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Sabine Pleschberger: Mit Forschung gegen die Pflegekrise

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Im Rahmen ihrer Antrittsvorlesung stellte Sabine Pleschberger, neue Professorin für Pflegewissenschaft am Zentrum für Public Health der Medizinischen Universität Wien, ihr Fachgebiet sowie die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen dieser Disziplin vor. Unter dem Titel „Pflegewissenschaft transdisziplinär denken“ beleuchtete sie, wie die zunehmende Pflegekrise die Gesellschaft vor drängende Fragen stellt – und dass es die Wissenschaft braucht, um Antworten darauf zu liefern.

Sabine Pleschberger betonte, dass Österreich, wie viele andere Länder, mit einer Personalkrise im Gesundheitswesen konfrontiert ist. „Die Schere zwischen dem wachsenden Pflegebedarf und den verfügbaren personellen Ressourcen geht zunehmend auseinander“, sagt Pleschberger. 

Der Verein PflegerIn mit Herz unterstützt die Professur mit 1,5 Mio. Euro für die Dauer von drei Jahren, um wissenschaftlich fundierte Lösungen für diese Herausforderungen zu finden. Denn die Pflege bedarf ebenso wissenschaftlicher Expertise, wie es in anderen Bereichen der Gesellschaft selbstverständlich ist. „Wir unterstützen die Stiftungsprofessur aus tiefster Überzeugung und leisten damit unseren Beitrag für ein nachhaltig leistungsstarkes österreichisches Pflegesystem. Viele Jahre lang haben wir die herausragenden Leistungen von Menschen, die Pflegebedürftige betreuen, sichtbar gemacht. Nun richten wir unseren Blick gemeinsam nach vorne: Mit Wissenschaft, Forschung und Lehre wollen wir die Situation für Pflegebedürftige, Pflegerinnen und Pfleger und Angehörige von zu pflegenden Personen in Österreich verbessern und zukunftsfit gestalten“, erklärt Robert Lasshofer, Präsident des Vereins „PflegerIn mit Herz“.

Die Schwierigkeiten der Pflege als Wissenschaft 

Die neue Professur wirft auch Licht auf die verzögerte Entwicklung in Österreich und auf einen wunden Punkt: die Schwierigkeit, der Pflege ihre Wissenschaftlichkeit anzuerkennen. Ein Grund dafür liegt für Pleschberger in der historischen Entwicklung des Pflegeberufs, der im 19. Jahrhundert als medizinischer Assistenzberuf für Frauen entstand und sich oft bis heute so als Bild in der Öffentlichkeit erhalten hat. Ein weiterer oft vernachlässigter Aspekt ist die gesellschaftliche Marginalisierung von pflegebedürftigen und sterbenden Menschen – eine Abwertung, die auch jene betrifft, die sich um diese kümmern, wie Pleschberger ausführte: „Seit Beginn meiner beruflichen und wissenschaftlichen Laufbahn setze ich mich mit meiner Forschung auch dafür ein, gegen die Marginalisierung von Hilfe- und Pflegebedürftigkeit vorzugehen.“ Insbesondere in der letzten Lebensphase, dem Sterben, wird diese Marginalisierung oft deutlich. Die Hospizbewegung und das von der WHO 1990 vorgestellte Konzept der Palliative Care waren wichtige Reaktionen auf diese Entwicklungen, ein langjähriger Forschungsschwerpunkt der Professorin. 

Lösungen für die Personalkrise durch transdisziplinäre Forschung

Eine qualitätsvolle Pflege sicherzustellen – sowohl in der Gegenwart als auch in der Zukunft – ist Pleschbergers zentrales Anliegen im Rahmen der Stiftungsprofessur. Dies schließt die Erforschung von Lösungsansätzen für die Personalkrise ein, die vielfältig sind und das Zusammenspiel von professioneller und informeller Pflege sowie der Zivilgesellschaft erfordern. Die Themen End-of-life-Care und die Pflege älterer Menschen, insbesondere in der häuslichen Umgebung, stehen dabei im Mittelpunkt ihrer Forschung, da gerade hier Pflegende unter enormem Druck arbeiten.

Pleschberger betonte, dass es für die Pflegewissenschaft vor allem darum gehe, mit der Pflege zu forschen, nicht nur über sie. Transdisziplinäre Forschung, bei der Wissen gemeinsam mit der Praxis entwickelt wird, ist ein zentraler Ansatz, den sie in ihrer Arbeit weiterverfolgen will. „Die Pflegewissenschaft entfaltet sich in einer Umbruchphase der Wissensproduktion. Wissen muss im Anwendungskontext entstehen, nicht im Elfenbeinturm.“ Am Herzen liegt ihr der Dialog mit der Fachöffentlichkeit und der breiten Gesellschaft, um die drängenden Fragen der Pflege und des Alterns weiter in die Gesellschaft zu tragen, denn, so Pleschberger: „Hilfe- und Pflegebedürftigkeit sowie das Sterben sind Teil des Lebens und betreffen uns alle.“

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