
Auch heuer erwies sich Rat auf Draht daher als starke Schulter für Österreichs Familien: „Von Prävention bis zur Krisenintervention sind wir für alle Anliegen da“, sagt Satke. Gerade die Präventionstätigkeit ist ein essenzieller Aspekt der beraterischen Tätigkeit von Rat auf Draht, der oft übersehen wird: „Wichtig ist, Kinder, Jugendliche und auch Eltern schon im Vorfeld über diverse Dinge zu informieren und ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, damit Probleme verhindert werden, nicht größer werden oder gar nicht erst entstehen. Denn Prävention trägt wesentlich zur Entlastung des Gesundheitssystems und der Volkswirtschaft bei. Sie mag schwer messbar sein, ist aber ein wichtiger Aspekt auf keinen Fall zu vernachlässigen“, so die Expertin.
Für das kommende Jahr rechnet Satke durchaus mit neuem Gesprächsstoff: „Im Bereich der digitalen Medien werden sich durch die KI einige Herausforderungen erbeben. Wir gehen davon aus, dass dieses Thema die Kinder und Jugendlichen im nächsten Jahr intensiver beschäftigen wird“. Rat auf Draht wird jedenfalls sein Beratungsangebot in gewohnter Weise aufrechterhalten: „Bevor es zu einer Krise kommt, sind wir bereits da und wenn es zu einer Krise kommt, ebenso“, so Satke abschließend.
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