Best of ASCO 2024: Cure & Care – Palliativmedizin neben innovativen Therapien im Fokus
Beim ASCO 2024 – dem weltweit wichtigsten Kongress der klinischen Onkologie – wurden Therapie-Innovationen präsentiert, die auch für Patient:innen in Österreich Fortschritte in der Behandlung bringen werden. Gleichzeitig stellte die internationale Krebs-Community die Palliativbetreuung als roten Faden in den Fokus, der alle Therapiegebiete durchzieht.
„Der ASCO in Chicago ist das unbestrittene Highlight der weltweiten onkologischen Community. Denn die dort präsentierten Trends und Studien bilden ab, wohin die Reise in der Krebsbehandlung in den nächsten Jahren gehen wird“, unterstreicht Prim. Univ.-Prof. Dr. Ewald Wöll, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie & Medizinische Onkologie (OeGHO). „Für viele Kolleg:innen ist eine Teilnahme am Kongress aber nicht möglich, um die Bedeutung der Neuigkeiten für den klinischen Alltag in Österreich einordnen zu können. Deshalb freuen wir uns, als zertifizierter Partner mit dem ‚Best of ASCO‘ erneut einen Überblick über die wichtigsten Entwicklungen zu geben und die Relevanz gemeinsam mit sieben weiteren onkologischen Fachgesellschaften zu diskutieren.“
„From Comfort to Cure“ – Palliativmedizin als Motto und roter Faden durch den Kongress
„Als roter Faden zog sich dieses Jahr das Thema Palliativmedizin durch viele Sessions“, geht PDin Dr.in Kathrin Strasser-Weippl, MBA, neue medizinische Leiterin der OeGHO, auf die inhaltlichen Schwerpunkte ein. „In der Eröffnungsrede erinnerte die ASCO-Präsidentin daran, dass schon Hippokrates meinte, man solle vernünftigerweise von der Medizin erwarten, manchmal zu heilen, oft zu lindern und immer zu pflegen. Das hat sich bis heute nicht geändert. Auch in der klinischen Praxis mit höchsten Standards muss die Palliativbetreuung immer mitgedacht werden – bei allen Fortschritten der Behandlung.“
Dazu passend wurde von der American Society of Clinical Oncology (ASCO) erst im Mai 2024 eine neue Richtlinie zur Palliativbetreuung von Krebspatient:innen publiziert und beim Kongress in Chicago promotet. Und auch innerhalb der OeGHO wird dieser Aspekt noch mehr Gewicht erhalten. „Die nächste Frühjahrstagung werden wir in Kooperation mit der Österreichischen PalliativGesellschaft gestalten“, so Wöll.
Telemedizin in der Palliativmedizin laut Studie mit großem Potenzial
Als eine richtungsweisende Studie zu diesem Thema greift Strasser-Weippl die Untersuchung zu Telemedizin in der Palliativbetreuung von Lungenkrebs-Patient:innen heraus: „Es zeigte sich in der REACH PC Trial erstaunlicherweise, dass telemedizinische Palliativbetreuung mindestens genauso gut ist wie persönlicher Kontakt. Das eröffnet vor allem in der Versorgung von entfernt lebenden Patient:innen neue Möglichkeiten.“
Die drei wichtigsten Themen beim ASCO 2024
Darüber hinaus sind für Strasser-Weippl drei Themen die ganz großen Schwerpunkte des ASCO 2024:
- Krebs & Immunsystem
Unverändert stehen Therapien, die das Immunsystem gegen die Krebserkrankung aktivieren, im Fokus der Fachwelt und waren mit einer Reihe von Innovationen beim ASCO 2024 vertreten. Dazu zählen monoklonale Antikörper (sowohl gegen Tumorantigene gerichtet als auch Immuntherapie im engeren Sinne), Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (bei der Chemotherapie gewissermaßen an den Antikörper gekoppelt ist), Antikörper-Radionuklid-Konjugate (strahlenemittierende Substanzen, gekoppelt an Antikörper), bispezifische Antikörper, CAR-T-Zelltherapien und Krebs-Vakzine, wobei Letztere noch keine klinische Relevanz haben.
Als Beispiel nennt Kathrin Strasser-Weippl die NADINA Studie: Während bisher beim Melanom mit Lymphknotenmetastasen kaum eine Therapie das Überleben zu verbessern vermochte, zeigte sich, dass die adjuvante Behandlung mit einer doppelten Immuntherapie die Rezidivrate um fast 70 Prozent reduzieren konnte. - ADCs (Antikörper-Wirkstoff-Konjugate)
ADCs, bei denen zielgerichtete Antikörpertherapie und Chemotherapie kombiniert werden, präsentierten sich beim ASCO ebenfalls weiterhin als sehr vielversprechend. „Da ist noch eine Vielzahl an Therapien zu erwarten“, so Strasser-Weippl. „Elf wurden jüngst von der FDA genehmigt, 190 sind in der klinischen Forschung, und zwar für verschiedenste Indikationen.“ Dennoch sind viele Fragen offen – etwa zum idealen Zeitpunkt der Gabe und der Frage, ob man mehrere ADCs in Folge geben kann, zur Überwindung von Resistenzen, aber auch dazu, „wie viel Antigen eine Tumorzelle braucht“, um von einem ADC effektiv erreicht zu werden. Ein Beispiel für Letzteres ist die Destiny-Breast-06-Studie, bei der äusserst wenig Zielantigen auf den Tumorzellen ausreichte, um einen großen Therapieeffekt durch das ADC zu sehen. - ctDNA (Zirkulierende Tumor-DNA)
Als große Zukunftshoffnung identifiziert die wissenschaftliche Leiterin der OeGHO zirkulierende Tumor-DNA (ctDNA; circulating tumor DNA), also zellfreie DNA-Fragmente, welche von malignen Tumoren oder zirkulierenden Tumorzellen stammen und in Körperflüssigkeiten wie Blut nachweisbar sind. Sie könnten in unterschiedlichen Einsatzbereichen Fortschritte bringen – in Screening und Diagnose, im Behandlungsmonitoring, in der Detektion des molekularen Profils eines Tumors und in der Identifizierung von Resistenzen. „Die Studien dazu lassen zweifellos demnächst maßgebliche Fortschritte erwarten. Der ganz große Durchbruch, der unmittelbar zur klinischen Anwendung kommen kann, ist heuer noch nicht erreicht.“
„Zusammenfassend lässt sich über den ASCO 2024 sagen, dass erneut eine Fülle an therapieverändernden Neuigkeiten präsentiert wurde und wir Onkolog:innen gefordert sind, all diese Informationen in unsere klinische Praxis einzuordnen“, so Strasser-Weippl. „Gleichzeitig bleibt es aber unsere Aufgabe, neben „Cure“, also der angestrebten Heilung, auch das „Caring“, das heißt, die menschliche Betreuung, unserer Patient:innen, nicht zu vernachlässigen und beides im Alltag gleichermaßen umzusetzen.“
Als interessant wurden weiters Erkenntnisse von den einzelnen Fachgesellschaften herausgegriffen und erläutert. Nähere Informationen dazu finden Sie im PDF der Presseinformation.
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