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Kooperationsprojekt bekämpft Hepatitis C erfolgreich

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Ein wegweisender Erfolg im Kampf gegen Hepatitis C: Im Rahmen des institutionenübergreifenden ELIMINATE-Projekts wurden in zehn Krankenhäusern in Wien (darunter 6 WIGEV Klinken) und Niederösterreich systematisch Krankenhausdaten ausgewertet, um Betroffene zu identifizieren und zu behandeln. Dadurch konnten fast 400 Patient:innen mittels moderner Therapien von ihrer chronischen Hepatitis-C-Erkrankung geheilt werden. Die Ergebnisse des Projekts wurden nun im Top-Journal „Liver International“ veröffentlicht.

Ziel des im Jahr 2020 gestarteten Projekts „ELIMINation AusTria East“ (ELIMINATE) war es, Hepatitis C in Ostösterreich zu eliminieren. Ein Team von Ärzt:innen der Medizinischen Universität Wien, der Klinik Ottakring und des Universitätsklinikums Sankt Pölten führte dazu eine groß angelegte Untersuchung durch. Die Ergebnisse dieser Studie, federführend von Lorenz Balcar, Michael Schwarz (beide MedUni Wien), Caroline Schwarz und David Bauer (Wiener Gesundheitsverbund) sowie Livia Dorn und Andreas Maieron (Universitätsklinikum Sankt Pölten, Lehr- und Forschungsstandort der Karl Landsteiner Privatuniversität), wurden nun in der Fachzeitschrift „Liver International“ veröffentlicht.

Hepatitis C mittlerweile heilbar

Früher wurde eine chronische Hepatitis C noch mit nebenwirkungsbehafteten Interferon-Injektionen für teilweise über ein Jahr behandelt, die auch nur geringe Heilungsraten erzielen konnten. Seit 2015 stehen potente und nebenwirkungsarme direkt-antiviral wirkende Medikamente (sogenannte „direct acting antivirals“: DAAs), zur Verfügung. Diese oral eingenommenen DAAs ermöglichen fast nebenwirkungs-frei innerhalb von 8 bis 12 Wochen mit fast 100%iger Wahrscheinlichkeit eine Heilung der Hepatitis C. Deshalb hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Ziel ausgerufen, den globalen Anstieg von Hepatitis-C-bedingten Lebererkrankungen und Todesfällen zu stoppen und umzukehren. Dafür ist jedoch eine Erhöhung der Diagnose- und Therapieraten erforderlich.

„In jedem Krankenhaus finden regelmäßige Testungen auf Hepatitis C statt, z.B. als Screening vor Operationen oder bei klinischen Verdachtsfällen. Aber nicht jeder Mensch mit einem positiven Virusnachweis erhält dann auch eine antivirale Therapie“, berichtet Lorenz Balcar, einer der Erstautoren der Studie. Die Gründe hierfür seien vielfältig, ergänzt Michael Schwarz: „Manche Patient:innen erhielten zwar in früheren Jahren eine Interferon-basierte Therapie, konnten aber nicht erfolgreich geheilt werden. Andere lehnten die damalige Behandlung aufgrund der Nebenwirkungen und langen Therapiedauer ab. Als die DAAs auf den Markt kamen waren die Bewilligungskriterien streng und manche Patient:innen ‚zu gut‘ für die Therapie. Manchmal scheiterte es auch an der Anbindung an Spezialambulanzen, da in Österreich nur zertifizierte Zentren die DAA-Therapie verschreiben dürften. Und in seltenen Fällen wussten die Patient:innen auch gar nichts von ihrer Hepatitis C Infektion.“

Breite Zusammenarbeit zur erfolgreichen Elimination

„Für das ELIMINATE hat man Krücken zu Stelzen gemacht und genau dieses Problem der ‚vergessenen‘ Hepatitis-C-PCRs als Basis eines Makroeliminationsprojektes genutzt“, erklärt Co-Studienleiterin Caroline Schwarz von der Klinik Ottakring (WIGEV), die auch schon zuvor den Zwischenbericht des ELIMINATE Projektes publiziert hatte. Im Rahmen des ELIMINATE-Projekts wurden in zehn Krankenhäusern in Wien und Niederösterreich alle positiven Hepatitis-C-Befunde (PCRs) aus den Jahren 2008 bis 2020 systematisch ausgewertet, um Patient:innen zu identifizieren, die potenziell noch an einer chronischen Hepatitis C leiden könnten. Diese Personen wurden kontaktiert und zu einer Kontrolle eingeladen.

Von den 5.695 identifizierten Patient:innen war ein erheblicher Anteil bereits verstorben oder hatte die Behandlung an anderen Zentren abgeschlossen. Bei 397 der erreichten 617 Patient:innen konnte eine antivirale Therapie verabreicht werden, von denen mittlerweile dokumentierte 82,1 Prozent geheilt sind. „Aufgrund der hohen Effizienz der Medikamente von etwa 99% ist die Heilungsrate aber vermutlich noch höher“, merkt Co-Studienleiterin Livia Dorn vom Universitätsklinikum Sankt Pölten an. Und Co-Studienleiter David Bauer ergänzt: „Auffällig war, dass zum Zeitpunkt der Datenerhebung bereits ein Drittel der Patient:innen verstorben war, was einerseits die medizinische Problematik dieser chronischen Erkrankung, jedoch auch oft die schwierigen sozioökonomischen Umstände der betroffenen Menschen unterstreicht.“

Ein Vorbild für zukünftige Projekte

Das ELIMINATE-Projekt zeigt eindrucksvoll, wie durch Zusammenarbeit und den Einsatz einfacher Mittel große Fortschritte in der öffentlichen Gesundheit erzielt werden können. Co-Studienleiter Andreas Maieron vom Universitätsklinikum Sankt Pölten betont: „Dieses Projekt ist ein Musterbeispiel für erfolgreiche Kooperation mehrerer Krankenhäuser und eine wertvolle Initiative zur Bekämpfung von Hepatitis C in Österreich.“ An dem Projekt beteiligten sich das Universitätsklinikum AKH Wien, die Kliniken Ottakring, Landstraße, Donaustadt, Floridsdorf und Favoriten sowie die Barmherzigen Schwestern Wien sowie in Niederösterreich das Universitätsklinikum Sankt Pölten, das Landesklinikum Wiener Neustadt und das Landesklinikum Mistelbach. Mit der erfolgreichen Heilung von fast 400 Patient:innen zeigt das Projekt, wie wichtig und effektiv gezielte Maßnahmen zur Elimination von Hepatitis C sein können.

Publikation: Liver International 
A systematic PCR record-based re-call of HCV-RNA-positive people enables re-linkage to care and HCV elimination in Austria – the ELIMINATE project. 
Lorenz Balcar, Michael Schwarz, Livia Dorn, Mathias Jachs, Lukas Hartl, Lukas Weseslindtner, Nikolaus Pfisterer, Barbara Hennlich, Annika Stückler, Robert Strassl, Astrid Voill-Glaninger, Wolfgang Hübl, Martin Willheim, Karin Köhrer, Sonja Jansen-Skoupy, Sabine Tomez, Walter Krugluger, Christian Madl, Lukas Burghart, Lukas Antonitsch, Gerhard Weidinger, Florian Riedl, Hermann Laferl, Julian Hind, Christoph Wenisch, Christian Sebesta, Julia Wachter-Welzl, Paul Watzl, Magdalena Neuhauser 20, David Chromy, Mattias Mandorfer, Daniela Schmid, Michael Gschwantler, Thomas Reiberger, Andreas Maieron, David Bauer, Caroline Schwarz.
DOI: 10.1111/liv.16076

 

Medizinische Universität Wien – Kurzprofil 
Die Medizinische Universität Wien (kurz: MedUni Wien) ist eine der traditionsreichsten medizinischen Ausbildungs- und Forschungsstätten Europas. Mit rund 8.600 Studierenden ist sie heute die größte medizinische Ausbildungsstätte im deutschsprachigen Raum. Mit mehr als 6.500 Mitarbeiter:innen, 30 Universitätskliniken und zwei klinischen Instituten, zwölf medizintheoretischen Zentren und zahlreichen hochspezialisierten Laboratorien zählt sie zu den bedeutendsten Spitzenforschungsinstitutionen Europas im biomedizinischen Bereich. Die MedUni Wien besitzt mit dem Josephinum auch ein medizinhistorisches Museum.

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Der Wiener Gesundheitsverbund (WIGEV) ist mit rund 30.000 Mitarbeiterinnen einer der größten Gesundheitsdienstleister Europas. An 365 Tagen im Jahr sorgt er rund um die Uhr für das Wohl von Patient*innen und Bewohner*innen. Mit 8 Kliniken, 9 Pflegehäusern und dem Therapiezentrum Ybbs deckt der WIGEV über 3/4 der Spitalsversorgung in Wien ab – mit jährlich über 134.500 Operationen, 12.100 Entbindungen und fast 5 Millionen ambulanten Patientenkontakten. Unabhängig von Einkommen oder sozialem Status steht die Versorgung allen in Wien lebenden Menschen offen. Der WIGEV ist ein verlässlicher Arbeitgeber und bietet vielfältige Karrieremöglichkeiten im Gesundheitsbereich.

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