„kulturMontag“: Haags KHM-Abschied mit Rembrandt und van Hoogstraten, Schröders Albertina-Finale mit Chagall, #sogamoi in OÖ | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

„kulturMontag“: Haags KHM-Abschied mit Rembrandt und van Hoogstraten, Schröders Albertina-Finale mit Chagall, #sogamoi in OÖ

0 63

Der von Clarissa Stadler präsentierte „kulturMontag“ am 7. Oktober 2024, um 22.40 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON widmet sich u. a. bedeutenden Kunstausstellungen in Wien, mit denen sich zwei langjährige Museumsdirektoren aus ihren Funktionen verabschieden: Mit der Hochglanz-Schau „Rembrandt-Hoogstraten: Farbe und Illusion“ sagt Sabine Haag dem Kunsthistorischen Museum und seinem Publikum Adieu, mit u. a. einer Chagall-Ausstellung setzt Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder zum Finale an – Letzterer ist auch live zu Gast im Studio. Weiters befasst sich eine weitere Folge der neunteiligen Dialektserie #sogamoi mit den vielen Ausprägungen des Oberösterreichischen.

Anschließend an das Magazin steht die neue Dokumentation „Otto Kallir – Wegbereiter der Wiener Moderne“ (23.40 Uhr) auf dem Programm.

Rembrandt im Rampenlicht – Der Meister des Lichts und sein Schüler van Hoogstraten im KHM

Mindestens 50 „Opfer“ hat der bedeutende niederländische Barockmaler Rembrandt van Rijn auf dem Gewissen: So viele Schüler haben sich in unzähligen Lehrstunden daran abgearbeitet, so zu malen wie er. Wer es schaffte, die Kunst des Meisters perfekt zu imitieren, fiel allerdings dem ewigen Vergessen anheim. Denn die guten Zeichnungen seiner Lehrlinge firmierten fortan unter dem Markennamen „Rembrandt“ und wurden spätestens seit dem 18. Jahrhundert vom Kunstmarkt begierig und ohne allzu große Skrupel dem Original zugeschrieben. Nur eine Handvoll der Schüler, etwa Arent de Gelder oder Samuel van Hoogstraten, wurde selbst berühmt, ironischerweise ausgerechnet weil sie ihre eigene Handschrift entwickelten. Das Kunsthistorische Museum widmet erstmals in seiner Geschichte Rembrandt van Rijn eine Ausstellung und beleuchtet dessen Werk aus der Perspektive des brillanten Samuel van Hoogstraten. Das künstlerische Wechselspiel, ihre illusionistischen Techniken, mit denen sie virtuelle Wirklichkeiten schaffen konnten, und der Wettkampf der beiden herausragenden Künstlerpersönlichkeiten stehen im Zentrum der Blockbuster-Schau – eine Zeitreise in die Goldene Ära der niederländischen Kunst, mit der sich die langjährige KHM-Chefin Sabine Haag verabschiedet.

Im Namen der Kunst – Schröders Albertina-Abschied

Von Dürer bis Erwin Wurm, von Michelangelo bis Lassnig, von Brueghel bis Helnwein: Die Liste der opulenten wie spektakulären Ausstellungen der vergangenen Jahre in der Wiener Albertina unter Museumsdirektor Klaus Albrecht Schröder ist lang. Doch nach einem Vierteljahrhundert Amtszeit ist Schluss und der gebürtige Oberösterreicher nimmt, wie seine Kollegin Sabine Haag vom KHM, Abschied von einer der wichtigsten Kulturinstitutionen. Das Haus hat der Kulturmanager seit 1999 sukzessive aus dem Dornröschenschlaf erweckt: Die Besucherzahlen sind von mageren 15.000 auf eine satte Million pro Jahr angewachsen, die Ausstellungsflächen wurden kontinuierlich auf rund 20.000 Quadratmeter erweitert, das Projekt „Albertina Modern“ mit Hilfe des Mäzens Hans Peter Haselsteiner ins zuvor desolate Künstlerhaus gestellt, und die zweite „Filiale“ – die temporäre Wiederbespielung des Essl Museums in Klosterneuburg – auf Schiene gebracht. Zum Finale will Schröder die Albertina noch kräftig zum Leuchten bringen, etwa mit einer umfangreichen Marc-Chagall-Ausstellung, mit Leihgaben aus aller Welt. Der „kulturMontag“ beleuchtet die Ära Schröder und bittet den scheidenden Museumschef zum Gespräch live ins Studio.

#sogamoi in Oberösterreich – Neue Ausgabe der Dialektserie 

„Da Susi is Zuppn zhas und da Poil mog netta nur sein Pul“. So sieht es aus, wenn Gerhard Haderer die Mundart seiner oberösterreichischen Landsleute für seine Comic-Heft-Reihe MOFF zu Papier bringt. Seit 15 Jahren schaut er den Linzern und Mühlviertlerinnen, den Menschen vom Attersee und denen aus dem Innviertel aufs Maul. Und da gibt es doch einige sprachliche Einzigartigkeiten zu sehen und hören. In der Dialekt-Serie „sogamoi“ widmet sich der „kulturMontag“ diesmal dem Oberösterreichischen. Im Land zwischen Böhmerwald und Alpen, zwischen Inn und Enns stehen „Söckibären“ auf der Weide, zur „Jausn“ isst man an „Bunki“ und trinkt an „Mosd“ und die Kinder „schwatteln“ in „Klapperln“ über die Wiese. Gemeinsam mit Sprachforscher Stephan Gaisbauer vom Linzer Stifterhaus ist die Sendung im äußersten Norden Oberösterreichs, unweit der deutschen und tschechischen Grenze, jahrhundertealten Dialekt-Ausdrücken auf der Spur. Schauspielerin Miriam Fussenegger erzählt vom Unterschied zwischen dem Bühnendeutsch, in dem sie u. a. als Buhlschaft am Salzburger Domplatz gespielt hat, und dem Dialekt, mit dem sie als ORF-„Landkrimi“-Kommissarin zu hören ist.

Dokumentation „Otto Kallir – Wegbereiter der Wiener Moderne“ (23.40 Uhr)

„Retten, was zu retten war“ – das war Otto Kallirs Anspruch und unumgängliche Prämisse. Er war ein Sammler mit unvergleichlichem Gespür für historisch Relevantes und vor allem für künstlerische Qualität.
1923 gründete der Sohn aus einer gutbürgerlichen, jüdischen Juristenfamilie die legendäre Neue Galerie in der Wiener Grünangergasse, heute die Galerie Nächst St. Stephan. Sein Studium an der Technischen Universität gab der 1894 in Wien als Otto Nirenstein geborene auf, und verfolgte zielstrebig eine Karriere als Verleger und Galerist. Er änderte seinen Namen und widmete sich fortan als Otto Kallir der Kunst: 1923 fand seine allererste Ausstellung mit Werken von Egon Schiele statt. Er erkannte dessen außergewöhnliches Talent, auch wenn der Künstler nach wie vor kontrovers wahrgenommen wurde. Er gilt als Entdecker Richard Gerstls, dessen Nachlass Kallir übernahm, sein Werk ausstellte und Gerstl posthum zu Ruhm verhalf. 
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialsten in Österreich floh Otto Kallir mit seiner Familie nach New York, wo er wenige Monate nach seiner Ankunft 1939 eine Galerie eröffnete. Die ersten Ausstellungen in den USA waren erfolglos. Schiele-Blätter wurden für zehn US-Dollar angeboten und trotzdem nicht verkauft. Erst durch mühsame Netzwerk-Arbeit und gezielte Schenkungen an Kulturinstitutionen gelang es Kallir, das amerikanische Publikum mit Meisterwerken der österreichischen Moderne vertraut zu machen – mit Erfolg: Die 1965 im Guggenheim Museum gezeigte Klimt-Schiele-Schau wurde von der internationalen Presse gefeiert. Das sei wahre Pionierarbeit gewesen, erzählt die aus Österreich stammende Kunsthistorikerin Renée Price – seit mehr als 20 Jahren Leitern des Museums „Neue Galerie“ in New York, das sich auf deutsche und österreichische Kunst aus der Zeit der Jahrhundertwende bis 1940 spezialisiert hat. Eines der berühmtesten Kunstwerke des Hauses: Gustav Klimts „Goldene Adele“, das erst 2006 vom österreichischen Staat an die rechtmäßige Erbin restituiert wurde. 
Der Name Kallir ist eng mit dem Thema Restitution verbunden. Seine Korrespondenz mit Lea Bondi-Jaray, die 1998 in der „New York Times“ veröffentlicht wurde, führte zur Beschlagnahme der Schiele-Gemälde im New Yorker MOMA. Ein Skandal, der letztlich zum Beschluss des Kunstrückgabegesetzes 1998 geführt hat. Seine Enkeltochter Jane Kallir, die seine Briefe veröffentlichte, hat nach seinem Tod die Galerie Saint Etienne in das Kallir Research Institute umgewandelt und zählt heute zu den führenden Schiele-Expertinnen weltweit.
Der Film von Stefanie Simpkins begibt sich auf Spurensuche von Wien bis New York und hat mit den Kunsthändlern Lui Wienerroither und Ebi Kohlbacher, mit Galeristin Rosemarie Schwarzwälder sowie mit der Leiterin des Archivs im Belvedere Monika Mayer über Otto Kallirs Lebensgeschichte gesprochen, die eng mit der Erfolgsgeschichte der Österreichischen Moderne am internationalen Kunstmarkt verwoben ist.

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender. ORF

Hinterlasse eine Antwort

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.