Dokumentationsstelle: Bericht zu Netzwerken der Muslimbruderschaft und salafistischer Gruppen
Die vorliegende Publikation der Dokumentationsstelle Politischer Islam (DPI) mit dem Titel „How do the Muslim Brotherhood and Salafism Differ from Each Other?“ analysiert die verschiedenen Ausformungen islamistischer Bewegungen in Kambodscha. Der Sozialanthropologe Zoltan Pall untersuchte die Unterschiede der Muslimbruderschaft und salafistischer Gruppierungen in Bezug auf ihre Ideologie, Ziele, Strategien, ihr soziopolitisches Umfeld als auch die Aktivitäten der ihnen nahestehenden Einrichtungen und NGOs. Sowohl die Muslimbruderschaft als auch salafistische Gruppen versuchen über ihre Tätigkeiten Einfluss auf die muslimischen Minderheiten in dem südostasiatischen Land auszuüben. „Der neue Bericht zeigt die transnationale Gliederung, Entwicklung und die heterogenen Ausprägungen von islamistischen Netzwerken auf. Die Methoden und Ziele der Gruppierungen zur Beeinflussung der muslimischen Gemeinschaft sowie die aktuellen Trends in Kambodscha liefern auch wertvolle Erkenntnisse für Europa“, so Lisa Fellhofer, Direktorin der Dokumentationsstelle Politischer Islam.
Unterschiede und neue Trends
Die beiden islamistischen Strömungen verfolgen über ihre Strukturen verschiedene Strategien zur Islamisierung der Gesellschaft. Im Königreich Kambodscha werden sie vor allem mit Geldmitteln aus Kuwait unterstützt. Die Muslimbruderschaft hat sich über die Vereinigung „Rahma“ organisiert, mit klaren Hierarchien, disziplinierten Kadern, loyalen Besetzungen sowie führenden Rollen im Finanz-, Wirtschafts- und Wohltätigkeitsbereich. Die flexibel agierende Vereinigung hat sich insbesondere auch im Bildungssektor etabliert und ist für die Erreichung ihrer Ziele ideologisch offener als salafistische Gruppen.
Die dem Salafismus nahstehenden Verbände setzen dagegen mehr auf religiöse Gelehrte sowie mehrere kleine Netzwerke, welche weniger Offenheit nach außen haben und ein strikteres Weltbild propagieren. Die untersuchten Gruppen sind in ihrer Struktur divers, informell sowie horizontal ausgerichtet, sie legen einen Schwerpunkt auf Missionierungs- und Bildungsarbeit. Es lassen sich jedoch postsalafistische Trends beobachten, im Rahmen derer muslimische Jugendliche einer weniger strengen Lebensweise folgen. Diese können auf die Entstehung einer neuen urbanen Mittelschicht zurückgeführt werden, die sich vor allem der Muslimbruderschaft und ihrer Ideologie annähert. Dies hat zur Folge, dass sie in der muslimischen Community zunehmend an Akzeptanz und Geltung gewinnt. Damit zeigt der Bericht auch einmal mehr das ideologische Potential der Muslimbruderschaft auf.
Die neue DPI-Analyse sowie alle weiteren Publikationen des Österreichischen Fonds zur Dokumentation von religiös motiviertem politischen Extremismus (Dokumentationsstelle Politischer Islam) können auf der Website www.dokumentationsstelle.at abgerufen werden.
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