ÖGB-Katzian: Grubenunglück von Hart-Enzenreith ist Mahnmal für Arbeitnehmer:innenschutz
„Wir gedenken heute einer Katastrophe, die keine hätte sein müssen. Das Grubenunglück von Hart-Enzenreith zeigt, welche verheerenden Folgen es haben kann, wenn der Schutz von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern fehlt oder vernachlässigt wird“, sagte ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian heute im Rahmen einer Gedenkfeier in Gloggnitz. Am 26. Juni 1924 forderte das größte Grubenunglück der Ersten Republik 29 Tote. Gewissenloses Vorgehen der Geschäftsleitung und unzureichende Sicherheitsvorkehrungen hatten zum Tod der Bergleute geführt: Nach einem Brand schickte die Werksleitung sie zu früh wieder in die Stollen. Ein übersehener Rohrbruch in der Lüftung führte zum Austritt von Kohlenmonoxid und damit zum qualvollen Tod der Männer. Mangelnde Sicherheitsschulungen und fehlende Investitionen in Schutzausrüstung verhinderten die Rettung.
Der Braunkohleabbau in der Region ist seit den 1940er-Jahren Geschichte, die Erinnerung an das Unglück immens wichtig, bedankte sich Katzian bei den Organisatoren der Feier. Dieser wichtige Beitrag zur Gedenkkultur sorge vielleicht auch für das immer noch notwendige Aufrütteln in Sachen Arbeitnehmer:innenschutz: „Das Thema hat leider nicht an Aktualität verloren. Wir erleben auch heute immer wieder, dass Arbeitnehmer:innenschutz als kostspieliges Übel betrachtet wird.“
Angriffe auf die Rechte der Arbeitnehmer:innen beginnen bei der Verhinderung von Betriebsräten oder der Behinderung ihrer Arbeit, es kommt auch vor, dass Unternehmen bei der Durchsetzung neuer Schutzbestimmungen bremsen. „Lauter werden auch jene Stimmen, die eine Entbürokratisierung einfordern, die wichtige Schutzinstitutionen wie die AUVA schwächen und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer somit gefährden wollen“, sagt der ÖGB-Präsident. Er höre mit dem Argument der Wettbewerbsfähigkeit immer öfter, dass der Aufwand für den Schutz zu groß wäre und Unternehmen mit zu hohen Auflagen belastet sind. „Wenn wir aber wollen, dass die arbeitende Bevölkerung während ihres Arbeitslebens und danach gesund und sicher leben kann, dann sollte uns das wohl jeden Cent wert sein. Abgesehen davon, dass gesunde Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer natürlich auch weniger Kosten für das Gesundheitssystem bedeuten“, betonte Katzian, der in diesem Zusammenhang auch der Dauerforderung nach einer Senkung der Lohnnebenkosten erneut eine Abfuhr erteilte. Auch die Beiträge zur Arbeitslosen- und Krankenversicherung werden ja damit finanziert.
„Das Grubenunglück in Hart-Enzenreith ist also auch ein Mahnmal dafür, dass der Schutz arbeitender Menschen niemals Sparmaßnahmen oder angeblicher Entbürokratisierung geopfert werden darf“, mahnte Katzian abschließend: „Dafür kämpfen Gewerkschaften auf der ganzen Welt, dafür setzen wir uns auch in Österreich ein. Nur sichere Arbeitsplätze tragen dazu bei, dass sich Katastrophen wie diese hoffentlich nicht wiederholen.“
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