Handelsverband: Unseriöse VKI-Preisvergleiche im Lebensmittelhandel führen Konsumenten und Regulatoren in die Irre | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

Handelsverband: Unseriöse VKI-Preisvergleiche im Lebensmittelhandel führen Konsumenten und Regulatoren in die Irre

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Die im November 2024 durchgeführte und heute veröffentlichte Erhebung von Lebensmittelpreisen in Österreich und Deutschland des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) ist leider mehr als mangelhaft. Selten hat die Metapher „Äpfeln mit Birnen vergleichen“ besser gepasst als zu dieser Untersuchung. Fakt ist: Mit rund 9.400 Verkaufsstandorten sichert der österreichische Lebensmittelhandel die wohnortnahe Versorgung aller Menschen. Mehr noch: Die Branche bietet den Konsument:innen ein breites Sortiment an leistbaren regionalen Qualitätsprodukten an.

BWB bestätigt: Wettbewerb im österreichischen Lebensmittelhandel funktioniert

Dennoch gibt es immer wieder den Vorwurf, dass Lebensmittel in Österreich deutlich teurer seien als in anderen EU-Ländern. Schuld daran sei die hohe Marktkonzentration. Der letztes Jahr veröffentlichte Endbericht der weisungsfreien und unabhängigen Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) zur Untersuchung der gesamten Lebensmittelwertschöpfungskette widerlegt das eindeutig: Der Wettbewerb im Lebensmittelhandel funktioniert gut! Im Klartext: Die BWB fand nicht den geringsten Hinweis dafür, dass sich eine vorgeblich zu hohe Marktkonzentration kausal auf Preisanstiege auswirke.

Eurostat Preisniveauindex Nahrungsmittel: Österreich auf Rang 14

Der Preisniveauindex für Nahrungsmittel der europäischen Statistikbehörde Eurostat belegt ebenfalls, dass Kritiker mehr mit Mythen als Fakten argumentieren. Österreich liegt nämlich auf Rang 14 – das heißt in 13 der 35 untersuchten europäischen Länder bezahlt man für Lebensmittel teils deutlich mehr als bei uns. Spitzenreiter ist wenig überraschend die Schweiz, aber auch in Island, Norwegen, Luxemburg, Dänemark, Malta, Irland, Finnland, Estland, Lettland, Frankreich, der Slowakei und sogar in Deutschland sind die Nahrungsmittelpreise im Schnitt höher als bei uns in Österreich.

Hinzu kommt: „Das Preisniveau bei Nahrungsmitteln ist bei uns von 2022 auf 2023 weniger stark gestiegen als im EU-Schnitt. Mit anderen Worten: Der Lebensmitteleinzelhandel hat in den letzten beiden Jahren inflationsdämpfend agiert. Auch jetzt im November liegt die Inflation bei Lebensmitteln in Österreich mit 1,4% deutlich unter der allgemeinen Inflation von 1,9%“, erklärt Rainer Will, Geschäftsführer des freien und überparteilichen Handelsverbandes.

Handel kämpft gegen „Österreich-Aufschlag“ der internationalen Nahrungsmittelindustrie

Ganz anders sieht die Lage bei vielen globalen Nahrungsmittelproduzenten aus, die sich während der Inflationskrise über hohe Umsätze und Margen freuen durften. Diesbezüglich kritisiert die BWB zu Recht den „Österreich-Aufschlag“ internationaler Hersteller. Diese verrechnen dem Lebensmittelhandel in kleineren Ländern wie Österreich oder Belgien systematisch höhere Preise als größeren Ländern wie Deutschland oder Frankreich.

„Territoriale Lieferbeschränkungen der internationalen Nahrungsmittelproduzenten kosten die Konsumenten in Europa jährlich rund 14 Milliarden Euro. Selbst die Arbeiterkammer hat erkannt, dass der Preisunterschied bei Lebensmitteln zwischen Österreich und Deutschland primär auf diesen Faktor zurückzuführen ist“, bestätigt Will.

Auch in Brüssel scheint die Botschaft endlich anzukommen: Im Mai 2024 hat die EU-Kommission gegenüber Mondelez, einem der größten Konzerne der Welt, wegen derartiger territorialer Lieferbeschränkungen eine Geldbuße von satten 337 Millionen Euro verhängt. Strafen allein reichen aber nicht. Der Handelsverband fordert weiterhin vehement ein europaweites Verbot dieser Form der Diskriminierung!

40% vs 12%: VKI ignoriert bei Preisvergleichen hohen Rabattanteil in Österreich & weitere Faktoren

Im Preisvergleich des VKI ebenfalls nicht berücksichtigt sind Rabattaktionen: Diese sind mit rund 40% in Österreich deutlich stärker ausgeprägt als in Deutschland mit nur 12%. Weitere Einflussfaktoren, welche der VKI einfach ignoriert, sind Skalierungseffekte aufgrund der unterschiedlichen Größe der Länder (Faktor 10 im Vergleich mit Deutschland), verschiedene Steuerniveaus, höhere Lohn- und Lohnnebenkosten (insb. in den vergangenen zwei Jahren), der Bio-Anteil des Produktsortiments, eine höhere Filialdichte, um die Versorgung auch in entlegenen Regionen sicherzustellen, sowie längere Verkehrswege aufgrund der unterschiedlichen Topografie.

Rentabilität im LEH bei nur 0,5% bis 2,5%

Fakt ist: Der heimische Lebensmittelhandel nimmt sinkende Umsätze (inflationsbereinigt -3,2% in 2022, -1,0% in 2023) bei einer sehr geringen tatsächlichen Rentabilität von durchschnittlich 0,5% bis 2,5% des Umsatzes hin. Auch dies wurde von der BWB bestätigt. Zum Vergleich: Bei globalen Nahrungsmittelproduzenten ist die Rentabilität im Schnitt zehnmal so hoch.

HV appelliert an VKI: Objektivität statt Händlerbashing

Preisvergleiche sind derart komplex, dass Fehler entstehen können. Unterschiedliche Produktqualitäten müssen ebenso berücksichtigt werden wie Abweichungen bei Herkunft, Mengen, Zertifizierungen und Verpackung sowie Rabattaktionen. Qualität zu vergleichen ist sehr anspruchsvoll. Der Handel schätzt den VKI als unabhängige Instanz, die Konsument:innen regelmäßig über Produkte, Qualität und Preise informiert. Die objektive Darstellung der Produkte in punkto Qualität und Preis ist jedoch von höchster Bedeutung.

Grundsätzlich ist es auch bedauerlich, dass solche Vergleiche immer nur den Preis ins Rampenlicht rücken und die Qualität vernachlässigt wird. Dies wird dem qualitativ ausgezeichneten Sortiment der Lebensmittelhändler nicht gerecht. Diese sorgen mit ihrer Filialdichte für eine außergewöhnliche Versorgungssicherheit. Das mag komfortabel für den Konsumenten sein, bedeutet jedoch weniger Umsatz pro Filiale und geringere Margen für die Unternehmen.

„Wir sind stolz auf den hohen Anteil biologisch und regional produzierter Lebensmittel im österreichischen Handel. Unsere Strategie ist, auch weiterhin auf hochwertige Ware aus unseren Regionen zu setzen, unsere Bauern zu unterstützen und Importe billig produzierter Lebensmittel aus dem Ausland zu vermeiden. Damit leisten wir einen maßgeblichen Beitrag zur heimischen Wertschöpfung und engagieren uns aktiv für den Klimaschutz und eine nachhaltige Zukunft“, so Handelssprecher Rainer Will. „Unsere hohe Filialdichte wiederum liegt bei den Menschen im Land hoch im Kurs, denn nur dadurch wird die Nahversorgung in jeder Region sichergestellt.“

Energiepreise: Handel warnt vor staatlich induzierter Preisspirale

Ende 2024 fallen wichtige Entlastungen und Zuschüsse im Energiesektor weg. So ist ab Jänner eine Erneuerbaren-Förderpauschale zu leisten, welche zuletzt ausgesetzt bzw. aus dem Bundesbudget finanziert wurde. Auch der Erneuerbaren-Förderbeitrag ist 2025 wieder zu entrichten. Hinzu kommt, dass die reduzierte Elektrizitätsabgabe in voller Höhe schlagend wird – ein Zuwachs um den Faktor 15. Selbiges gilt für die Erdgasabgabe. Schließlich werden noch die Netzkosten für Strom und Gas angehoben.

Eine derart drastische Erhöhung der Energiepreise müsste aufgrund der ohnehin geringen Margen im Handel an die Kunden weitergegeben werden. Der HV warnt daher vor einer erneuten staatlich induzierten Preisspirale. Der Handel appelliert an die Spitzenvertreter der Politik, die Nichteinhebung der Erneuerbaren-Förderpauschale und des Erneuerbaren-Förderbeitrags zu verlängern sowie die Elektrizitäts- und Erdgasabgabe weiterhin lediglich in reduzierter Höhe einzuheben.

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