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Wir trauern um Daniel Chanoch

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„Wir sind in großer Trauer über den Verlust von Daniel Chanoch. Ein großer Kämpfer für Solidarität und für ein ‚Niemals wieder‘ ist von uns gegangen. Wir haben einen großen Freund verloren und sind unendlich traurig.“Christa Bauer, Geschäftsführerin des Mauthausen Komitee Österreich.

Daniel „Danny“ Chanoch wurde im Februar 1932 als Kind von Frida und Shraga Chanoch im litauischen Kaunas geboren. Mit dem Einmarsch der Nationalsozialisten im Juni 1941 endete seine Kindheit. Daniel Chanoch und seine Familie wurden aus ihrem Zuhause vertrieben und ins Ghetto Kaunas deportiert. Im Juli 1944 wurde das Ghetto aufgelöst, und die Häftlinge wurden in andere Konzentrationslager deportiert. Über das KZ Stutthof, in dem seine Mutter und Schwester zurückblieben, kam er in ein Außenlager des KZ Dachau, wo er von seinem Vater getrennt wurde.

Mit 130 weiteren Kindern im Alter von 11 bis 15 Jahren wurde Daniel Chanoch von der SS selektiert und über das KZ Dachau weiter in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau überstellt. Diese Kindergruppe schaffte es durch enormen Zusammenhalt und Solidarität, nicht getrennt zu werden. Während seiner Inhaftierung im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau wurden zwei Drittel dieser Kinder von den Nationalsozialisten ermordet. Chanoch überlebte. Gemeinsam mit anderen KZ-Häftlingen musste er nach der Räumung des KZ Auschwitz die „Todesmärsche“ in andere Konzentrationslager überstehen. So musste Chanoch auch die Konzentrationslager Mauthausen und das KZ-Außenlager Gunskirchen erleben. Am 5. Mai 1945 wurde Chanoch aus dem KZ-Außenlager Gunskirchen befreit. Er hatte sechs Konzentrationslager überlebt.

Daniel Chanoch wurde niemals müde, von dem zu berichten, was er erleben musste. So es ihm sein Gesundheitszustand erlaubte, reiste er auch jährlich zur Internationalen Befreiungsfeier in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, zum Fest der Freude und zur Befreiungsfeier des KZ-Außenlagers Gunskirchen. Beim Fest der Freude 2016 war Daniel Chanoch gemeinsam mit seiner Enkeltochter Hauptredner. Zum thematischen Schwerpunkt „Internationale Solidarität“ richtete er diese Worte an das Publikum:

„Was ist denn Solidarität? Solidarität heißt, wenn man marschiert in einem Todesmarsch, am 18. Januar 1945 und keine Kräfte mehr hat, dann kommt ein Kamerad und mit den letzten Kräften hilft er dir zu gehen. (…) Solidarität ist, wenn man nichts zu essen hat und das letzte Stückchen Brot wird mit einem Kameraden geteilt.“

Im Jahr 2022 überreichte Daniel Chanoch im Rahmen der Befreiungsfeier in Gunskirchen ein symbolträchtiges Geschenk an MKÖ-Vorsitzenden Willi Mernyi: die Baumscheibe eines alten Olivenbaumes, der in Israel gewachsen war. Der Stamm eines Olivenbaumes ist ein Symbol für Frieden und für ein „Niemals wieder“. Ein natürlich gewachsenes Loch in der Mitte des Stammes symbolisiert das riesige Loch, das nach der Shoah nicht nur in den Überlebenden, sondern auch in ihren Nachkommen entstanden ist.

Daniel Chanoch bezeichnete Gunskirchen als „die Hölle auf Erden“ und setzte sich beharrlich dafür ein, dass am Ort dieses KZ-Außenlagers eine würdige Gedenkstätte errichtet wird.

„Wir werden alles daransetzen, Daniel Chanochs Wunsch eines Gedenkorts in Gunskirchen zu verwirklichen. Unsere Gedanken sind in diesen schweren Stunden bei seiner Familie.“Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitee Österreich.

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