Fragwürdiger Alleingang des Landes
Das Land Tirol hat am 4. November die Gehaltsanpassung im Ärztebereich einseitig festgelegt, ohne dass zuvor konkrete Verhandlungen mit der Ärztekammer für Tirol stattgefunden haben. Ein Alleingang, der für die Ärzt:innen-Vertretung in Summe nicht nachvollziehbar und akzeptabel ist. Die Ärztekammer für Tirol fordert für alle Berufsgruppen in den hiesigen Krankenhäusern verbesserte Ausbildungsbedingungen, attraktive Gehaltsmodelle sowie wertschätzende und familienfreundliche Arbeitsbedingungen.
Die Ärztekammer für Tirol sucht bereits seit über einem Jahr das Gespräch mit dem Land für konkrete Gehaltsverhandlungen. Primär wurde die Ärzteschaft mit Ausblick auf eine Gehaltsstudie der Gesundheitsberufe vertröstet. Nach deren interner Präsentation Ende September wurden in drei Terminen verschiedene bestehende Gehaltsmodelle verglichen und die Studie aus unterschiedlichen Blickwinkeln bewertet.
Die Ärztekammer für Tirol sieht die Tiroler Ärzteschaft im Vergleich zu anderen Bundesländern wie der Steiermark oder dem Nachbarn Vorarlberg in puncto Gehälter der Krankenhäuser deutlich benachteiligt. Zweimal wurde im Rahmen der Gespräche zwischen Land Tirol und der Ärztekammer für Tirol vereinbart, dass beide Seiten ihre Vorstellungen und Modelle für eine Gehaltsreform schriftlich vorlegen. Die Ärztekammer hat jeweils termingerecht Vorschläge eingebracht und vor dem Hintergrund der angespannten Budgetsituation auch entsprechend angepasst. Trotz erklärter Gesprächsbereitschaft der Ärztekammer wurden die Gespräche vom Land ohne Begründung einseitig abgebrochen.
Keine nachhaltige strukturelle Verbesserung
Ohne je von der Gegenseite einen schriftlichen Vorschlag erhalten zu haben, haben nun am Montag Land Tirol, Gewerkschaft und Zentralbetriebsrat eine Gehaltanpassung vorgestellt. Die Ärztekammer für Tirol begrüßt die darin enthaltene Verbesserung für Student:innen im „Klinisch Praktischen Jahr“ (KPJ) und die um eine Stufe erhöhte Einstufung der Ärzt:innen in den ersten Ausbildungsjahren. Stefan Kastner, Präsident der Ärztekammer für Tirol, vermisst aber eine nachhaltige strukturelle Verbesserung der Gehälter der Tiroler Ärzt:innen im Bereich der Tirol Kliniken und der Bezirkskrankenhäuser, um damit deren Konkurrenzfähigkeit im Wettbewerb mit anderen Bundesländern zu erhalten. Der Versuch, in einer noch rasch für letzten Montagnachmittag einberufenen Sitzung zwischen Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele und Ärztekammer für Tirol eine Verbesserung der Entlohnung für Ärzt:innen mit erhöhter Nachtdienstbelastung zu erreichen, scheiterte an fehlenden bzw. in weiterer Folge unklaren Angebotsunterlagen.
Attraktive Gehaltsmodelle gefordert
Der Personalmangel in allen Berufsgruppen in den Tiroler Krankenhäusern belastet die Versorgung der Patient:innen und die Ausbildung der jungen Ärzteschaft. Die Ärztekammer für Tirol fordert deshalb weiterhin für alle Berufsgruppen verbesserte Ausbildungsbedingungen, attraktive Gehaltsmodelle sowie wertschätzende und familienfreundliche Arbeitsbedingungen.
Die in der Tiroler Ärztekammer zuständige Kurie der angestellten Ärzte wird in ihrer Sitzung am kommenden Montag, 11. November, die aktuelle Situation bewerten. „Wir erwarten uns vom Land Tirol rasche Gespräche zu den Ärzt:innen-Gehältern und der zuletzt schlechter bewerteten Ausbildungsqualität“, fordert Daniel von Langen, Obmann der Kurie der angestellten Ärzte. „Dieses Paket kann wohl nicht dem Wunsch der Tiroler Bevölkerung nach einer besseren Gesundheitsversorgung gerecht werden. Die Wartezeiten werden sich ohne weitere Perspektiven potenziell weiter verlängern.“
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