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Armut macht die Seele krank

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Anlässlich des Internationalen Tages für die Beseitigung der Armut richtet der Berufsverband Österreichischer PsychologInnen (BÖP) einen dringenden Appell an die Gesellschaft und die Politik: Die psychischen Auswirkungen von Armut dürfen nicht länger ignoriert werden. Die alarmierenden Zahlen und der dramatische Anstieg von materieller und sozialer Deprivation in Österreich unterstreichen die Notwendigkeit raschen Handelns.

Laut aktuellen Erhebungen leben rund 141.000 Kinder und Jugendliche in Österreich in materieller und sozialer Deprivation. Im Vergleich zum Vorjahr ist diese Zahl stark gestiegen. „Die Sorgen der Eltern übertragen sich auf die Kinder. Ausgrenzung und Abwertung prägen das Leben armutsbetroffener Familien. Das hat gravierende Folgen für die psychische Gesundheit, insbesondere von Kindern und Jugendlichen“, erklärt BÖP-Präsidentin a. o. Univ.-Prof.in Dr.in Beate Wimmer-Puchinger. Kinder aus armutsbetroffenen Haushalten tragen ein deutlich höheres Risiko, psychische Erkrankungen zu entwickeln. Sie sind nicht nur häufiger von sozialen Ausgrenzungen betroffen, sondern wachsen oft in einem Umfeld auf, das von existenzieller Unsicherheit und chronischem Stress geprägt ist.

Armut und psychische Gesundheit – eine gefährliche Verbindung

Die Zahlen belegen den Zusammenhang zwischen Armut und psychischen Erkrankungen: Während nur 3 Prozent der Menschen im obersten Einkommensfünftel an Depressionen leiden, sind es im untersten Einkommensfünftel 18,5 Prozent. Dieser Zusammenhang zeigt sich auch in anderen Bereichen. Etwa 37 Prozent der Menschen mit einem Einkommen, das deutlich unter dem Durchschnitt liegt (unter 60 Prozent des mittleren Einkommens), sind von chronischen Krankheiten betroffen. 15 Prozent der armutsgefährdeten Personen bewerten ihren Gesundheitszustand als „schlecht“ oder „sehr schlecht“ – mehr als doppelt so viele wie im Bevölkerungsdurchschnitt.

Die Armut trifft zudem besonders vulnerable Gruppen hart: Alleinerziehende, Menschen mit Sozialleistungen als Haupteinkommensquelle und Langzeitarbeitslose sind überproportional häufig von Armut und damit einhergehend von psychischen Belastungen betroffen. 

Handlungsbedarf in der psychosozialen Versorgung

Österreich weist im Bereich der psychischen Gesundheitsversorgung seit Langem Defizite auf. Die aktuellen sozialen und wirtschaftlichen Krisen haben diese Situation weiter verschärft. Besonders bei der Versorgung von Kindern und Jugendlichen fehlt es an ausreichend kassenfinanzierten Behandlungsplätzen. Der BÖP fordert daher dringend flächendeckende, leistbare und niederschwellige psychosoziale Unterstützungsangebote. Nur durch ein vernetztes Denken und Handeln können wir der seelischen Not von armutsbetroffenen Menschen effektiv begegnen.

Schulterschluss für die psychische Gesundheit

Bereits am 5. Oktober 2022 setzte der BÖP ein starkes Zeichen: Gemeinsam mit den wichtigsten sozialen und humanitären Organisationen des Landes – darunter Caritas, Diakonie, Armutskonferenz, Hilfswerk, pro mente, das Rote Kreuz, Volkshilfe und bOJA – rief der BÖP im Rahmen der Pressekonferenz „Armut kränkt die Seele: Psychische Gesundheit und soziale Krisen“ zu einem Schulterschluss auf. Armut geht uns alle an, deshalb appelliert der BÖP gemeinsam mit den beteiligten Organisationen an ein gemeinsames Vorgehen, um die psychosozialen Unterstützungsangebote auszubauen und jene Faktoren und Systeme zu stärken, die die psychische Gesundheit in den Mittelpunkt stellen.

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