„Der Kampf ums Fliegen – Pilotinnen und der Krieg“: „Universum History“ erzählt die Geschichte der Flugpionierinnen
Mit Beginn des Ersten Weltkriegs gerät die Laufbahn vieler Flugpionierinnen ins Trudeln. Einsätze als Kampfpilotinnen sind undenkbar. Die Karriere Lilly Steinschneiders, der erfolgreichsten Sportfliegerin der Habsburger-Monarchie, geht abrupt zu Ende, denn alle Sportflugplätze werden geschlossen. Die deutsche Starpilotin Melli Beese gilt plötzlich als „feindliche Ausländerin“, weil ihr Mann und Geschäftspartner Franzose ist. Ihr gemeinsamer Betrieb wird geschlossen, die beiden werden interniert. Nach dem Krieg tritt ein internationales Verkehrsflugverbot für Pilotinnen in Kraft. Was bleibt, ist die Sportfliegerei – und damit beginnt eine Jagd nach Rekorden und die Zeit spektakulärer Einzelleistungen. Mit dem neuen „Universum History“-Dokudrama „Der Kampf ums Fliegen – Pilotinnen und der Krieg“ erweckt Regisseur Stefan Ludwig in der Koproduktion von Metafilm, ORF und NDR/Arte die Welt der ersten Fliegerinnen am Freitag, dem 20. Dezember 2024, um 22.35 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON zum Leben.
Melli Beese (dargestellt von Lilith Häßle), die erste Pilotin Deutschlands, gründet 1912 gemeinsam mit ihrem Ehemann Charles Boutard am Pionierflugfeld Berlin-Johannisthal eine Fliegerschule und Flugzeugmanufaktur. Sie arbeitet an innovativen Flugzeugen, darunter ihrer Vision eines Wasserflugzeugs. Auch die österreichische Pilotin Lilly Steinschneider (gespielt von Alina Weillechner) verkörpert als Sportpilotin in der Donaumonarchie ein völlig neues Frauenbild: Unabhängig, technikaffin und in Hosen – ein Skandal. Und auch ihre Karriere endet mit Kriegsausbruch. Die Sportflugplätze werden geschlossen und für militärische Zwecke verwendet. Lilly versucht ihre Dienste als Militärpilotin anzubieten, aber es kommt nicht dazu. Sie heiratet und wird Krankenschwester in einem Epidemiespital nahe der galizischen Front.
In Frankreich, wo es 1914 bereits acht zugelassene Fliegerinnen gibt, lassen sich die Frauen nicht so leicht vom Pilotensitz verdrängen. Marie Marvingt, vor dem Krieg als „Braut der Gefahr“ eine tollkühne Motorfliegerin und Ballonfahrerin, startet mit anderen Frauen eine Petition für die Zulassung von Frauen zu Transportflügen für das Militär. Später verwirklicht sie ihre Vision einer friedlichen Nutzung der Luftfahrt mit der Gründung einer Organisation fliegender Sanitäterinnen. Während Melli Beeses Versuch eines Comebacks nach dem Krieg scheitert, erzielt eine neue Generation von Sportpilotinnen in den 1920ern spektakuläre Rekorde. Frauen überwinden die Anden und den Atlantik, umfliegen sogar den Globus. „Diese Frauen wurden in den Medien gefeiert, lebten aber in zwei Welten und waren oft sehr gespalten“, sagt Genderwissenschafterin Gabriele Metz: „Tagsüber die Fliegerin mit Öl an den Händen, abends der weibliche Star im adretten Kostüm“. In der beginnenden Verkehrsluftfahrt ist Fliegen dagegen weitgehend Männersache – neue Regularien in vielen Ländern schließen sie explizit vom Pilotenberuf aus.
Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts stellen die großen staatlichen Gesellschaften in Deutschland, Frankreich und Österreich regulär Pilotinnen ein. Eine von ihnen ist die Österreicherin Elke Griedl. In den 1990ern beginnt sie ihre Karriere als Linienpilotin. Als sie schwanger wird, wird sie gekündigt und setzt ihre Wiedereinstellung in einem jahrelangen Rechtsstreit durch. Heute liegt der Anteil von Berufspilotinnen weltweit noch immer bei nur ca. fünf bis zehn Prozent. Frauen wie Melli Beese, Lilly Steinschneider und Elke Griedl haben entscheidende Pionierarbeit für sie geleistet.
Regisseur Stefan Ludwig erzählt die Geschichte der Flugpionierinnen mit spektakulären Archivaufnahmen und mit aufwendigen Spielszenen, gedreht in Wiener Neustadt mit zwei authentischen Kopien historischer Flugzeuge. Es sind dramatische Geschichten. Als das Militär sich für die Flugtechnik interessiert, bricht unter den Pionierinnen und Pionieren Goldgräberstimmung aus. Auch Melli Beese und Charles Boutard wollen profitieren und bieten ihre Erfindungen dem deutschen Heer an. Doch erfolglos – nicht zuletzt, weil Melli eine Frau und Charles Franzose ist. Als der Erste Weltkrieg beginnt, gelten die beiden als „feindliche Ausländer“. Sie werden interniert, ihre Erfindungen beschlagnahmt. „Sie haben sich in fragile Flugmaschinen aus Holz, Leinen und sogar Bambus gesetzt und sich unter den männlichen Piloten der Pionierzeit mit Witz und Beharrlichkeit Respekt verschafft: Melli Beese und Lilly Steinschneider beeindrucken mich gerade auch in den tragischen Momenten ihres Lebens. Sie wurden zu Wegbereiterinnen der Emanzipation, weil sie kompromisslos ihren Traum verfolgt haben: einfach fliegen“, so Ludwig.
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender. ORF