SOS-Kinderdorf zum Weltflüchtlingstag: Kinderrechte gelten für ALLE Kinder
„Für Kinder ist das Erleben von Krieg und Flucht besonders traumatisierend und belastend. Deshalb brauchen sie besonderen Schutz und Fürsorge“, sagt Christian Moser, Geschäftsführer von SOS-Kinderdorf anlässlich des Weltflüchtlingstages. „Es ist das Recht dieser jungen Menschen, dass sie kindgerechte Hilfe bekommen, ganz egal, wo sie geboren wurden. Und es ist unsere gesellschaftliche Pflicht, ihnen ein geborgenes Aufwachsen zu ermöglichen und damit die Chance auf eine stabile und selbstbestimmte Zukunft. Leider wird ihnen dieses Recht in Österreich viel zu oft verwehrt.“
Die österreichische Politik habe es seit vielen Jahren verabsäumt die dafür notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, kritisiert Moser. „Geflüchtete Kinder und Jugendliche werden immer noch anders behandelt als andere Kinder in Österreich. Sie werden systematisch in ihrer Entwicklung und ihrem Alltag benachteiligt und es bleiben ihnen wesentliche Kinderrechte verwehrt.“
Konkret sieht SOS-Kinderdorf dringenden Handlungsbedarf in drei Bereichen:
- Ersatz für elterliche Fürsorge und Obsorge für allein geflüchtete Kinder ab dem ersten Tag.
- Ausreichende Ressourcen und Fördermöglichkeiten für geflüchtete Kinder im Österreichischen Schul/Ausbildungssystem.
- Umfassende psychosoziale Versorgung und Ausbau von Therapieangebot.
Sicheres Umfeld zum Ankommen
Aktuell befinden sich österreichweit über 500 junge Geflüchtete ohne erwachsene Begleitpersonen in Großquartieren. „Das ist kein guter, stabilisierender, kindgerechter Ort. Ihre Unterbringung dort ist ein kinderrechtliches Versagen der österreichischen Politik“, so Moser. „Was es braucht, ist eine kindgerechte Betreuung in kleinen Gruppen in einer liebevollen Umgebung, um die jungen Menschen gut zu begleiten, sie zu stabilisieren und sie dabei zu unterstützen, ihre Traumata zu bewältigen und einen positiven Blick in die Zukunft zu richten. Es ist wichtig, dass geflüchtete junge Menschen so schnell wie möglich einen dauerhaften guten Wohnort haben und die jungen Geflüchteten, die ohne ihre Eltern nach Österreich kommen, so rasch wie möglich eine Alternative zur elterlichen Fürsorge und Obsorge bekommen. Also eine entsprechende Betreuung und Begleitung durch Bezugspersonen bzw. pädagogische Fachkräfte, wie es auch für andere Kinder in Österreich Standard ist.“
Bildungsperspektiven
„Bildung ist nicht nur eines der dringendsten Bedürfnisse von jungen Menschen, sondern auch ein Kinderrecht. Bei geflüchteten Kindern und Jugendlichen kommt zum allgemeinen Bedürfnis nach Bildung natürlich die dringende Notwendigkeit hinzu, so schnell wie möglich die deutsche Sprache zu lernen, um am Leben in Österreich teilhaben zu können“, so Moser. Darüber hinaus fordert Moser, dass alle Jugendlichen in Österreich, egal welchen Aufenthaltsstatus sie haben, in die Ausbildungspflicht einbezogen werden. „Nach dem Ende der Schulpflicht stehen viele junge Geflohene buchstäblich auf der Straße. Eine Berufsausbildung beginnen zu können, wäre für sie in ihrer persönlichen Entwicklung äußerst wichtig, aber auch für uns als Gesellschaft eine große Chance. Die Zurückhaltung der Politik in dieser Frage ist mir in Anbetracht des eklatanten Fachkräftemangels völlig unverständlich,“ so Moser.
Psychosoziale Versorgung / Therapie
„Junge Menschen brauchen Stabilität. Kinder und Jugendliche nach der Flucht haben genau das meist nicht“, warnt Moser. „Sie haben ihre Heimat, ihr Zuhause, ihre Angehörigen, ihre Freundinnen und Freunde verlassen müssen. Zu alledem sind sie oft ALLEINE in Österreich. Das macht es noch schwerer, mit den traumatischen Erlebnissen umzugehen.“ In Österreich sei die psychosoziale Versorgung von Kindern und Jugendlichen nicht sichergestellt. Die Wartezeiten auf einen Therapieplatz seien unzulässig lange. „Stellen Sie sich vor, wie anstrengend und ungleich schwieriger die Suche nach der passenden Therapie für einen geflüchteten jungen Menschen ist, noch dazu wenn es sprachliche Hürden zu überwinden gilt. Wir lassen geflüchtete Kinder und Jugendliche viel zu lang mit ihrem Leid alleine und riskieren damit dauerhafte psychische Probleme, Retraumatisierungen und Langzeitfolgen“, so Moser abschließend.
Spendenmöglichkeit:
In Einrichtungen, wie dem Clearing-house in Salzburg betreut SOS-Kinderdorf Jugendliche, die ohne ihre Eltern oder enge Bezugspersonen nach Österreich gekommen sind. Damit junge geflüchtete Menschen dort gut aufwachsen können, braucht es auch finanzielle Unterstützung. www.sos-kinderdorf.at/clearinghouse
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