Letzter „kulturMontag“ des Jahres: Dialektreihe #sogamoi in NÖ, neues Lendvai-Buch, Endless Wellness in Wien
Clarissa Stadler bittet zum letzten „kulturMontag“ des Jahres am 16. Dezember 2024, der bedingt durch die Sendung „Lebensretter 2024“ erst um 23.00 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON beginnt. Das Magazin präsentiert eine weitere Folge der neunteiligen Dialekt-Serie „Sog amoi“, diesmal über die vielen Facetten der niederösterreichischen Mundart. Weiters geht es um Paul Lendvais Blick auf das aktuelle politische Weltgeschehen, den der Journalist und Autor in ein neues Buch verpackt hat und zu Gast im Studio präsentiert, sowie um das neue Album der Salzburger Band Endless Wellness, die auf ihrer Konzerttour auch einen Stopp in Wien einlegt. Anschließend erinnert die Dokumentation „Wilder, nicht milder – Friederike Mayröcker im Portrait“ (23.45 Uhr) anlässlich des 100. Geburtstags an die 2021 verstorbene österreichische Schriftstellerin.
Mei „Naupa“, der „Döllenk“ – dem niederösterreichischen Dialekt auf der Spur
Im flächengrößten Bundesland Österreichs mit seinen idyllischen oder industriellen Vierteln finden sich reichlich Dialektausdrücke außerordentlicher Güte. Allerdings gibt es zwischen Scheibbs und Semmering Begriffe, bei denen Außenstehende nur Bahnhof verstehen. Die Wiener verstehen ihren „Naupa“, also ihren niederösterreichischen Nachbarn ganz gut. Beim Begriff „Döllenk“ aus dem Waldviertel, auf Hochdeutsch so viel wie ungeschickter Mann, wird es schon schwieriger. Insbesondere der Waldviertler Bauerndialekt ist ein Fall für sich. Eine sprachliche Besonderheit lässt sich allerdings vom Weinviertel bis zum Industrieviertel festmachen: das rollende R ist hierzulande gang und gäbe und kann im Rest Österreichs zu kleinen Irritationen führen. Für die Serie „sogamoi“ hat sich der „kulturMontag“ bei waschechten Eingeborenen, etwa Publikumsliebling Uschi Strauß, Kabarettist Christoph Fritz oder beim Musiker-Duo Seiler & Speer, fachkundige Schützenhilfe geholt.
Heuchelei als Konstante – Paul Lendvais Blick auf das Weltgeschehen
Russlands Krieg gegen die Ukraine, Europas Migrationspolitik, der fortschreitende Klimawandel, das Erstarken von Autokratien und geschwächte liberale Demokratien: Weltweit schaffen es Regierungen häufig nicht, Antworten auf die dramatischen Umbrüche im globalen Kräftespiel zu finden. Eine ernüchternde Analyse, die Paul Lendvai in seinem jüngsten Essayband „Über Heuchelei“ erstellt. Und genau jene Verlogenheit will der renommierte Publizist, der seit Jahrzehnten das politische Weltgeschehen beobachtet, erkennen. Um menschliche wie politische Doppelzüngigkeit und Scheinheiligkeit zwischen Ost und West dreht sich alles in seinem Text, in dem er nicht nur die Politik decouvriert, sondern die Welt, wie sie nun mal ist. Mit erkennbarer Emotion und gespickt mit Fakten, Zahlen und Zitaten liefert der besorgte 95-jährige Mitteleuropäer eine kritische Auseinandersetzung und versucht zu belegen, dass das kurze Gedächtnis des Menschen eine der größten Gefahren der Demokratie sei. Und dass man die „von Nationalisten und Autokraten ausgehende Gefahr für die liberalen Werte des Westens“ nicht habe sehen, erkennen können. Die Welt will betrogen sein, also werde sie betrogen? Paul Lendvai ist live zu Gast im Studio bei Clarissa Stadler.
„Was für ein Glück“ – die Salzburger Band Endless Wellness mit neuem Album auf Tour
Sarkastisch „Endless Wellness“ nennt sich eine vierköpfige Salzburger Band, die mit ihren Songs den richtigen Ton für die Verlorenheit ihrer Generation gefunden hat – quasi als ironisches Aufbegehren gegen ihr unentrinnbares Schicksal. Die seit 13 Jahren befreundeten vier Mitzwanziger machen schon seit ihren Teenagertagen Musik. Der amtliche Start ihres Musikprojekts war nur noch eine Frage der Zeit. Auch wenn dieses erst seit 2021 besteht, lieferte die enge Freundschaft die Basis. Ihre Musik, die irgendwo zwischen Fuzz-Folk und Indie angesiedelt ist, samt ihren Themen, entsteht beim Diskutieren. In ihrer Jugend haben die vier Musiker:innen mit ausländerfeindlichen, rechtsextremen und frauenfeindlichen politischen Debatten zu tun gehabt, mit vorgefassten Frauen- und Männerbildern und mit den Erkenntnissen des Club of Rome sowieso. Im Frühjahr haben Endless Wellness nun ihr Debüt-Album mit dem Titel „Was für ein Glück“ vorgelegt, alternative Liebeslieder für Achtsamkeit und Zuversicht sind dabei entstanden. Nach ihrer Deutschland-Tournee macht die Band jetzt auch in der Wiener Arena Halt. Der „kulturMontag“ bringt ein Porträt.
Dokumentation „Wilder, nicht milder – Friederike Mayröcker im Portrait“ (23.45 Uhr)
Sie war schon zu Lebzeiten eine Legende und bis zu ihrem Tod im Jahr 2021 unvergleichbar in ihrer Klarheit, Klugheit und Kunst. Die gebürtige Wienerin ist stets ihrem Anspruch, Welt in Sprache und Chaos in Kosmos zu verwandeln, treu geblieben. Vielen gilt sie sogar als die wichtigste Poetin der Gegenwart. Ungewöhnlich offen zeigt sich die scheue Dichterin im Film von Katja Gasser, die sie dafür in ihrer „Schreibwohnung“ zu ihrem 90. Geburtstag im Jahr 2014 besuchen durfte. Wie in ihrer Lyrik und Prosa, so verschmelzen auch in Friederike Mayröckers gesprochenem Wort das Sehen, Fühlen und Denken. Das Klischee von „Stirnfransen plus Zettelwirtschaft“ wirft dieses Porträt bald über Bord und zeigt eine immer wilder denkende und klarer formulierende Frau.
Weitere Details zum Programm sind unter presse.orf.at abrufbar.
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender. ORF