Sechs von zehn Österreicherinnen und Österreichern fürchten um Lebensstandard in der Pension | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

Sechs von zehn Österreicherinnen und Österreichern fürchten um Lebensstandard in der Pension

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  • Vor allem Frauen und Jüngere sind besonders pessimistisch      
  • Mehrheit spricht sich für steuerliche Anreize bei privater Vorsorge aus
  • Immer mehr Jüngere wollen regelmäßig privat vorsorgen

„Kann ich mir in der Pension mein Leben noch leisten?“ Diese Frage stellen sich angesichts der aktuellen Entwicklungen immer mehr Menschen in Österreich. Eine aktuelle Studie, die von Unique Research im Auftrag des VVO durchgeführt wurde, ging der Frage nach, wie Österreich über die Pension und private ergänzende Vorsorge denkt. Die Ergebnisse zeigen dringenden Handlungsbedarf: 58% der Österreicherinnen und Österreicher sind überzeugt, dass ihre staatliche Pension alleine nicht ausreichen wird, um den gewünschten Lebensstandard im Alter zu halten. Bei den Frauen sind es sogar rund zwei Drittel, bei den 30- bis 39-Jährigen ist die Skepsis mit 61% ebenfalls sehr groß.

Mag. Rémi Vrignaud, Präsident des Verbandes der Versicherungsunternehmen Österreichs VVO: „Das Bild ist eindeutig: Die staatliche Altersvorsorge stößt an ihre Grenzen. Diese Botschaft ist schon bei den Österreicherinnen und Österreichern angekommen und vier von zehn können sich vorstellen, privat vorzusorgen – vor allem bei Jüngeren steigt die Bereitschaft. Für mehr als die Hälfte wären dabei steuerliche Anreize ein wesentlicher Motivverstärker. Die Politik sollte die Signale erkennen und die Eigenvorsorge endlich mit attraktiven Anreizmodellen fördern.“

Denn: Knapp die Hälfte der Befragten gibt an, dass sie sich vorstellen kann, privat zusätzlich vorzusorgen. Allerdings wünscht sich auch jeder Zweite von ihnen stärkere steuerliche Förderungen seitens der Politik. Dies ist umso wichtiger, zumal laut vorliegender Studie für sechs von zehn Befragten, eine private Vorsorge aktuell nicht leistbar ist. „Das Vertrauen in die staatliche Pension ist leider gering. Bei einer durchschnittlichen Alterspension von derzeit 1.579 Euro brutto im Monat überrascht das wohl kaum. Junge Menschen sorgen sich besonders, dass die staatliche Pension für sie nicht reichen wird, oder fragen sich, ob sie später überhaupt noch eine Pension bekommen werden. Aber sie wären durchaus bereit, selbst ergänzend vorzusorgen, können es sich aber oft nicht leisten. Die Politik muss ihrer Verantwortung gerecht werden und die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen, damit die private Vorsorge für alle attraktiver wird“, betont Mag. Christian Eltner, Generalsekretär des Verbandes der Versicherungsunternehmen Österreichs VVO.

Demografie setzt staatliches System unter Druck

Der demografische Wandel lastet schwer auf dem Pensionssystem. Trotz des deutlichen Anstiegs der Lebenserwartung verharrt das Pensionsantrittsalter auf dem gleichen Niveau wie vor 50 Jahren. Die Folge: Der Staatshaushalt wird immer stärker belastet und Österreichs Wettbewerbsfähigkeit verliert an Boden. Hinzu kommt, dass Forschung und Entwicklung – durch die hohen Budgetzuschüsse für die Pensionen – die nötigen Mittel fehlen und die Innovationskraft in Österreich mittel- bis langfristig weiter zurückgeht. „So fehlt für wesentliche Zukunftsinvestitionen wie etwa im Gesundheitswesen, in der Bildung oder für die grüne Transformation die finanziellen Mittel – und das geht auf Kosten der nächsten Generationen“, sagt Dr. Ralph Müller, Vize-Präsident des Verbandes der Versicherungsunternehmen Österreichs VVO. Um das Pensionssystem zukunftsfit zu machen, plädiert er für das sogenannte Cappuccino-Modell. Also einer Kombination aus staatlicher Pension (1. Säule), Betriebspension (2. Säule) und privater Vorsorge (3. Säule). Dabei ist der Kaffee die staatliche Pension, der Milchschaum die betriebliche Rente und der Kakao – quasi on-top – steht für die private Vorsorge. „Das Cappuccino-Modell hat sich in vielen Staaten wie etwa in der Schweiz und den Niederlanden bereits seit Jahrzehnten bewährt. Und es ist somit kein Wunder, dass diese Pensionssysteme zu den nachhaltigsten der Welt zählen, währenddessen das österreichische Modell mehr und mehr auf die hinteren Ränge abrutscht“, so Müller.

Finanzielle Anreize für private Vorsorge 

Künftig müssen private und betriebliche kapitalgedeckte Vorsorgemodelle eine stärkere Rolle bei der Stützung des gesetzlichen Pensionssystems spielen. Vrignaud: „Die österreichischen Versicherer sind sich ihrer sozialen Verantwortung bewusst und bieten verschiedene Modelle zur Eigenvorsorge an – auch für jene, deren finanzielle Situation eingeschränkt ist. Es braucht jetzt den politischen Willen, um die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Eigenvorsorge für alle attraktiv wird. Beispielsweise durch eine Halbierung der Versicherungssteuer auf Lebensversicherungsprodukte.“ 

Daher werden folgende Forderungen an die Politik adressiert:

  • Es braucht eine faire Reform der Altersvorsorge, die der gesamten Bevölkerung die Möglichkeit gibt, ihr verfügbares Einkommen in der Pension zu erhöhen. Drei „Fairnesskriterien“ sind dabei besonders wichtig:
    • Die erste Säule ist ein wichtiger Grundpfeiler des Pensionssystems. Es ist davon auszugehen, dass zukünftige Pensionslücken größer werden und allein mit der staatlichen Pension der gewohnte Lebensstandard nicht gesichert ist.
    • Altersarmut, besonders bei Frauen und anderen vulnerablen Gruppen, muss noch stärker bekämpft werden.
    • In Ergänzung zur ersten Säule, muss die zweite (betriebliche) und dritte (private) Säule – wie auch in anderen europäischen Ländern – eine bedeutende Rolle übernehmen, um die Pensionen aufzubessern. Gleichzeitig sind private Lebensversicherungen mit Kapitalanlagen in Höhe von 65 Milliarden Euro und Auszahlungen von knapp 30 Millionen Euro pro Arbeitstag ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. 
  • Durch eine Senkung der Versicherungssteuer für Lebensversicherungen und einer Reform des geförderten privaten Altersvorsorgeprodukts können private Vorsorgemöglichkeiten attraktiviert werden. Auch würde eine Indexierung des seit 1975 nicht mehr inflationsangepassten Freibetrages für die betriebliche Zukunftssicherung auf 1.200 Euro ein attraktives und einfaches Instrument zur Mitarbeiterbindung schaffen und gleichzeitig Vorsorgemöglichkeiten für Arbeitende bieten.

Über die Studie 

Im Auftrag des VVO befragte das Marktforschungsunternehmen Unique Research 1.000 Österreicherinnen und Österreicher im Alter zwischen 18 und 65 Jahren zu ihrem Verständnis zum Thema Vorsorge. Die Befragung fand zwischen Ende Mai und Ende Juni 2024 statt.

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