Verpasste Chancen und drohender Rückschritt: Arbeitsmarktprogramme für Frauen in Gefahr | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

Verpasste Chancen und drohender Rückschritt: Arbeitsmarktprogramme für Frauen in Gefahr

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Seit Jahrzehnten sind arbeitsmarktpolitische Frauenprogramme eine unverzichtbare Grundlage für Chancengleichheit und wirtschaftliche Teilhabe – dennoch stehen sie heute zunehmend unter Druck. Die fehlende finanzielle Absicherung der Frauenprogramme bedeutet, dass Beratungsstunden reduziert und erfolgreiche Projekte zurückgefahren werden mussten. Mädchen und Frauen verlieren so in schwierigen Lebenslagen essenzielle Unterstützung und der Arbeitsmarkt das Potenzial der vielfach geforderten höheren Erwerbsbeteiligung von Frauen.

„Arbeitsmarktprogramme für Frauen sind keine Kostenstellen, sondern eine Investition in die Zukunft. Sie haben sich besonders in Krisenzeiten als effektiv und resilient erwiesen“, macht Manuela Vollmann, Geschäftsführerin ABZ *AUSTRIA, auf die aktuelle Situation aufmerksam. „Ihre Wirkung reicht weit über den Arbeitsmarkt hinaus.“

Frauenprogramme – eine Erfolgsgeschichte unter Druck

„Die arbeitsmarktpolitischen Frauenprogramme sind ein wichtiges Instrument, um die Lohnschere zu schließen, den Frauenanteil in technischen Berufen zu erhöhen und die Karrierechancen von Frauen nachhaltig zu verbessern“, erklärt Sophie Hansal vom Netzwerk österreichischer Frauen- und Mädchenberatungsstellen. Mit innovativen Projekten wie „FiT – Frauen in die Technik“ und den Frauenberufszentren fördern sie berufliche Qualifizierung und stärken die ökonomische Unabhängigkeit von Frauen.

Politischer Stillstand mit Folgen

Schon vor der Nationalratswahl hatten arbeit plus Österreich, das Netzwerk österreichischer Frauen- und Mädchenberatungsstellen, ABZ*AUSTRIA und die Beratungsstelle sprungbrett auf die Gefahr von Kürzungen hingewiesen. Gleichzeitig warnten Wirtschaftsexpert:innen vor einer weiteren negativen Konjunkturentwicklung und steigender Arbeitslosigkeit. Dennoch habe die scheidende Regierung keine ausreichend nachhaltigen Lösungen vorgelegt und die Verhandlungen zur Regierungsbildung verzögern Budget-Perspektiven für 2025.

„Seit Monaten weisen wir auf die Risiken hin, doch es fehlt an klaren politischen Entscheidungen,“ betont Sabine Rehbichler, Geschäftsführerin von arbeit plus Österreich. „Die noch im Amt befindliche Regierung hat zu wenig Maßnahmen ergriffen, obwohl die angespannte Arbeitsmarktsituation längst ein klares Handeln erfordert. Die ausbleibende Absicherung der arbeitsmarktpolitischen Frauenprogramme ist ein bedenkliches Signal“, so Rehbichler weiter.

Die Wiener Beratungsstelle sprungbrett für Mädchen* und junge Frauen* zeigt, wie moderate Kürzungen Auswirkungen haben können: In den letzten zwei Jahren wurden trotz positiver Erfolgszahlen die Fördermittel für ein wichtiges Projekt reduziert. Aufgrund der aktuellen finanziellen Rahmenbedingungen können nun leider keine Schul-Workshops im FiT-Bereich mehr angeboten werden, die jungen Frauen* wertvolle Fähigkeiten und Perspektiven vermittelt haben.

Soziale Unternehmen: Angst vor Brain Drain

Die finanziellen Unsicherheiten machen den Sozialen Unternehmen zu schaffen, die als Arbeitgeber und Unterstützer eine zentrale Rolle spielen. „Immer mehr Fachkräfte verlassen die Branche, weil es an Planungssicherheit fehlt“, berichtet Rehbichler. „Wir erleben einen Brain Drain, der die Kompetenz und die Qualität dieser wichtigen Einrichtungen langfristig schwächt.“

Appell an die Politik

Die Expert:innen fordern die kommende Regierung auf, die arbeitsmarktpolitischen Frauenprogramme so schnell wie möglich abzusichern. „Es braucht zukunftsweisende Entscheidungen – keine weitere Verzögerung,“ so Rehbichler. Sophie Hansal betont: „Die neue Regierung muss jetzt in eine zukunftsorientierte Arbeitsmarktpolitik investieren, die die Gleichstellung der Geschlechter im Blick hat.“ Angesichts weiterer möglicher Budgetkürzungen weisen alle Organisationen darauf hin, dass arbeitsmarktpolitische Frauenprogramme nicht allein, als Kostenfaktor betrachtet, werden dürfen. „Es geht um mehr als Zahlen – hinter jeder Statistik stehen Menschen, deren Lebensqualität direkt von politischen Entscheidungen abhängt,“ schließt Vollmann.

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