Wolf vorsätzlich missbraucht? EU-Pläne sorgen für Proteststurm
Der EU-Vorschlag, den Wolf von streng geschützt (Anhang II) auf reguliert bejagbar (Anhang III) einzustufen, hat europaweit Proteste ausgelöst. Tierschutz Austria mobilisiert europaweiten Widerstand bei der Berner Konvention gegen die weitreichende Verschlechterung der Naturschutzstandards. Diese koordinierte Aktion setzt ein Zeichen für Biodiversität und den Klimaschutz und fordert die Delegierten der Konvention auf, dem wissenschaftlichen Konsens und dem Willen der Mehrheit der Bevölkerung zu folgen.
Schutz statt Lobbyinteressen
Naturschutz- und Biodiversitätsexpert:innen kritisieren die potenzielle Senkung des Schutzstatus scharf und warnen vor schwerwiegenden ökologischen und rechtlichen Konsequenzen. Tierschutz Austria appelliert im Vorfeld an die Delegierten der Berner Konvention, gemäß dem Willen der Bevölkerung und angesichts der Klima- und Biodiversitätskrise, Natur- und Artenschutz zu stärken und nicht zu schwächen. „Die Bevölkerung will den Wolf als ökologisch wichtiges Tier schützen, nicht jagen“, so Michaela Lehner. Der Wolf werde in der Diskussion vorsätzlich missbraucht, um Lobbyinteressen durchzusetzen.
Wissenschaft ignoriert, Bürgerwillen missachtet: Kritik an EU-Wolfspolitik
Die Herabstufung, die eine Lockerung des strengen Schutzes zugunsten einer regulierten Bejagung ermöglichen würde, ignoriert wissenschaftliche Erkenntnisse über den schlechter Erhaltungszustand der Wolfspopulationen in Europa sowie für die Biodiversität und den Klimaschutz. Darüber hinaus widerspreche der Vorschlag den Zielen der Berner Konvention und den Anforderungen der EU-Habitatrichtlinie sowie dem erklärten Willen von rund 70 % der europäischen Bevölkerung, die sich für den Schutz des Wolfes aussprechen.
EU-Bürger:innen setzen sich für Schutzstatus des Wolfs ein. Mehrheit will Wolf geschützt wissen
Die Ergebnisse der von der EU-Kommission erhobenen Daten zeigen, dass die Mehrheit der europäischen Bevölkerung den Schutzstatus des Wolfs beibehalten will. Über 18.500 E-Mails aus 24 Mitgliedsstaaten wurden ausgewertet, von denen 71 Prozent die Beibehaltung der aktuellen Regelungen forderten.
Besonders in Ländern wie Belgien, Italien, Polen und Spanien gibt es überwältigende Unterstützung für den Wolfschutz. Wissenschaftliche Daten, die von Umweltorganisationen, Behörden und Bürger:innen eingereicht wurden, weisen auf die zentrale Rolle des Wolfs im Ökosystem hin.
Politische Entscheidungen einer solchen Reichweite müssen auf wissenschaftlichen Grundlagen beruhen, so Lehner. „Deswegen wendet sich Tierschutz Austria offen an die Delegierten der Mitgliedsländer, der Wissenschaft Gehör zu schenken und gegen eine Aufweichung des strengen Wolfsschutzes zu stimmen “, so die Umweltjuristin.
Internationale Expert:innen warnen vor voreiliger Herabstufung des Wolfsschutzes
Unter anderem die Large Carnivore Initiative for Europe (LCIE), eine führende Initiative, die sich für den Erhalt von Wolf, Bär und Luchs einsetzt, kritisiert den Plan, die strenge Regulierung zugunsten einer Jagdfreigabe aufzuweichen. Berichte aus anderen Ländern zeigen, dass eine verstärkte Wolfsjagd sogar kontraproduktiv sein kann und die Angriffe auf Nutztiere verstärkt, da dadurch die soziale Struktur der Wölfe gestört wird. „Es gibt keinen wissenschaftlichen Grund für diesen Schritt“, so die LCIE.
Demokratiepolitische Sprengkraft
Die geplanten EU-Änderungen beim Schutzstatus des Wolfs werfen ein Schlaglicht auf das Demokratieverständnis generell. Bei tierschutzrelevanten Gesetzen wie Jagd- und Landwirtschaftsrecht wird die Meinung der Bevölkerung übergangen. Fakt ist: „Ohne verbindliche Mitspracherechte für Tiere, die fühlen und leiden, bleibt ihre Stimme in politischen Entscheidungen weitgehend ungehört“, so MMag.a Dr.in Madeleine Petrovic, Präsidentin von Tierschutz Austria.
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