Offener Brief von österreichischen Künstler:innen zum drohenden Aus des Bank Austria Kunstforum Wien | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

Offener Brief von österreichischen Künstler:innen zum drohenden Aus des Bank Austria Kunstforum Wien

0 74

Wir Künstlerinnen und Künstler sind entsetzt über die Nachricht, dass das Bank Austria Kunstforum Wien vor dem Aus stehen soll. Wir sind dem Haus nicht nur aufgrund seiner exzellenten Ausstellungen, sondern auch aufgrund eines Netzwerks, das das Bank Austria Kunstforum Wien über Jahrzehnte mit den Kunst- und Kulturschaffenden in Österreich und weit über die Grenzen hinaus aufgebaut hat, tief verbunden. Wir fordern eine faire Übergangslösung, die dem Bank Austria Kunstforum Wien in angemessener Zeit eine Neuaufstellung ermöglicht und den geplanten Ausstellungsbetrieb für das kommende Jahr sichert.

Eine Schließung des Bank Austria Kunstforum Wien wäre ein Kollateralschaden für die heimische Kulturlandschaft. Nichts weniger als alles an dieser Pleite ist fatal!

Da wäre erstens die Art und Weise, wie die Entscheidung der UniCredit Bank Austria zustande gekommen ist, nämlich durch das Agieren weniger Entscheidungsträger, denen die Tragweite ihres Tuns ganz offensichtlich nicht in vollem Umfang bewusst ist. Die UniCredit Bank Austria rühmte sich über viele Jahre als größter Kulturförderer des Landes. Mit dieser Tradition soll nun trotz Milliardengewinnen gebrochen werden.

Zweitens wäre eine übereilte Schließung des Bank Austria Kunstforum Wien nicht nur kulturpolitisch sondern auch aus ökonomischer Sicht desaströs, zieht doch die Stornierung bereits abgeschlossener Verträge mit Top-Künstler:innen Kosten in Millionenhöhe nach sich. Nur durch die Schaffung einer fairen Übergangslösung kann das Bank Austria Kunstforum Wien seine Ausstellungsverpflichtungen erfüllen.

Drittens lässt die Art und Weise der Bekanntgabe – Leitung und Belegschaft erfuhren die Neuigkeiten aus den Medien – auf größtmögliche Gleichgültigkeit gegenüber einem renommierten Betrieb sowie zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern schließen, denen sichtlich weder fachlicher noch menschlicher Respekt entgegengebracht wird.

Viertens mit ihrer Ankündigung nehmen die Verantwortlichen der UniCredit Bank Austria einen massiven Einschnitt in die österreichische Kulturlandschaft vor. Das Bank Austria Kunstforum Wien ist ein extrem erfolgreicher Player im heimischen Kulturbetrieb. Es bietet nicht nur den großen Namen der Kunstgeschichte eine Bühne, sondern engagiert sich auch für die junge Szene. Auch im Bereich der Kinder-, Jugendlichen- und Erwachsenenbildung leistet es Pionierarbeit sowohl im Feld der Kunstvermittlung als auch im Sektor des digitalen Museums.

Und fünftens weisen wir die Ankündigung, einen André-Heller-Park als „Trostpflaster“ zu installieren, als einen Versuch, verschiedene künstlerische Kategorien und ihre Protagonist:innen gegeneinander auszuspielen, zurück.

Wir empfinden das Zeichen, das mit der Entscheidung der UniCredit Bank Austria gesendet wird, als fatal, einer Kulturnation nicht würdig und wir befürchten einen massiven Imageschaden für den Kulturstandort Österreich. In einer wirtschaftlich herausfordernden Zeit kommt Banken nicht nur eine wirtschaftspolitische, sondern auch eine gesellschafts- und kulturpolitische Verantwortung zu, derer sich die UniCredit Bank Austria aus rein kapitalistischer Maxime entziehen würde. Das Bank Austria Kunstforum Wien ist eine seit fast vier Dekaden wissenschaftlich arbeitende und bestens vernetzte Institution, die obendrein wirtschaftlich vorbildlich geführt wurde und wird.

Wir bedauern die Gebarung der UniCredit Bank Austria und wünschen uns, dass sich die Stadt Wien und die Republik Österreich der herausragenden kulturellen Stellung dieses Landes erinnern und eingreifen, um noch größeren Schaden abzuwenden, indem man zumindest einen Übergang hin zu geordneten Verhältnissen und einem neuen Sponsorship gewährleistet. Wenn die Stadt Wien beim Kauf des Austria-Stadions mit 40 Millionen Euro einspringen kann, sollte ein Engagement im Finden einer Übergangslösung für das Bank Austria Kunstforum Wien ein Leichtes sein.

#kunstforumbleibt

Iris Andraschek
Alfredo Barsuglia
Eva Beresin
Thean Chie Chan
Pablo Chiereghin
Ramesch Daha
Carola Dertnig
Veronika Dirnhofer
Barbara Eichhorn
David Eisl
Valie Export
Jakob Gasteiger
Aldo Giannotti
Sofia Goscinski
Nikola Hansalik
Anna Heindl
Julia Haugeneder
Marlene Hausegger
Hanakam & Schuller
Siggi Hofer
Edgar Honetschläger
Anna Jermolaewa
Johanna Kandl
Herwig Kempinger
Anna Khodorkovskaya
Michael Kienzer
Mario Kiesenhofer
Gertraud Klemm
Peter Kogler
Roland Kodritsch
Hans Kupelwieser
Maria Legat
Angelika Loderer
Constantin Luser
Anja Manfredi
Nana Mandl
Christian Kosmas Mayer
Robert Menasse
Bernd Oppl
Philip Patkowitsch
Luzia Margan
Alois Mosbacher
Herta Müller
Roman Pfeffer
Margot Pilz
Carl Pruscha
Christoph Ransmayr
Werner Reiterer
Corinne L. Rusch
Jörg Reissner
Peter Sandbichler
Hans Schabus
Eva Schlegel
Toni Schmale
Käthe Schönle
Anneliese Schrenk
Christoph Steinbrener (Dempf&Huber)
Michael Strasser
Tobias Urban (Gelitin)
Borjana Ventzislavova
Elisabeth von Samsonow
Walter Vopava
Manfred Wakolbinger
Martin Walde
Kay Walkowiak
Hans Weigand
Erwin Wurm
Heimo Zobernig
Leo Zogmayer

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender. Gesellschaft der Freunde der Bildenden Künste

Hinterlasse eine Antwort

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.