Lebendige Schweizer Bräuche: Von Altjahrswoche bis Chalandamarz
Das Jahr neigt sich dem Ende zu – Zeit für innere Einkehr, zum Beispiel in den Rauhnächten nach Weihnachten bis zum 6. Januar. Erstmals findet zu dieser Zeit in der Zentralschweiz auf dem Mostelberg ein Rauhnachtsmarkt statt. Beim Silvesterchlausen im Appenzeller Land und in der Altjahrswoche im Berner Oberland werden die Dämonen des alten Jahres verjagt – und schließlich wird mit Frühjahrsbräuchen, wie dem Chalandamarz, das neue Jahr begrüßt. Die lebendigen Bräuche geben einen tieferen Einblick in die Kultur des Alpenlandes.
Rauhnachtsmarkt auf dem Mostelberg, Luzern-Vierwaldstättersee
Eintauchen in die „Zeit zwischen den Jahren“ im Herzen der Schweiz zwischen Vierwaldstättersee und Zürichsee? Hier ist die Gelegenheit: Vom 27. bis 29. Dezember organisiert die Sattel-Hochstuckli AG erstmalig einen Rauhnachtsmarkt auf dem Mostelberg. Der Markt soll mit einem stimmungsvollen Rahmenprogramm mit Vorträgen, Sagenerzählungen und lebendigem Brauchtum die besondere Atmosphäre der Rauhnächte widerspiegeln. Zum Rasten steht auf dem Mostelberg das gemütliche Berggasthaus zur Verfügung, und der Laternenweg lädt immer samstags vom 30. November 2024 bis zum 8. März 2025 von 18.00 bis 22.00 Uhr zum idyllisch beleuchteten Abendspaziergang ein.
Altjahrswoche im Haslital, Region Bern
Parallel zu den Rauhnächten beginnt vom 25. auf den 26. Dezember in Meiringen im Haslital pünktlich um Mitternacht die traditionelle Altjahrwoche und dauert je nach Gemeinde bis etwa Neujahr.
An diesen Tagen verjagen die Dorfbewohner Geister und Dämonen mit Masken und Trycheln (Viehglocken aus gehämmertem Blech). Im alten Volksglauben waren die Menschen davon überzeugt, dass in den langen Winternächten um die Sonnenwende die Toten die Lebenden heimsuchen, und sie versuchten, diese mit Lärm und furchteinflößenden Masken von ihrem Dorf fernzuhalten. Es wird aber auch der Toten gedacht in der Altjahrswoche. Der so genannte „Ubersitz“ ist der Höhepunkt dieser besonderen Woche. Dann kommen die Trychelzüge aus allen umliegenden Gemeinden wie Hasliberg, Willigen und Eisenbolgen in Meiringen zusammen; laut anzuhören mit Kuhglocken, Trommeln und Trycheln und in ihren besonderen Kostümen farbenprächtig anzuschauen. Pünktlich zum Ubersitz erscheint auch jährlich die Satirezeitung „Der Ubersitzler“, die unter anderem die Trychelordnung enthält.
Silvesterchlausen, Appenzellerland
Das Appenzellerland feiert den Jahreswechsel gleich zweimal – einmal nach dem gregorianischen Kalender am 31. Dezember und einmal nach dem julianischen Kalender am 13. Januar. Dann sind in zahlreichen Gemeinden des Appenzellerlandes vom Morgengrauen bis Mitternacht die Silvesterchläuse unterwegs mit Schellen, kunstvoll geschmückten Hüten und teils auch mit furchterregenden Masken. Mit Gesang und Zäuerli (mehrstimmiger Naturjodel) wünschen sie allen ein gutes neues Jahr. Bis Mitternacht sind sie in den lokalen Wirtschaften anzutreffen. Der Brauch wurde 1633 erstmals schriftlich erwähnt, ist aber vermutlich bedeutend älter.
Chalandamarz, Graubünden
Im Engadin, in der Val Müstair, im Bergell (Calendimarzo), in der Valposchiavo (Pupocc da marz) sowie in Mittelbünden hat bis heute der Frühlingsbrauch „Chalandamarz“ Tradition und wird feierlich begangen. Am 1. März zieht die Schuljugend mit farbigen Kostümen durch die Dörfer, um mit Schellengeläut von großen Kuhglocken und mit lautem Peitschenknallen die winterlichen Dämonen zu verjagen. Selina Chönz’ Geschichte vom „Schellenursli“, dem kleinen Jungen aus dem Unterengadiner Dorf Guarda, hat den Frühlingsbrauch berühmt gemacht.
Chalandamarz
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