Kinder im Krieg – Rotkreuz-Präsident Schöpfer: „Die bevorstehenden Feiertage bedeuten für Millionen Kinder kämpfen ums Überleben!“ | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

Kinder im Krieg – Rotkreuz-Präsident Schöpfer: „Die bevorstehenden Feiertage bedeuten für Millionen Kinder kämpfen ums Überleben!“

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„Die Kinder schlafen im Freien auf nassem Boden und im Dreck, weil es keine richtigen Zelte gibt. Ein paar Stück Holz und Decken sind alles, was sie schützen soll. Es regnet ständig und nachts hat es weniger als 10 Grad. Die meisten Kinder erkranken an Husten oder Lungenentzündung“, erzählt Christopher Friedrich. Der gebürtige Vorarlberger ist WASH (Water, Sanitation & Hygiene)-Experte beim Österreichischen Roten Kreuz (ÖRK) und kürzlich aus dem Gazastreifen zurückgekehrt.

„Nicht nur Waffen sind tödlich“

Die Hygiene- und Wassersituation in Gaza ist katastrophal: Familien teilen sich eine Toilette, oft nur ein Loch im Boden. Überall liegen Berge von Müll. Im verschmutzten Grundwasser lauern gefährliche Krankheitserreger. „Nicht nur Waffen sind tödlich. Atemwegsinfektionen, Lungen- und Durchfallerkrankungen breiten sich rasant aus“, so Friedrich. Nur ein halber Liter Trinkwasser steht pro Kopf und Tag zur Verfügung.

Das Rote Kreuz versorgt die Menschen mit medizinischer Hilfe, Trinkwasser und Toiletten, errichtete bereits mehr als 5.000 Latrinen für 70.000 Menschen im Gazastreifen. WASH-Experte Friedrich: „Wir geben den Menschen damit ein Mindestmaß an Würde zurück. Wenn wir nur einem Menschen helfen können, hat sich unser Einsatz gelohnt.“

Für sauberes Wasser im Rotkreuz-Feldspital in Rafah hat das Österreichische Rote Kreuz eine Wasseraufbereitungsanlage gestellt. Menschen werden mit massiven Blutungen und schweren Verbrennungen eingeliefert, einige Verletzte brauchen Amputationen. 97 Prozent aller Operationen wurden wegen Verletzungen durchgeführt, die durch Kampfhandlungen entstanden sind. Ein Drittel der Patient:innen ist jünger als 14 Jahre.

Wiederaufbau im Libanon, Stabilität für Syrien

„Während der Eskalation im Herbst haben uns viele libanesische Kinder gefragt, was diese Explosionen sind“, sagt Simona Mencinger, Delegationsleiterin des ÖRK im Libanon. „Wie erklärt man einem Kind, dass ein Militärflugzeug die Schallmauer durchbricht?“ Einen geregelten Alltag gab es kaum, Schulen dienten als Notunterkünfte, der Unterricht fiel aus. „Seit dem Ende der Kampfhandlungen kehrt Normalität zurück. Als Rotes Kreuz bleiben wir vor Ort – tausende Kinder zählen auf unsere Unterstützung beim Wiederaufbau.“

Nach 13 Jahren Konflikt in Syrien sind 16,7 Millionen Menschen – darunter 7,5 Millionen Kinder – auf Hilfe angewiesen. Seit 2011 unterstützt das Österreichische Rote Kreuz mit seinen Partnerorganisationen die syrische Bevölkerung. Nach dem Erdbeben im Februar 2023 wurde etwa das Wassernetz für 2,5 Millionen Menschen in Aleppo wiederhergestellt. „Eine wichtige Maßnahme für Sicherheit und Stabilität“, so Mencinger.

Rotes Kreuz hält medizinische Versorgung aufrecht

In der Ukraine steuert der Krieg auf seinen dritten Jahrestag zu. „Eine Generation wächst im Krieg auf, viele Kinder können sich nicht an friedliche Zeiten erinnern. Sie und ihre Familien sind auf unsere Hilfe angewiesen. Besonders jetzt, wo es bei eisigen Temperaturen wegen großflächiger Stromausfälle oft an Heizung, Strom und sauberem Wasser fehlt“, sagt Walter Hajek, Bereichsleiter Internationale Zusammenarbeit beim ÖRK. Kürzlich erhielten 4.500 Menschen in der am stärksten vom Krieg betroffenen Region Donezk Hilfsgüter wie Lebensmittel, warme Decken und Notfall-Hygienepakete.

Derzeit unterstützen 14 aus Österreich entsandte Kolleg:innen das Ukrainische Rote Kreuz bei humanitärer und medizinischer Hilfe. Die „Mobile Health Units“, mobile Gesundheitsteams, etwa versorgen Menschen in abgelegenen Regionen mit Medikamenten und medizinischen Behandlungen und transportieren sie zu Gesundheitszentren. Insgesamt sind 124 dieser Teams landesweit im Einsatz.

Größter Wunsch zu Weihnachten: „Ein Leben ohne Krieg.“

Für viele Ukrainer:innen sind die Rotkreuz-Kolleg:innen die einzige Verbindung zur Außenwelt, oft leisten sie „nur“ Gesellschaft. Etwa der alleinerziehenden Olena, die gemeinsam mit ihren vier Kindern aus Bachmut fliehen musste. Zu Weihnachten träumt die 12-jährige Tochter Polina von Reisen und Süßigkeiten. Sie vermisst ihre Freunde. „Ich würde sofort meinen Koffer packen und nach Hause zurückkehren. Aber ich weiß, dass dort nichts mehr übrig ist“, sagt Polina. Der größte Wunsch zu Weihnachten: „Ein Leben ohne Krieg.“

Selbst im Krieg gelten Regeln!

Viele Kolleg:innen in Konfliktgebieten riskieren täglich ihr Leben, um anderen zu helfen. Das Rote Kreuz mahnt zur Einhaltung des Humanitären Völkerrechts. Präsident Schöpfer erinnert: „Wir können Menschen in Not nur helfen, wenn wir geschützt sind und sicheren Zugang haben. Hilfsorganisationen, Krankenhäuser und Zivilbevölkerung dürfen nicht angegriffen werden!“

Schöpfer weiter: „Die Umsetzung einiger unserer wichtigsten Projekte verdanken wir Partnern wie ORF Nachbar in Not oder der Austrian Development Agency. Ich bedanke mich auch bei allen Menschen in Österreich, die mit ihrer Spende unsere Hilfe in Krisen- und Konfliktgebieten möglich machen. Vergessen wir nicht, dass die bevorstehenden Feiertage für Millionen Kinder auf dieser Welt ein tägliches Kämpfen ums Überleben bedeuten!“

Das Rote Kreuz bittet dringend um Spenden:

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