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ORF-„DialogForum“: Qualität, Unabhängigkeit und Rolle der Medien – Was kommt 2025?

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Schreitet die weltweite Expansion von Google & Co ungehindert voran, oder findet die EU wirkungsvolle Maßnahmen der Regulierung? Kann sich Qualitätsjournalismus angesichts der global agierenden Konzerne und der radikal veränderten Mediennutzung behaupten? Was meint Roger de Weck mit dem Titel seines Buchs „Prinzip Trotzdem. Warum wir den Journalismus vor den Medien retten müssen“? Darüber debattierten in zwei Runden hochkarätige Experten im Rahmen eines ORF-„DialogForum“.

Die Diskussionsveranstaltung ist am Mittwoch, dem 4. Dezember 2024, um 0.20 Uhr in ORF III zu sehen und danach auf ORF ON abrufbar.

Roger de Weck, Autor des Buchs „Das Prinzip Trotzdem“ forderte gleich zu Beginn, dass Journalismus um Fakten kämpfen müsse. „Es wäre gefährlich, wenn journalistische Medien die (un)sozialen Medien kopieren. Sie müssen vielmehr all den Kommentaren und der enormen Meinungsvielfalt im Internet Fakten entgegensetzen. Der Journalismus muss von sozialen Medien unterscheidbar bleiben. Derzeit erleben wir einen Paradigmenwechsel von der Aufmerksamkeitsökonomie zur Aufregungsökonomie. Mittlerweile ist oft jedes Mittel recht, um Klicks zu generieren. Das geht mittlerweile so weit, dass ganz viele Menschen gar nicht mehr wissen, was echter Journalismus ist.“

„Klassische journalistische Medien müssen aber auf Social Media vertreten sein“, ergänzte Antonia Titze, Social-Media-Managerin „Der Standard“. „Dort sind nun einmal die jungen Menschen. Freilich darf man nicht nur hinter Klicks her sein. Aber wir versuchen, die Jungen auf Social Media an den ,Standard‘ zu binden mit dem Hinweis, dass man uns vertrauen kann. Natürlich funktionieren unsere Bemühungen mit Emotionalisierung am besten. Wir erreichen zum Beispiel auf TikTok Menschen, die wir sonst nie woanders abholen hätten können.“

Friedrich Moser, Dokumentarfilmer und Regisseur von „How to Build a Truth Engine“, warnte eindringlich: „Die Nutzung von Social Media – das haben die Recherchen zu meinem jüngsten Film gezeigt – ergibt ein ganz enges, verzerrtes Bild der Welt und wir verhalten uns dann auch dementsprechend. Der klassische Journalismus hat es aber auch schwer: Seine Finanzierung ist durch das Targeting der Werbung im Onlinebereich stark weggebrochen. Auf der anderen Seite zeigt meine Dokumentation, dass KI mittlerweile unglaubliche Leistung in den Redaktionen vollbringt und so die redaktionelle Arbeit in Teilbereichen erleichtert.“

Die neuen Herausforderer für heimische Medien verortet Dinko Fejzuli, Chefredakteur von medianet, in global agierenden Unternehmen, die nur so tun, als wären sie Medien und würden nicht den gleichen Regulierungen unterliegen. Fejzuli stellt jedoch fest: „Wir reden von einer Macht des Faktischen. Auch wenn ich kein Freund davon bin, dass wir unsere teuer generierten und gut bezahlten Inhalte auf diesen Plattformen präsentieren, ist es ein Faktum, dass die Menschen, die wir damit erreichen wollen, dort sind.“ Allerdings hinke man, insbesondere beim Thema AI, in der Regulierung stark hinterher. Positiv könne man aber bleiben: „Wir müssen weiter daran arbeiten, dass wir Inhalte herstellen, die exklusiv und relevant sind.“

„Journalistische Ethiken sind wichtiger denn je in diesen Zeiten“, betont Johannes Bruckenberger, ORF-Chefredakteur der Sendungs- und Plattformteams. „Qualitätsmedien wie öffentlich-rechtliche Medien, aber auch private, müssen sich auf journalistische Standards besinnen und diese nicht opfern, auch wenn die Ökonomie Umstände macht.“ Wichtig sei „die Unabhängigkeit des ORF zu sichern, aber auch die Möglichkeit zu erhalten, an der digitalen Transformation teilzuhaben und mit anderen Medien Kooperationen stärken zu können.“ Auch in Zukunft werde der ORF jedenfalls als ein „ORF für alle“ sein Publikum mit qualitativen Inhalten erreichen und versuchen, die beste Information zu liefern.

„Medienpolitik ist kein Nischenprodukt, sondern ein großes Thema und für die gesamte Gesellschaft von Bedeutung“, schlussfolgert Daniela Kraus, Präsidentin vom Presseclub Concordia. Kraus wirft viele Fragen auf, etwa wie die Medienförderung in Zukunft gestaltet sein solle, wie die Unabhängigkeit des ORF abgesichert werden solle und wie man mit Als-Ob-Journalismus umgehe, damit dieser nicht die Oberhand gegen faktenbasierte Information bekomme. „Es ist extrem wichtig, dass Leute mit öffentlich-rechtlichen Inhalten erreicht werden. Ich sage ‚flood the zone with information‘. Das ist eine wesentliche Aufgabe der Medienpolitik, des ORF und privater Medienunternehmen.“

Moderiert wurde das ORF-„DialogForum“ von Klaus Unterberger, dem Leiter des Public-Value-Kompetenzzentrums des ORF. Das ORF-DialogForum ist eine Initiative des ORF, um das Gespräch mit seinem Publikum, den österreichischen Institutionen, den Organisationen und Gruppen der Gesellschaft zu beleben.

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