„kulturMontag“: Milo Raus Festwochen-Bilanz, „Pussy Riot“-Aktivistin Nadya Tolokonnikovas Kunst in Linz, Dialektserie #sogamoi in Tirol | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

„kulturMontag“: Milo Raus Festwochen-Bilanz, „Pussy Riot“-Aktivistin Nadya Tolokonnikovas Kunst in Linz, Dialektserie #sogamoi in Tirol

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Wien (OTS) – Der von Peter Schneeberger präsentierte „kulturMontag“ am 24. Juni 2024 um 22.30 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON zieht u. a. Bilanz der zu Ende gehenden ersten Ausgabe der Wiener Festwochen unter Neo-Intendant Milo Rau, befasst sich mit der Arbeit der russischen Künstlerin und „Pussy Riot“-Aktivistin Nadya Tolokonnikova, der eine Ausstellung im Linzer OK, Ausstellungshaus und Labor für zeitgenössische Kunst, gewidmet ist, und präsentiert eine weitere Folge der neunteiligen Dialektserie #sogamoi, die diesmal in Tirol unterwegs ist. Anschießend an das Magazin steht die erste Ausgabe der vierteiligen Reihe „Visionen bauen“ (23.30 Uhr) auf dem Programm. Das Format stellt Architektinnen und Architekten ins Rampenlicht, die Antworten suchen auf die großen Fragen, die sich unserer Zivilisation heute stellen: Klimawandel, rasant wachsende Städte, Bildung und Ressourcenverbrauch, das Miteinbinden lokaler Communities und Vernetzung. In dieser Folge unternimmt Regisseur Diego Breit Lira eine filmische Reise nach Auroville in Indien.

Provokateur oder Schlawiner? Bilanz der ersten Wiener Festwochen unter Milo Rau

„Die politischsten Festwochen aller Zeiten“ hat Intendant Milo Rau im Vorfeld angekündigt. Nun geht das erste von ihm kuratierte Theater-, Musik- und Performance-Festival zu Ende und klar ist: Es waren außergewöhnliche und heiß diskutierte Wiener Festwochen. Schon vor der Eröffnung erregte die Rede des Philosophen Omri Boehm die Gemüter, es folgten Diskussionen über die Zusammensetzung des von Rau ins Leben gerufenen „Rats der Republik“. Ebenso polarisierte die Festwochen-Eröffnung, bei der der Neo-Intendant die „Freie Republik Wien“ ausrief. Die größte mediale Aufmerksamkeit erhielten aber die sogenannten Wiener Prozesse. Auch künstlerisch wurden die Festwochen zum Stadtgespräch. Von Florentina Holzingers Performance-Oper „Sancta“ über die Bühnenadaption von Kim de l’Horizons Roman „Blutstück“ bis zur ersten Opern-Regie von Milo Rau – Mozarts „Clemenza“ – die Vorstellungen waren ausverkauft, die Kritik uneins. Der „kulturMontag“ bittet Kulturjournalistinnen und -journalisten um ihre Einschätzung der Wiener Festwochen 2024 und ihr Resümee und bilanziert mit Milo Rau seine erste Festival-Ausgabe.

Putins Staatsfeindin Nr. 1 – Die Künstlerin Nadya Tolokonnikova im Linzer OK

Mit ihrem „Punkgebet“ in der Moskauer Erlöser-Kirche im Jahr 2012 verfluchte Nadya Tolokonnikova Russlands Präsidenten und landete dafür zwei Jahre in Lagerhaft. Als ausländische Agentin gebrandmarkt, floh sie ins Exil. Die russische Künstlerin, weltbekannt geworden als einer der Köpfe der feministisch-aktionistischen Punk-Band „Pussy Riot“, zeigt jetzt erstmals ihre Arbeiten in Europa, genauer im Linzer OK. Den Widerstandsgeist der heute 34-Jährigen haben die Gefängnismauern aber nicht zu brechen vermocht. Doch bis heute kämpft Tolokonnikova, die 2016 das Putin-kritische Buch „Anleitung für eine Revolution“ herausbrachte, psychisch mit den Folgen der Trennung von ihrer damals vierjährigen Tochter. In ihrer Kunst setzt sie sich eindringlich mit Widerstand und Repression auseinander und hat dafür eine ganz eigene visuelle Sprache entwickelt: anarchistisch, radikal und gleichzeitig berührend. Die Ausstellung ihrer Kunst im Linzer OK unter dem Titel „Rage“ zeigt auch eine Auswahl der Aktionen von Pussy Riot. Über Kunst, ihre Performance „Punk Prayer“, die der britische Guardian unter die wichtigsten Kunstwerke des 21. Jahrhundert einreiht, ihr Leben im Exil und Putins Russland spricht Nadya Tolokonnikova mit Peter Schneeberger live im Studio.

Dem Tiroler Dialekt auf der Spur – Neue Folge der #sogamoi-Serie

Die jüngste Ausgabe der „kulturMontag“-Dialektserie #sogamoi ist in Tirol unterwegs. Für die einen klingt der dort gesprochene Dialekt wie eine Halskrankheit, den anderen schenkt das Tirolerische ein wohliges Gefühl. Das kehlig ausgesprochene „K“ wird am häufigsten mit diesem Bundesland in Verbindung gebracht, doch von Landeck bis Lienz, von Ischgl bis Kitzbühel gibt es eine unglaubliche Vielfalt an sprachlichen Besonderheiten und Lautunterschieden. Während die Täler vor 100 Jahren noch abgeschlossener waren und alte Dialekte bewahrt blieben, verschwinden oder verändern sich heute viele Begriffe durch die zunehmende Mobilität und Technologisierung der Menschen. Der „kulturMontag“ begleitet Sprachwissenschafterin Yvonne Kathrein, die für das Tiroler Dialektarchiv unterwegs ist und Dialektaufnahmen von sogenannten Gewährspersonen sammelt. Der Autor und Filmemacher Händl Klaus erzählt von seinen Erlebnissen als Tiroler in Berlin und den Erfahrungen, in seiner Kindheitssprache zu schreiben. Aufrührende Themen wie die Rückkehr des Wolfs und Après-Ski in Ischgl behandelt das aus dem Tiroler Oberland stammende und im Dialekt performende Rap-Trio „Von Seiten der Gemeinde“ in seinen kritischen Songs.

Dokumentation „Visionen bauen – Auroville/Indien“ (23.30 Uhr)

Indiens Megacitys platzen aus allen Nähten. Das Land hat 1,4 Milliarden Einwohner:innen und jährlich kommen mehr dazu. Die Kräne und Bagger auf den Baustellen stehen niemals still. Um neuen Wohnraum zu schaffen, bläst die Bauindustrie Tag für Tag gigantische Mengen CO2 in die ohnehin schon verpestete Luft. Die Bevölkerung kann kaum noch atmen.
Im Süden des Landes liegt Auroville. Eine wahre Oase, verglichen mit Städten wie Mumbai oder Neu-Delhi. Auroville versteht sich als Versuchslabor und zieht faszinierte Architekt:innen aus aller Welt an. Anupama Kundoo ist eine von ihnen und forscht seit vielen Jahren an alternativen Bausubstanzen.
Die Architektin aus Mumbai arbeitet mit Ziegeln, die in Töpfereien der Region hergestellt werden. Und zwar nicht mit energiefressenden Maschinen, sondern in Öfen, die aus dem Material bestehen, das sie brennen sollen. Die regionalen Ziegel mögen weniger hart sein als industriell gefertigte Stücke, dafür sind sie dünner und leichter. Klug eingesetzt tragen auch sie schwere Lasten. Außerdem experimentiert Kundoo mit Ferrozement: Wie kann man ihn sparsam und mit möglichst geringem Stahlverbrauch einsetzen?
Auroville wurde 1968 am Reißbrett entworfen und versteht sich nicht nur in Sachen Architektur als Experimentierfeld. Privatbesitz gibt es nicht, das Individuum ist Teil der Gemeinschaft. Und der Gemeinschaft gehört hier alles. Anupama Kundoo fühlt sich von der Kreativität und der Spiritualität des Ortes beflügelt. „Die Stadt ist ein Labor, in dem wir uns ohne Angst vor dem Scheitern den Fragen der Zukunft stellen.“ Der Film fängt diesen Geist ein.

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