„kulturMontag“ am 8. Juli: Schattenseiten des Tourismus, „Die Farben der Serenissima“ im DomQuartier, Kinostart „Führer und Verführer“
Wien (OTS) – Der von Clarissa Stadler präsentierte „kulturMontag“ am 8. Juli 2024 um 22.30 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON beleuchtet die Sonnen- und Schattenseiten des Tourismus, blickt auf die Ausstellung „Die Farben der Serenissima“ im Salzburger DomQuartier, die sich dem historischen Beziehungsgeflecht zwischen der Mozartstadt und Venedig widmet, und stellt Joachim A. Langs neuen Kinofilm „Führer und Verführer“ vor, eine Mischung aus Dokumentarfilm und fiktionalem Reenactment, die sich anhand des NS-Propagandaministers Joseph Goebbels mit den Hintergründen, Motivationen und Mechanismen der NS-Täter befasst. Der Regisseur ist gemeinsam mit Schauspieler Robert Stadlober dazu live im Studio. Danach untersucht die zweite Folge der Reihe „Soundtrack of Arts“ mit dem Titel „Goya – Mondrian – Madonna“ (23.30 Uhr) den Einfluss von Malerei und Performance Art auf Popsängerinnen wie Madonna oder Katy Perry.
Sehnsucht nach dem Sommer – Die Sonnen- und die Schattenseiten des Tourismus
Der Massentourismus ist zurück. Die Wirtschaft jubiliert, prognostizieren Expert:innen doch für 2024 ein Rekordjahr. Seit Jahrzehnten erfährt der Tourismus eine kontinuierliche Intensivierung und ist zu einem integralen Bestandteil unseres Lebensstils geworden. Er hat Wertschöpfung, Wohlstand und Weltoffenheit auch in die entlegensten Gegenden gebracht und so Abwanderung verhindert. Das ist die Sonnenseite des Tourismus. Auf der Schattenseite stehen negative Effekte wie Menschenmassen, grobe Umwelteingriffe und steigende Bodenpreise. Touristische Hotspots leiden unter dem Ansturm der Besucher:innen, während andere Orte abgehängt werden. Gemeinden sind zwiegespalten: Einerseits profitieren sie vom Tourismus, andererseits nehmen sie immer stärker unerwünschte Nebenwirkungen wahr. Bedenkt man, dass der Tourismus mehr als andere Wirtschaftssektoren von der Umwelt abhängt, ist es erstaunlich, dass der Klimawandel ausgerechnet hier oft noch ein Randthema ist. Die Reiselust in unserer Gesellschaft scheint ungebrochen und doch hat sie sich verändert, denn immer mehr Menschen reisen öfter, weiter, aber kürzer. Welche Auswirkungen haben die Urlaubswünsche auf die Umwelt, auf das soziale Gefüge und den Klimawandel? Wie kann ein Tourismus aussehen, der nicht zerstört, wovon er lebt? Wie kann Tourismus in Zeiten von Klimakrise, Kriegen, drohenden weiteren Pandemien, Fachkräftemangel und einer anhaltenden Energiekrise neu gedacht und in nachhaltigere Bahnen gelenkt werden? Welche Rolle spielen dabei Raumplanung und Architektur? Die aktuelle Ausstellung „Über Tourismus“ im Wiener AZW beleuchtet zentrale Aspekte des Tourismus wie Mobilität, Städtetourismus, Wechselwirkungen mit der Landwirtschaft, Klimawandel, die Privatisierung von Naturschönheit bis zum Wandel der Beherbergungstypen und geht der Frage nach, ob und wie Tourismusentwicklung geplant wird.
Zwischen Salzburg und Venedig – Die Farben der Serenissima
Salzburg entwickelte sich in der Barockzeit zu einem machtpolitischen Zentrum, zu einer Schnittstelle zwischen italienischem und deutschem Kulturraum. Kunst wurde zwischen Venedig und Salzburg ebenso auf den Weg gebracht wie Handelsware. Es entstanden künstlerische Beziehungen aller Art, im Bereich der Architektur, der bildenden Kunst und der Musik. Wie eng das kulturelle, wirtschaftliche und politische Beziehungsgeflecht zwischen Salzburg und Venedig war, dokumentiert jetzt die Ausstellung „Die Farben der Serenissima“ im DomQuartier, das sein zehnjähriges Jubiläum feiert. Mit der Gründung des DomQuartiers, dem Herzstück des heutigen UNESCO-Welterbes in Salzburg, wurde das historische Zentrum politischer und kirchlicher Macht in Salzburg wieder erlebbar. Wolf Dietrich von Raitenau, der von 1587 bis 1612 Fürsterzbischof von Salzburg war, wurde in Rom sozialisiert. Dort lernte er den italienischen Barock kennen und lieben und ließ Salzburg sukzessive umgestalten. Für die Jubiläumsschau „Die Farben der Serenissima“ holte DomQuartier-Leiterin Andrea Stockhammer aus dem Wiener Kunsthistorischen Museum die Crème de la Crème nach Salzburg. Nicht weniger als 52 Leihgaben wird das KHM beisteuern – Meisterwerke von Canaletto bis Veronese, von Tizian bis Tintoretto. Es ist der erste Gastauftritt des Wiener Museums in Salzburg.
Die Mechanismen der Demagogen – Der Film „Führer und Verführer“
Warum folgten Intellektuelle wie Massen den Nationalsozialisten und ihrem offensichtlich verbrecherischen Vorgehen? Diese verhängnisvollen Jahre der Weltgeschichte, die ohne die mächtige Propagandamaschine unter der Leitung von Joseph Goebbels nicht möglich gewesen wären, beleuchtet der deutsche Regisseur Joachim A. Lang in seinem neuen Film „Führer und Verführer“. Er begibt sich auf die Spur der Täter und untersucht, wie es diesen Menschen möglich war, derart Grausames zu begehen. Dabei beleuchtet er die Hintergründe, Motivationen und Mechanismen der Täter. Die Menschen hinter dem „Führer“ und seinem Propagandaminister Joseph Goebbels stellt er dabei ins Zentrum. Goebbels, dargestellt von dem österreichischen Schauspieler Robert Stadlober, inszenierte den Diktator bis ins kleinste Detail als Führerfigur, als charismatischen Redner und scheinbaren Helden. Er sorgte für die Wirkung der Bilder in allen Medien, manipulierte die Menschen und befeuerte den antisemitischen Hass durch demagogische Reden. Langs Film ist eine Mischung aus Dokumentarfilm und fiktionalem Reenactment, die sich auf fundierte Quellen stützt. Mit „Führer und Verführer“ setzt der Regisseur ein klares Ziel: Es ist „ein Film für die Gegenwart“ und „ein Film gegen Verführung“. Über die Mechanismen des Nazi-Apparats, über Fake News und die kontroversielle Täterperspektive diskutiert Clarissa Stadler mit Regisseur Joachim A. Lang und Robert Stadlober live im Studio.
Dokumentation „Soundtrack of Arts 2: Goya – Mondrian – Madonna“ (23.30 Uhr)
Dass die Musik sich von der bildenden Kunst und der Performance Art inspirieren lässt, ist hochaktuell, doch nicht neu. Schon immer haben Komponistinnen und Komponisten berühmte Gemälde zum Ausgangspunkt ihrer Musik gemacht. Auch im zweiten Teil der Doku-Trilogie begeben sich Bloggerin und Kunsthistorikerin Julia Meyer-Brehm sowie Kunsthistoriker Henry Keazor auf eine spannende Reise zu den „Soundtrack of Arts“. Der Film von Axel Fuhrmann zeigt, wie die bildende Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts sowohl im Pop als auch in der zeitgenössischen klassischen Musik angekommen ist. Im Leben und Werk einer Sängerin wird das besonders deutlich: Madonna, die Queen der Popmusik, hat seit Beginn ihrer künstlerischen Karriere ein vielseitiges Interesse an den bildenden Künsten gezeigt und ist auch als leidenschaftliche Sammlerin bekannt. Ein weiteres zeitgenössisches Beispiel ist das Pantheon in Paris, für das der deutsche Bildhauer Anselm Kiefer und der französische Komponist Pascal Dusapin im Auftrag von Staatspräsident Emmanuel Macron ein Gesamtkunstwerk aus Klängen und Skulpturen schufen, das an die Toten des Ersten Weltkriegs erinnern soll. „Soundtrack of Arts“ zeigt auch wie Pop-Sängerin Katy Perry im Mondrian-Dress tanzt, wie Mondrian in New York den „Broadway Boogie Woogie“ malt und Auguste Renoirs Kinderbilder in der Musik von Jean Françaix lebendig werden. Der Rapper Drake performt in Räumen des Lichtkünstlers James Turrell, Sängerin Annie Clark verwandelt sich in eine überlebensgroße Skulptur von Ron Mueck und Böcklins „Toteninsel“ leuchtet in düsteren Orchesterfarben. Madonna imitiert die Malerin Tamara de Lempicka und Komponistin Olga Neuwirth schreibt neue Musik zum ältesten Musikvideo der Welt.
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